Styling-Regel: Das ändert sich auf dem Red Carpet

Auf dem Red Carpet ist doch alles erlaubt, oder? Betrachtet man die Auftritte von Lady Gaga, Rita Ora und Co., war das zumindest in den letzten Jahren der Fall. Man denke nur an das Fleischkleid bei den MTV Video Music Awards 2010, über das sich alle echauffierten. Doch der rote Teppich wird immer grüner und tierfreundlicher. Nun mischt ein Styling-Handbuch die Welt der Stars und Sternchen ordentlich auf – und zeigt, wie Nachhaltigkeit richtig geht.

Livia Firth ist die Frau des britischen Schauspielers Colin Firth (Bild: REUTERS/Suzanne Plunkett)
Livia Firth ist die Frau des britischen Schauspielers Colin Firth (Bild: REUTERS/Suzanne Plunkett)

Livia Firth ist die Frau des britischen Schauspielers Colin Firth und hat die Green Carpet Challenge (GCC) bereits 2010 ins Leben gerufen. Ihre Mission: das Bewusstsein für nachhaltige Mode zu steigern und den Red Carpet so grün wie möglich zu machen. Dass sie die Challenge im gleichen Jahr initiierte, in dem Lady Gaga mit ihrem Fleischdress über den roten Teppich der MTV VMAs lief, dürfte dabei kein Zufall sein.

Stars wie Meryl Streep, Julianne Moore, Emma Watson, Cate Blanchett, Lupita Nyong’o und Viola Davis unterstützen die Initiative und sind sicherlich das beste Aushängeschild, um nachhaltige Marken auf dem Red Carpet bekannter zu machen. Doch selbst, wenn Stars fest entschlossen sind, ihre Outfits für den roten Teppich so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten, ist es zuweilen nicht leicht, sich in der Welt der Nachhaltigkeit zurechtzufinden. Das GCC Style Handbook, das Livia Firth herausgebracht hat, soll Hollywood-Stylisten und Stars nun dabei helfen, alles richtig zu machen.

Livia Firth bei den Green Carpet Fashion Awards (Bild: David M. Benett/Dave Benett/Getty Images for Eco-Age)
Livia Firth bei den Green Carpet Fashion Awards (Bild: David M. Benett/Dave Benett/Getty Images for Eco-Age)

"Ich freue mich sehr, das GCC Style Handbook zu veröffentlichen“, sagte Livia Firth, Gründerin des GCC. "Diese überarbeitete Version destilliert die Erkenntnisse, Methoden und Inspirationen, die wir im Laufe der Jahre gesammelt haben. Beim GCC geht es um Ideen, Denkweise, Kreativität und Einfallsreichtum. Das ist unsere Währung, die wir heute mit Ihnen teilen, und ich hoffe, es gefällt Ihnen!"

Der Leitfaden, der bisher nur einer kleinen Gruppe von Designern und Stylisten in Hollywood vorbehalten war, richtet sich nun an jedermann. Das Styling-Handbuch zeigt die Möglichkeiten auf, die es gibt, um umweltbewusste Outfits zu erzielen.

Vier Wege führen zur Nachhaltigkeit

Es gibt vier verschiedene Wege, die einen Look nachhaltig machen können: Stars sollten vor allem Outfits von kleinen Unternehmen und lokalen Herstellern sowie maßgeschneiderte Kleidung aus umweltfreundlichen Materialien tragen. Nicht zu vergessen, dass man immer auf Second-Hand-Kleider zurückgreifen oder Kleider auch häufiger als einmal tragen kann. Das aktuellste Beispiel für erfolgreiches Re-Wear ist Schauspielerin Kate Winslet, die bei der Weltpremiere von "Avatar: The Way of Water" ein Kleid recycelte, das sie vor sieben Jahren zum ersten Mal anhatte.

