The Social Pulse: Das steckt hinter dem KI-Trend Zoom-out auf TikTok

Was KI tatsächlich bewirken kann, zeigt der neue Zoom-out-Trend auf TikTok. Die Videos, die unter dem Hashtag #lautocompleta bereits mehr als 3,5 Milliarden Aufrufe generiert haben, regen allerdings auch zum Nachdenken an.

Frau guckt sich ein Video auf ihrem Smartphone auf TikTok an
Auf TikTok kursiert derzeit ein neuer Trend, der sich KI-Zoom-out nennt (Symbolbild: Getty Images)

Bei dem neuesten Trend auf TikTok mit dem Namen "AI Zoom Out“ mitzumischen, ist erdenklich einfach: Du benötigst dafür nur eine CapCut-Vorlage aus dem kostenlosen Video-Editor und ein paar Fotos deiner Wahl. Was die KI dann daraus macht, lässt die meisten TikTok-User vor Verblüffung staunen. Und ist mal wieder der Beweis, wie beängstigend es eigentlich ist, was man mit Künstlicher Intelligenz heutzutage alles machen kann.

Die KI zoomt dann nämlich aus dem ursprünglichen Bild heraus und fügt einen künstlichen Hintergrund hinzu, der den Rest des Bildes ausfüllt. Das alles geschieht mithilfe von fortschrittlichen Algorithmen, der die Illusion einer erweiterten Ansicht schafft und damit einen simulierten Hintergrund hinzufügt, der vorher nicht in den Fotos erfasst wurde. Photoshop der Extraklasse sozusagen! Die KI kreiert also etwas, das vorher gar nicht da war.

Und als wäre das nicht schon unheimlich genug, setzt der Sound-Effekt in den generierten Videos dem ganz noch eins drauf: Wenn aus dem Bild gezoomt wird, ertönen für den Extra-Touch an Drama bedrohliche Geräusche à la Hitchcocks "Die Vögel“. Produkte wie Google Photos und Adobe Photoshop nutzen diese Technologie ebenfalls. Das kommt nicht bei allen Nutzern gut an. Im Gegenteil: Viele finden die Möglichkeit, Bilder auf diese Art und Weise zu manipulieren, ziemlich beunruhigend.

"Nah, dieser KI-Filter ist (heimlich gruselig)", schreibt beispielsweise ein TikTok-User namens Konner Burrell (@konner_basbul34) zu seinem KI-generierten Clip. Andere Nutzer kommentieren, wie überrascht sie darüber waren, wie genau die Technologie bei der Erstellung der künstlichen Umgebung für das Bild war.

Viele User finden den Trend beunruhigend

In einem Gespräch mit Yahoo News erklärte Mia Blume, eine KI-Expertin und Technologie-Design-Beraterin aus San Francisco, warum einige TikToker diesen Trend womöglich unheimlich finden.

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"Es fühlt sich manchmal etwas zu magisch an. Man könnte sich fragen: Wie konnte die KI das wissen? Tatsächlich konnte sie das nicht", sagt sie über die scheinbare Genauigkeit, mit der die KI künstliche Hintergründe auswählt. "Sie trifft einfach die bestmögliche Schätzung basierend auf den Informationen im bereitgestellten Bild und in ihrem Schulungsmaterial, um gemeinsame Muster zu finden."

TikTok-Creator Fleur Jansen (@fleurejansen) zeigt, was mit der KI alles möglich ist. Sie postete ein Video mit Fotos von verschiedenen Mahlzeiten, Selfies und ihrer Katze. "Das ist sooo seltsam", schrieb sie zum Clip. Über 31 Millionen Menschen haben ihren Beitrag bereits gesehen. In den Kommentaren sind die User geteilter Meinung darüber, wie sie diesen neuen Trend auf TikTok finden.

"Ich habe eine Minute gebraucht, bis ich das verstanden habe ... das ist gruselig", kommentierte beispielsweise ein Nutzer. Ein anderer schrieb: "Ich habe es wirklich nicht verstanden, was ist daran so seltsam?", während ein weiterer meinte: "Dieser Filter ist echt krass."

Auch TikTokerin mit dem Nutzernamen @maddieepaige wundert sich über so manche Ergänzungen in ihren Bildern. So steht bei einem Bild von ihrer Katze plötzlich im Zoom-out ein unbekannter Mann hinter ihrem Haustier. "Wer ist dieser Mann?", fragt sie die User zu Recht und auch die wundern sich: "Die Menschen, die zufällig in die Fotos hineineditiert werden, sind total unheimlich."

Wie unheimlich beispielsweise ein einziges Auge sein kann, beweist dieses TikTok-Video:

So funktioniert die Zoom-out-Funktion auf TikTok

Um den Zoom-Out-Effekt zu erzeugen, muss ein Benutzer sein gewünschtes Bild in das CapCut-Template in der App hochladen. Die KI-Software zoomt daraufhin aus dem Bild heraus und erstellt dann ein neues Bild. Anschließend erstellen die User einen Screenshot des veränderten Bildes und platzieren es im nächsten Slot der Vorlage. Dieser Vorgang wird solange wiederholt, bis der Clip vollständig ist und alle potenziellen 12 Slots gefüllt sind. Dann ist das Video fertig.

Dass man mit solchen Videos allerdings auch Unheil anrichten kann, weiß auch Mia Blume. Aufgrund der Leistungsfähigkeit dieser Systeme warnt sie die User vor der Gefahr von Deep Fakes und manipulierten Medien.

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"Wenn die Werkzeuge immer ausgeklügelter werden, kann ich mir nur vorstellen, dass mehr Menschen sie nutzen werden, um ausgefeiltere Betrugsversuche zu generieren. Sie könnten Fotos, Stimmen und vielleicht sogar Videos nutzen, um Menschen, die wir kennen und denen wir vertrauen, zu täuschen. Das ist wirklich ein großes Risiko für die User", sagte sie.

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