Studie behauptet: Frauen mögen positiven Sexismus
Im „Personality and Social Psychology Bulletin“ wurde eine neue Studie veröffentlicht, die zu dem Ergebnis kam, dass Frauen sich stärker zu Männern hingezogen fühlen, die Eigenschaften haben, die als wohlwollend sexistisch bezeichnet werden.
Im Zuge der Untersuchung wurden Frauen gebeten, unterschiedliche Interaktionen mit Männern auf einer Sexismus-Skala zu bewerten. Dabei unterscheidet man gemeinhin zwischen zwei Arten von Sexismus, dem feindlichen (hostilen) und wohlwollenden (benevolenten) Sexismus. Bei Letzterem handelt es sich um eine Art des Sexismus’, die oft kaum als solcher zu erkennen und daher sehr subtil ist. In diesen Fällen werden positive Haltungen gegenüber Frauen dazu benutzt, die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern stringent aufrechtzuerhalten. Hierzu zählt beispielsweise die Einstellung, dass Frauen umsorgt und beschützt werden müssen.
In der Studie wurden die Frauen nach der Sexismus-Skalierung gebeten, die Attraktivität und Wärme der Männer zu bewerten. Im Ergebnis schnitten jene Männer, die Frauen als völlig gleichwertig behandelten und ihnen keine besondere Behandlung zukommen ließen, weniger gut ab als ihre Konkurrenten, die sich als „Beschützer“ verhielten. Die Forscherin Pelin Gul und ihr Kollege Tom Kupfer kategorisierten diese Art von Verhalten als „wohlwollend sexistisch“. Laut Studienergebnis fühlen sich Frauen demnach häufiger zu Männern mit jenen Verhaltensweisen hingezogen, weil diese ihnen eine Aussicht auf eine Bindung vermitteln.
Die Ergebnisse der Studie würden belegen, so die Forscher, dass selbst Frauen, die sich eine gleichberechtigte Beziehung wünschen, jene gewisse versteckt sexistische Art an Männern anziehend fänden. Dazu würde unter anderem auch zählen, bei Verabredungen die Rechnung zu begleichen und beispielsweise Türen aufzuhalten. Der Umstand, dass diese Präferenzen sowohl bei Frauen mit progressiven feministischen Einstellungen als auch bei traditioneller eingestellten Frauen gleichermaßen vorhanden seien, weise außerdem darauf hin, dass es sich um allgemeine Präferenzen von Frauen handeln könnte.
Eine Studie der britischen Coventry University und der Aberystwyth University aus dem Vorjahr besagte, dass Frauen Männer bevorzugen, die sie als reich und muskulös wahrnehmen. Die Forscherin Adrienne Evans leitete von den Reaktionen auf Bilder von Männern aus der Londoner U-Bahn, die unbemerkt aufgenommen und auf die Seite TubeCrush gestellt wurden, Annahmen über die Präferenzen von Frauen ab. Hinweise auf Reichtum sowie Muskeln würden demnach für Frauen nach wie vor wichtige Argumente bei der Partnerwahl sein.
Die britische Journalistin und Feministin Harriet Minter kritisierte die neue Studie im „The Independent“ für ihren Sexismus-Begriff: „An Sexismus gibt es nichts wohlwollendes […] Es geht dabei immer um Macht […] ‚Wohlwollender Sexismus‘ ist ein Widerspruch an sich.“
Durch die Begriffe, mit denen sie hantiere, verstärke die Studie sogar bestehende herablassende Erklärungsmuster: „Man bezahlt nicht das Abendessen, weil man wohlwollend ist, man tut es, weil man jemanden mag und die Person einladen will, unabhängig von ihrem Geschlecht und vor allem unabhängig davon, was diese Geste über den eigenen Status im Vergleich zu der anderen Person aussagt.“
In der Studie gehe es ihrer Ansicht nach vielmehr darum, die Dating-Regeln im 21. Jahrhundert zu erforschen. Diese seien derzeit verständlicherweise viel unklarer für alle Beteiligten als noch vor einigen Jahrzehnten. „Eine interessantere Forschungsfrage wäre doch: Wie finden es Männer, wenn Frauen ihnen das Abendessen bezahlen oder finden, dass sie stark und fähig sind?“, schlägt sie stattdessen vor. „Würden sie das als wohlwollenden Feminismus empfinden?“