Bei "Avatar 2"-Premiere: Kate Winslet recycelt Kleid von 2015

Auch Emma Watson ist eine Botschafterin für grüne Mode und trug bei den Earthshot Prize Awards im Jahr 2021 ein Outfit, das aus einer Reihe von recycelten Hochzeitskleidern entworfen wurde. Als Teil der Initiative von Livia Firth präsentierte die Schauspielerin auf der Met Gala bereits vor einigen Jahren, nämlich 2016, ein Kleid, das zusammen von Calvin Klein und Eco Age aus recycelten Plastikflaschen für die Green Carpet Challenge gemacht wurde.

NEW YORK, NY - MAY 02:  Emma Watson attends the
Emma Watson auf der Met Gala in einer Kreation von Calvin Klein und Eco Age, die aus recycelten Plastikflaschen besteht (Bild: Neilson Barnard/Getty Images for The Huffington Post)

"Das Handbuch erklärt, wie man von Grund auf einen maßgeschneiderten Look kreieren kann, wie man mit einem Vintage-Stück über den roten Teppich schreiten und über Nachhaltigkeit sprechen kann. Und es ermutigt Talente, mit sehr kleinen, unabhängigen Designern zusammenzuarbeiten, die kleine Studios haben, und auch mit Kunsthandwerkern aus der Community“, erklärt Firth gegenüber The Hollywood Reporter. "Es gibt heute so viel Verwirrung darüber, was 'nachhaltig‘ ist, und ich denke, es ist zwingend erforderlich, dass wir das aufschlüsseln.“

Re-Wear ist das A und O

Als Vorbilder dafür, wie Nachhaltigkeit richtig geht, nannte Livia Firth Schauspielerin Cate Blanchett und den britischen Royal Prinzessin Kate. Beide tragen ihre Kleider häufiger als einmal bei öffentlichen Auftritten. Auch war sie beeindruckt davon, dass Angelina Jolies 16-jährige Tochter Shiloh Jolie-Pitt auf dem roten Teppich für die UK "The Eternals"-Premiere das gleiche Dior-Kleid an hatte, das ihre Mutter auch schon mal trug – mit dem Unterschied, dass das Dress für diesen Anlass sie gekürzt worden war.

Besondere Hommage: Prinzessin Kate recycelt Prinzessin Dianas Kette

Shiloh Jolie-Pitt bei der
Shiloh Jolie-Pitt bei der "The Eternals" UK Premiere in einem Dior-Kleid, das auch schon ihre Mutter Angelina Jolie trug (Bild: Karwai Tang/WireImage)

Im Zuge der Green Carpet Challenge sollen Stars, die bei einem Event auf dem roten Teppich Looks tragen, die den Standards des Handbuchs entsprechen, Akkreditierungen für ihre "nachhaltige Exzellenz“ erhalten. Das GCC Style Handbook enthält unter anderem einen Material-Leitfaden, der detaillierte Informationen und Best Practices rund um die Verwendung von Seide, Wolle, Leder und Federn liefert, und auch Stoffe wie beispielsweise Lenzing Tencel empfiehlt – eine Zellulosefaser, die "aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Flächen stammt, die keine Entwaldung verursachen, und in einem geschlossenen Kreislauf hergestellt wird, um Chemikalien und Wasser kontinuierlich wiederzuverwenden“.

Recycling sowie Kaufen und Tragen von Vintage

Ein Kleid zwei Mal tragen geht nicht? Geht doch! Und laut Firth sollte man genau das tun, um nachhaltig zu handeln. Diese Strategie "bekämpft direkt die Verschwendung und Überproduktion von Mode“, heißt es im Handbuch und fügt hinzu: "Während das erneute Tragen bis vor Kurzem auf dem roten Teppich und bei anderen Großveranstaltungen als tabu galt, verflüchtigt sich das Stigma langsam … das erneute Tragen eines Looks von einer früheren Veranstaltung zelebriert zeitlose, traditionelle Mode und sendet eine starke Botschaft, dass Kleidungsstücke ein Leben lang aufbewahrt und wiederverwendet werden müssen.“

VIDEO: Neuer Job im Luxuskonzern: Emma Watson steigt in die Modebranche ein