Denkspiele für den Hund: So beschäftigst du deinen Vierbeiner sinnvoll
Spiele fördern die geistige Fitness der Tiere und das Denkvermögen
Die beruhigende und entspannende Wirkung eines Hundes auf Menschen hat sich nun auch in einer südkoreanischen Studie bestätigt. Die Studie zeigt: Tätigkeiten wie das Spielen, Spazierengehen oder Streicheln der Hunde haben eine positive Wirkung auf die Gehirnaktivitäten der gesunden Teilnehmenden und sorgen für Entspannung, eine erhöhte Konzentration und Kreativität. Außerdem kann der Umgang mit den Tieren menschlichen Stress verringern und positive emotionale Reaktionen hervorrufen. Das alles tut der Hund für uns.
Die Frage, die man sich jetzt stellen kann, ist aber: Was können wir für die Hunde tun, um ihr Leben möglichst abwechslungsreich zu gestalten und die süßen, flauschigen Köpfchen zu beschäftigen?
Hier sind Denkspiele und einige Ideen, um deinen Hund bei Laune zu halten.
Intelligenz von Hunden vergleichbar mit der von Kleinkindern
Mit dem Hund spazieren zu gehen, ist die eine Sache – den Geist und die Sinne des Vierbeiners zu trainieren, die andere. Wie wir Menschen sollte auch unser Hund ab und an die grauen Zellen in Gang bringen, Rätsel lösen oder an einigen Aufgaben tüfteln.
Hunde sind durchaus in der Lage, in kleinen Schritten logisches Denken zu erlernen. Wie aus zahlreichen Studien des Psychologen Stanley Coren hervorging, ist die Intelligenz der Hunde vergleichbar mit der eines 2-jährigen Kleinkindes. Wie eine weitere Studie zeigt, können die Tiere auch erkennen, wenn Menschen absichtlich gemein zu ihnen sind.
Hunde können zwar die Folgen ihres Handelns noch nicht wirklich vorhersehen – sie sind aber in der Lage, bestimmte Abfolgen zu erlernen und einfache Sachverhalte einzuordnen. Dabei hat die Rasse des Hundes natürlich auch Auswirkungen auf die Intelligenz – leider sind demnach nicht alle Hunde "gleich schlau".
Einige Hundebesitzer*innen mussten diese Erfahrung sicherlich beim Spazierengehen schon machen – wenn der begabte Border Collie von nebenan mal eben auf sämtliche noch so absurden Anweisungen hört und Farben unterscheiden kann und der eigene Hund Müll von der Straße frisst. Die Intelligenz der Hunde besteht aus drei Teilen: Instinkt, adaptive Intelligenz und Gehorsam.
Der Instinkt bezeichnet hier das angeborene Verhalten, die adaptive Intelligenz beschreibt, wie gut der Hund von seiner Umwelt lernt, Probleme zu lösen, und der Gehorsam ist als eine Art schulisches Lernen zu verstehen. Denkspiele fördern das Gehirn des Hundes und stärken seine Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen und Aufgaben zu lösen. So können geistige Herausforderungen auch helfen, Verhaltensprobleme des Tieres zu reduzieren.
Einfache Denkspiele: Verstecken, Angeln und Becherspiel
Denkspiele sorgen für eine geistige Stimulation, fördern die Fähigkeiten zur Problemlösung und das Wohlbefinden und bauen Stress ab. Wichtig zu beachten: Die Aufgaben sollten nicht zu schwer sein für den Hund – geistig auspowern muss man das arme Tier auch nicht! Denn genauso wie wir Menschen kann natürlich auch der Hund überfordert werden. Deshalb sollte man auch nicht zu lange mit dem Tier spielen, um es nicht zu ermüden.
Ideen für Denkspiele
Im Gegensatz zu uns Menschen hat der Hund einen viel ausgeprägteren Geruchssinn, den man durchaus noch weiter trainieren und für Spiele nutzen kann. Ein mögliches Denkspiel ist die Suche nach Leckerlis. Bei der einfachen Variante versteckt man die Leckerlis an gut für den Hund erreichbaren Orten. Man könnte auch über die Anschaffung eines Schnüffelteppichs nachdenken. Dieser bietet vielfältige Versteckmöglichkeiten für Leckerlis.
Eine Variante des Leckerli-Suchens ist, sich selbst zusammen mit den Leckerlis zu verstecken. Auch hier sollte man es nicht zu kompliziert machen – das Tier soll schließlich keine Verlustängste bekommen. Das Versteck-Spiel beginnt damit, den Hund mit einem Kommando an einem Ort warten zu lassen, während man selbst sich versteckt. Mit dem Kommando "Komm" oder "Such" darf der Hund die Suche starten. Das Leckerli zur Belohnung sollte man direkt auf der Hand haben, damit das Tier den Prozess des Findens mit dem Leckerli verknüpft.
