Toskana-Urlaub mit dem Zug: Diese drei Dinge würde ich nächstes Mal besser planen

Unser Autor Marlon Jungjohann war diesen Sommer im Toskana-Urlaub. Nicht alles lief nach Plan. Was er daraus gelernt hat, schreibt er hier. - Copyright: Autor: Marlon Jungjohann, privat; Zug: picture alliance / Markus Mainka | Markus Mainka; Comer See: picture alliance / Zoonar | Andreas Völkel; Florenz: picture alliance / Geisler-Fotopress | Paul Skupin/Geisler-Fotopress; Hintergrund: Getty Images / J Studios, Collage Business Insider; Collage: Dominik Schmitt/BusinessInsider.

Den Pärchenurlaub in der Toskana hatten mein Partner und ich uns eigentlich traumhaft ausgemalt. Vorbei an türkisen Bergseen würden wir im Zug durch die Alpen-Landschaften in Richtung Italien gleiten, später durch das romantische Labyrinth der engen Häuserschluchten von Florenz spazieren – und schließlich in das kristallklare Salzwasser des Mittelmeers eintauchen.

Über sechs Millionen Deutsche verbringen dieses Jahr ihren Sommerurlaub in Italien. Und genauso wie wir reisen sie am liebsten an den Strand oder in die vielen Kulturmetropolen des Landes. Das hat der italienische Tourismusverband Assoturismo Confesercenti neulich in einer Umfrage herausgefunden.

Für unseren knapp zweiwöchigen Urlaub hatten mein Partner und ich uns viel vorgenommen: von der Zug-Anreise mit Zwischenstopp in der Schweiz über Nachmittage in den altehrwürdigen Florentiner Museen bis hin zu Strandtagen am Thyrrenischen Meer bei Pisa.

Auch wenn ich diese gemeinsame Reise am Ende sehr genossen habe: Ganz so magisch wie ich sie mir vorgestellt hatte, war sie dann doch nicht. Und das lag an drei Dingen, die ich vorab definitiv hätte besser organisieren sollen, angefangen beim Kauf des Zugtickets.

Interrail ist günstig – aber passt auf, wenn ihr einen Zug in Italien bucht

Im Frecciarossa von Mailand bis Florenz fuhr unser Autor ohne gültige Platzreservierung – und fürchtete, an jedem Halt des Zuges verwiesen zu werden. - Copyright: picture alliance / Markus Mainka | Markus Mainka
Im Frecciarossa von Mailand bis Florenz fuhr unser Autor ohne gültige Platzreservierung – und fürchtete, an jedem Halt des Zuges verwiesen zu werden. - Copyright: picture alliance / Markus Mainka | Markus Mainka

Statt von unserem Heimatflughafen Köln/Bonn nach Florenz zu fliegen, buchten mein Partner und ich vorab einen Interrail Global Pass, pro Person für 212 Euro. Passagiere mit diesem Bahnpass dürfen an vier selbst gewählten Tagen mit Schnellzügen durch 33 europäische Länder reisen.

Per Smartphone-App legten wir vorab unsere gewünschten Zugstrecken fest und schalteten vor jeder Fahrt den entsprechenden Interrail-Reisetag frei. So erhielten wir unsere jeweiligen 24-Stunden-Tickets. Den über 800 Kilometer langen Zug-Trip von Bonn nach Florenz teilten wir auf zwei Tage mit einer Übernachtung in Zürich auf. Was wir ursprünglich als ein wunderbares Abenteuer geplant hatten, entpuppte sich bald als die reinste Zitterpartie.

Klar, das gewohnte Bahnchaos in Deutschland handelte uns schon auf dem Weg in die Schweiz eine zweistündige Verspätung ein. Die eigentliche „Katastrophe“ aber erwartete uns erst an Tag zwei, unterwegs nach Florenz. Verursacht hatte ich sie selbst.

Und zwar galt unser Interrail-Pass auf dieser Strecke nur in Verbindung mit einer gebührenpflichtigen Sitzplatzbuchung. Die hatte ich tatsächlich vorgenommen – fälschlicherweise aber für eine Verbindung, die bereits abgefahren war, als mein Partner und ich am Züricher Hauptbahnhof ankamen. Erst vor Ort bemerkte ich den Fehler und reservierte sogleich online einen Platz bis zum Umstieg in Mailand. Damit reiste ich zwar erstmal mit gültigem Fahrausweis. Der Anschlusszug in Italien jedoch stellte mich vor ein Problem. Denn die Eisenbahn-Gesellschaft Trenitalia bietet keine kurzfristigen Online-Reservierungen an. Wer hier Fahrten mit dem Frecciarossa – dem Äquivalent zum deutschen ICE – wählt, muss spätestens einen Tag vor der Reise die Sitzplätze organisiert haben.

