Studie zeigt: Männer brauchen feste Beziehungen – mehr als Frauen

Heterosexuelle Männer reden seltener über ihre Gefühle, so die Autoren einer Studie. Darum seien Beziehungen, in denen sie sich einer Partnerin anvertrauen, besonders wichtig. - Copyright: picture alliance / Westend61 | Vira Simon
Heterosexuelle Männer reden seltener über ihre Gefühle, so die Autoren einer Studie. Darum seien Beziehungen, in denen sie sich einer Partnerin anvertrauen, besonders wichtig. - Copyright: picture alliance / Westend61 | Vira Simon

Schon die Märchen unserer Kindheit machen uns weis: Frauen brauchen einen Mann, der sie vor dem tristen Single-Dasein bewahrt. Schneewittchen, Aschenputtel, Rapunzel – sie alle finden ihr Glück in einem Prinzen, der sie aus einem Sarg errettet, aus der Armut oder einem steinernen Verlies befreit. Am Ende leben sie erfüllt in einem Schloss an der Seite ihres Mannes.

Dass Frauen zwangsläufig ihre persönliche Erfüllung in einer Liebesbeziehung finden, zieht sich nicht nur als Motiv durch Märchenerzählungen. In etlichen Filmen oder Zeitschriften ist die Suche nach „Mr. Right“ vor allem ein Thema für das weibliche Publikum. An Männer richten sich Diskurse über die vermeintlich existenzielle Bedeutung einer festen Beziehung seltener und weniger vehement. Dabei sind es gerade die Männer, die abhängiger von romantischen Partnerschaften sind, wie eine neue Studie zeigt.

Studie: Männer sind abhängiger von Liebesbeziehungen als Frauen

„Männer sind offenbar tendenziell stärker darauf fokussiert, feste Beziehungen einzugehen. Außerdem wirken sich diese Beziehungen bei Männern positiver auf Wohlbefinden und Gesundheit aus als bei Frauen“, schreiben Psychologinnen und Psychologen der Humboldt-Universität zu Berlin, der University of Minnesota und der Vrije Universiteit Amsterdam.

Das deutsch-amerikanisch-niederländische Team hat die Ergebnisse von 50 psychologischen und soziologischen Studien der vergangenen 20 Jahre ausgewertet, die sich mit dem Verhalten von Menschen in Beziehungen beschäftigen. Am Ende erstellten sie daraus ein Modell über Geschlechtsunterschiede in verschiedenen Phasen von Beziehungen, das sie in der Fachzeitschrift „Behavioral and Brain Sciences“ veröffentlichten. Die Studie beruht ausschließlich auf Befunden zu heterosexuellen Beziehungen, zumeist in westlichen Industrieländern. Auf queere Partnerschaften gehen die Autorinnen und Autoren nicht ein.

Gesellschaftliche Normen schränken Männer ein, offen über Gefühle zu sprechen

Heterosexuelle Männer sind laut den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weitaus abhängiger von ihren Partnerinnen als umgekehrt. Denn diese geben ihnen größeren seelischen Rückhalt als etwa ihre Freunde. „Soziale Normen haben einen Einfluss darauf, dass Frauen häufiger Emotionen mit anderen teilen und sich gegenseitig stärker unterstützen als Männer das tun. Schon kleine Kinder erleben diese Normen, denen zufolge es für Mädchen viel üblicher und angemessener ist als für Jungen, Emotionen und Verletzlichkeiten zu teilen“, erklärt Mitautor Paul van Lange. Ohne Partnerinnen fehle Männern eine Bezugsperson, der gegenüber sie sich öffnen können.

Das könne sich negativ auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Männer auswirken. „Selbst die Lebenserwartung von Männern hängt stärker davon ab, ob sie in einer festen Beziehung leben, als das bei Frauen der Fall ist“, so Forscherin Iris Wahring.

Insgesamt offenbare ihre Auswertung die Schlüsselrolle, die Beziehungen und Freundschaften für die Gesundheit spielen, so die Autorinnen und Autoren.

mj