Eine Version, in der ebenfalls Leckerlis versteckt werden, man selbst aber nicht immer wieder neue kreative Verstecke suchen muss, ist das Becherspiel. Hierzu einfach ein Leckerli unter einem von drei Bechern verstecken. Wichtig: Lass deinen Hund dabei zusehen, wo du die Belohnung versteckst und auch, wie die Becher bewegt werden. Das Spiel fördert die Aufmerksamkeit des Tieres und das Gedächtnis – schließlich muss es sich merken, wo das Leckerli versteckt ist. Im Zweifelsfall regelt aber auch hier sicherlich der Geruchssinn!
Ein weiteres Spiel, bei dem der Geruchssinn gefragt ist, ist das Angeln von Leckerlis aus einer Box. Hier wird auch noch die motorische Fähigkeit des Tieres trainiert. Zu diesem Spiel hätten wir zwei Varianten, die sehr unterschiedlich sind und unterschiedliche Fähigkeiten des Hundes voraussetzen. Variante 1 bringt auch die nötige Abkühlung für die Fellnasen an heißen Sommertagen: Hierzu einfach eine kleine Box mit Wasser befüllen. In der Box befinden sich wiederum kleine Schalen. Das können Sandförmchen oder Aufbewahrungs-Dosen sein – Hauptsache ist, sie schwimmen an der Wasseroberfläche. In jeden Behälter kommt ein Leckerli. Die Aufgabe besteht für den Hund nun darin, an die Leckerlis zu kommen, was gar nicht mal so leicht ist – schließlich bewegen sich die Dosen auf dem Wasser.
Eine etwas schwierigere Variante, die etwas näher am eigentlichen Angeln ist, besteht darin, ein Leckerli an einer Schnur aus einer Flasche zu fischen. Am Ende der Kordel befindet sich das Leckerli – der Hund muss versuchen, diese aus dem Gefäß zu ziehen. Voraussetzung hierfür ist, dass das Tier bereits gelernt hat, dass es an einem Strick oder dergleichen ziehen kann. Hier muss man auf jeden Fall darauf achten, dass der Vierbeiner nur das Leckerli frisst und nicht die Schnur auch noch in alle Einzelteile zerlegt und zum Nachtisch futtert.
Interaktive Spielzeuge: Puzzle-Board und Futterflasche
Bereits beim Becherspiel sollte ja das Gedächtnis des Hundes geschult werden – leider ist bei diesem Spiel das Betrügen mit dem Geruchssinn nicht weit. Warum sollte sich der Vierbeiner auch etwas merken, wenn man es ganz einfach erschnüffeln kann?
Deshalb folgen hier ein paar Spiele, bei denen das Tier die grauen Zellen ordentlich in Schwung bringen muss. Spiel Nummer 1 ist das Puzzle-Board: Dabei handelt es sich um ein Intelligenzspiel, bei dem Leckerlis in kleinen, verschiebbaren Schubfächern verstaut werden. Die leckeren Belohnungen können in beliebig vielen Fächern untergebracht werden – die Deckel der Fächer lassen sich mit der Schnauze oder den Pfoten verschieben. Der Hund muss also selbst nachdenken, wie er welches Fach versetzt, um an die Leckerlis zu kommen.
Intelligenzspiele wie dieses gibt es zahlreich zu kaufen: Wer aber lieber Spiele selbst basteln möchte, kann auch dies tun. Wie wäre es zum Beispiel mit einer interaktiven Futterflasche? Dazu benötigt man nur eine stabile Plastikflasche und einen Stock – vielleicht sogar den Lieblingsstock, den der Vierbeiner beim letzten Spaziergang nicht loslassen wollte und stur mit nach Hause geschleppt hat. Für das Denkspiel müssen nun Löcher in die Flasche gestanzt werden, bevor sie mit Leckerlis gefüllt wird. Die Löcher sollten so groß sein, dass die Leckerlis auch hindurchpassen. Nun ist der Hund dran: Mit Geschick muss er nun versuchen, die Flasche zu drehen und zu wenden, um die kleinen Belohnungen zu befreien.
Auch hier können natürlich Varianten erstellt werden: Je weniger Löcher es gibt, desto geringer ist die Chance für den Hund, an die Belohnung heranzukommen.
Denkspiele für die geistige Entwicklung: Apportieren und Geruchsdifferenzierung
Abgesehen vom Fressen von Leckerlis gibt es auch noch andere Leidenschaften des Hundes, die man spielerisch im Alltag einbauen kann. Dazu zählt auch das Apportieren. Viele Hunde haben Spaß daran, Dinge zu Fangen und zurückzubringen. Auch hier kann man schrittweise schwierigere Level einbauen.
Der Start könnte sein, das Apportieren mit einem Kommando wie "Sitz", "Platz" oder "Bleib" zu verbinden. Bevor man den Gegenstand also wirft, wird der Hund zum Beispiel aufgefordert, sitzen zu bleiben. Erst wenn er das "Go" bekommt, darf der Vierbeiner losrennen und den geliebten Stock – den man mit letzter Kraft klägliche 10 Meter weit geworfen hat – suchen und bringen. Diese Übung fördert neben der körperlichen Aktivität auch den Gehorsam und die Konzentration.