Auf dem Weg nach Italien passiert der Zug wunderschöne Landschaften wie hier am Comer See im Norden des Landes. - Copyright: picture alliance / Zoonar | Andreas Völkel
Auf dem Weg nach Italien passiert der Zug wunderschöne Landschaften wie hier am Comer See im Norden des Landes. - Copyright: picture alliance / Zoonar | Andreas Völkel

Ich war also streng genommen gar nicht berechtigt, den Schnellzug von Mailand nach Florenz überhaupt zu besteigen – anders als mein Partner, der alle Buchungen korrekt vorgenommen hatte. Meine einzig zulässige Alternative: einen halben Tag lang mit den Regionalzügen bis an mein Ziel schleichen. Schließlich setzte ich alles auf eine Karte und bestieg den Frecciarossa unter dem Risiko, mir unterwegs Ärger mit den Schaffnerinnen und Schaffnern einzuhandeln.

Und so bangte ich von Halt zu Halt, jeden Moment des Zuges verwiesen zu werden. Als wir endlich ohne Zwischenfälle in Florenz einfuhren, war ich ein nervliches Wrack. Für mich stand fest: Meine nächsten Interrail-Fahrten werde ich gewissenhaft und weit im Voraus buchen.

Toskana-Urlaub im Sommer: nur mit Klimaanlage

Die Florentiner Altstadt mit ihren Museen und Stadtpalästen hat unseren Autor schwer beeindruckt, allerdings sind kühlende Grünflächen hier rar. - Copyright: picture alliance / Geisler-Fotopress | Paul Skupin/Geisler-Fotopress
Die Florentiner Altstadt mit ihren Museen und Stadtpalästen hat unseren Autor schwer beeindruckt, allerdings sind kühlende Grünflächen hier rar. - Copyright: picture alliance / Geisler-Fotopress | Paul Skupin/Geisler-Fotopress

Florenz atmetet an jeder Ecke Geschichte. Unser Hotel lag in einer historischen Klosteranlage unweit des Arno und der ältesten Brücke der Stadt, der berühmten Ponte Vecchio. In der Altstadt ragen die stolzen Fassaden der Palazzi weit in die Höhe und tauchen die Gassen zwischen ihnen in dunkle Schatten. Sie zeugen von den einst aufstrebenden Adelsfamilien, deren Drang nach Prunk und kunstvoller Selbstdarstellung das Stadtbild bis heute prägt.

Als Kunstgeschichte-Nerds war unsere Vorfreude auf die Heimat der großen Renaissance-Schöpfer Donatello und Leonardo entsprechend groß. Doch bei jedem Schritt vor die Tür erdrückte uns die unerbittliche Juli-Hitze. Alsbald tränkte der Schweiß unsere Hemden und wir suchten zwischen unseren Abstechern in die Museen Unterschlupf in kühlen Kirchbauten oder klimatisierten Supermärkten. Tagsüber heizte sich unser Hotelzimmer so stark auf, dass wir nachts nur im Luftzug des Deckenventilators Schlaf fanden.

Dass Italien im Sommer heiß ist, hätte uns klar sein müssen. Warum wir uns dennoch für einen Kultururlaub bei täglich 35 Grad im Schatten entschieden hatten, verstehe ich Nachhinein selbst nicht. Für südliche Regionen Italiens hat das Auswärtige Amt inzwischen sogar eine Reisewarnung aufgrund anhaltender Dürre herausgegeben.

Rasenflächen oder Baumgruppen unterbrechen die sengenden Straßen der Florentiner Altstadt nur selten. Noch einmal will ich mich bei diesem Sommerwetter nicht durch die Metropole quälen. Darum werde ich meinen nächsten Florenz-Trip entweder im Frühling oder späten Herbst ansetzen, wenn moderatere Temperaturen vorherrschen.

Von den Strapazen erholten wir uns erst, als wir zum Ende unserer Reise hin eine Ferienwohnung in Pisa bezogen. Im Hauch der Klimaanlage, die wir darin fanden, schnauften wir erleichtert durch.

Nicht jeder Strand garantiert den perfekten Tag am Meer

Oftmals betreiben Familien die privaten Standklubs entlang der italienischen Küste. Wer hier baden will, muss teils tief in die Tasche greifen. - Copyright: picture alliance / JFK / EXPA / picturedesk.com | JFK
Oftmals betreiben Familien die privaten Standklubs entlang der italienischen Küste. Wer hier baden will, muss teils tief in die Tasche greifen. - Copyright: picture alliance / JFK / EXPA / picturedesk.com | JFK

Übrigens, so mein Eindruck, staut sich die warme Luft in den kleineren Städten der Toskana in viel geringerem Maße. Jenseits ihrer alten Stadtmauern umringen grüne Streifen etwa die historischen Zentren der Orte Pisa und Lucca. Außerdem kamen mir die Straßen in Pisa wesentlich breiter vor als die in Florenz. Und nicht zuletzt trennen Pisa nur wenige Kilometer vom Meer, wo eine frische Brise weht.

Kaum in Pisa angekommen, setzten wir uns in den Bus zum Yachthafen vor den Toren der Stadt. Im Ortsteil Marina di Pisa reihen sich entlang der Strandpromenade etliche Villen aneinander. Weiter südlich erstreckt sich eine Landschaft aus bunten Sonnenschirmen, aufgestellt von den Betreibenden zahlreicher Strandbäder. Rund 30.000 dieser sogenannten „stabilimenti balneari“ dominieren weite Teile des italienischen Küstenpanoramas. Sie bieten Badenden private Liegeplätze am Wasser an – mitunter zu horrenden Preisen.

An dieser Stelle komme ich zu der dritten Lektion, die ich aus meinem Italien-Urlaub mitnehme: Nicht jeder Strand garantiert das perfekte Bade-Erlebnis. Da mein Partner und ich für unseren Strandtag nämlich nicht bezahlen wollten, entschieden wir uns in Marina di Pisa für den nächstbesten Steinstrand gleich neben dem Hafenbecken. Das Wasser war sauber und auf den groben Felsbrocken um uns herum hatten sich bereits einige Bewohnende des Ortes ausgebreitet. Gemütlich aber war es hier nicht und die Sonne brannte auf uns hinab.

Marina di Pisa liegt mit dem Bus nur 20 Minuten vom Zentrum Pisas entfernt. Für einen entspannten Badetag eignet sich der öffentliche Strand gleich neben dem Hafen allerdings nicht. - Copyright: Marlon Jungjohann, privat
Marina di Pisa liegt mit dem Bus nur 20 Minuten vom Zentrum Pisas entfernt. Für einen entspannten Badetag eignet sich der öffentliche Strand gleich neben dem Hafen allerdings nicht. - Copyright: Marlon Jungjohann, privat

Tags darauf steuerten wir also gezielt den Badeort Viareggio an, bekannt für seinen kilometerlangen Sandstrand vor einer beeindruckenden Bergkulisse. Doch auch diesmal hatten wir uns nicht genauer erkundigt und folgten nur vage der Google-Wegbeschreibung auf unseren Smartphones zum Meer hin. Nach einigem Irren durch die Mittagshitze fanden wir schließlich ein sehr günstiges, aber überfülltes Strandbad. Ein Ort zum Schnorcheln war das allerdings nicht: Auf der Wasseroberfläche lag ein öliger Film, hineingetragen von den Massen an Menschen.

Viel schöner – das weiß ich von früheren Reisen – ist dagegen der steil abfallende Küstenstreifen Cinque Terre, etwa eineinhalb Stunden mit dem Zug von Pisa entfernt. Auch hier tummeln sich die Besuchenden in Scharen, der Blick auf das tiefe blaue Meer unter den Wein- und Olivenhainen allerdings ist ein wahrer Traum.

Und eine gute Freundin, die in der Region lebte, schwört auf den Strand von Castiglioncello bei Livorno, unterhalb von Pisa. Hier lohne sich auch der Umsonst-Strand, sagt sie.

Abgeschreckt haben mich die nervenaufreibende Zugfahrt, die sengende Hitze und die beiden Strand-Debakel nicht. Ich freue mich sogar auf meinen nächsten Italien-Urlaub. Vor meiner nächsten Reise muss ich ihn einfach sorgfältiger vorbereiten – jetzt weiß ich ja, worauf es ankommt.