Als nächste Stufe kann man dem Tier zeigen, den Gegenstand an einen bestimmten Ort zu bringen. Der Hund ist ja quasi so etwas wie ein Mitbewohner – deshalb ist es nur fair, wenn er sich auch am Haushalt beteiligt. Eine Übung könnte dementsprechend sein, dem Hund beizubringen, die Gießkanne in den Schuppen zu räumen. Mit dem Kommando "Nimm" kann das Tier aufgefordert werden, die Kanne aufzunehmen. Zusammen geht man dann an den Ort, an dem das Teil abgelegt werden soll – in unserem Fall also den Schuppen. Mit dem Kommando "Leg ab" signalisiert man der Fellnase, dass hier der Ort ist, an den der Gegenstand gehört.
Führt er den Ablauf richtig aus, gibt es eine Belohnung. Den Gegenstand – in diesem Fall die Kanne – kann man auch direkt benennen, sodass der Hund die Namen der Dinge lernt, die er trägt. Hat der Vierbeiner bereits einige Namen von bestimmten Objekten gelernt, kann man mit einer weiteren Variante des Apportierens starten: Hier wird der Hund aufgefordert, Artikel, die er mit Namen kennt, zu bringen.
In einer im Fachjournal "Scientific Reports" erschienen Arbeit vom Dezember 2023 haben Forschende beschrieben, dass einzelne Hunde in der Lage sind, die Namen von mehr als 100 verschiedenen Spielzeugen zu erlernen. Die meisten der untersuchten Tiere würden aber ein gewisses "Sprachtalent" mitbringen und kannten viele Bezeichnungen von Gegenständen schon ohne explizites Training. So viel muss man natürlich jetzt nicht von seinem Vierbeiner verlangen – es ist ja aber trotzdem schön zu wissen, zu welchen herausragenden Leistungen Hunde im Stande sein können!
Ein weiteres Spiel für fortgeschrittene Hunde ist die Geruchsdifferenzierung. Hierbei wird dem Hund beigebracht, zwischen verschiedenen Gerüchen zu unterscheiden. Auch dieses Spiel fördert die Konzentration und steigert die Geruchswahrnehmung.
Fazit: Hunde nicht überfordern und Spiele Schritt für Schritt lernen
Alle hier genannten Spiele lassen sich sowohl drinnen als auch draußen ausführen. Also natürlich hat man im Wald jetzt vielleicht keine Gießkanne zur Hand, aber das Apportieren lässt sich ja auch mit Dingen aus der Natur üben.
Hat man viel Platz, beispielsweise auf einer großen Wiese, können Suchspiele mit Leckerlis auch noch erweitert werden: So könnte man eine Spur aus kleinen Belohnungen legen, der der Hund folgen muss. Am Ende der Strecke wartet der Hauptpreis: noch mehr Leckerlis.
Um Kommandos zu üben, eignet sich auch die Dreiecksübung: Hier wird der Hund angewiesen, in einem imaginären Dreieck zu sitzen. In einer der Ecken befindet sich der Hund, in einer steht man selbst und in der dritten sind die heiß begehrten Leckerlis. Natürlich will die Fellnase sicherlich gern zur Belohnung – die Aufgabe besteht aber darin, dass er zuerst zu dir kommen soll! Kommt er auf das Kommando, gibt es natürlich Lob und ein Leckerli. Erst danach darf er in die dritte Ecke und den Jackpot knabbern. Mit der Zeit kann der Abstand zwischen den Ecken verkleinert werden, damit die Versuchung für den Hund größer wird.
Egal, welche Spiele man mit dem Vierbeiner ausführt: Es ist wichtig, in der Nähe des Tieres zu bleiben und die Spiele Schritt für Schritt zu betreuen. Der Hund sollte nicht frustriert aus den Spielen entlassen und vor allem nicht überfordert werden! Deshalb gilt es auf Anzeichen von Stress zu achten.
Für die Übungen sollten außerdem immer dieselben Kommandos verwendet werden. Zudem ist darauf zu achten, dass das Spielzeug auch an das Kauverhalten der Tiere angepasst ist – deshalb die Spielzeuge lieber einmal zu viel überprüfen, nicht dass sich der Vierbeiner noch an kleinen Teilen verschluckt.
Nicht jedes Spiel ist für jeden Hund geeignet – man sollte also nicht vom 14-jährigen Golden Retriever erwarten, dass er noch 100 Gegenstände mit Namen lernt. Wie bei uns Menschen sind auch beim Hund Pausen wichtig, um das Erlernte zu verarbeiten. Und natürlich ist es ganz wichtig, nicht mit Lob zu sparen. Hört man ja als Mensch auch gern, also warum nicht auch den Hund damit belohnen!