Die turbulentesten europäischen Flugrouten
Es scheint, als hätten wir im Jahr 2024 mehr über Turbulenzen gehört als je zuvor, oder?
Mehrere Berichte über turbulente Flügen machten Schlagzeilen, darunter ein Flug der Singapore Airlines, bei dem ein Passagier ums Leben kam. Dies war das erste Mal seit 1997, dass ein Mensch auf einem Flug aufgrund von Turbulenzen ums Leben kam.
Nach Angaben der US-Luftfahrtbehörde FAA (Federal Aviation Administration) wurden zwischen 2009 und 2023 37 Passagiere und 146 Besatzungsmitglieder durch Turbulenzen schwer verletzt. Turbulenzen sind nach wie vor die häufigste Ursache für Verletzungen auf kommerziellen Flügen.
Turbulenzen können überall auftreten, aber bestimmte Merkmale können sie verstärken.
Wo in Europa gibt es also die turbulentesten Flugstrecken, und wie sind sie im Vergleich zum Rest der Welt?
Die turbulentesten Flugrouten in Europa
Eine neue Studie der Website Turbli zur Verfolgung von Turbulenzen hat gezeigt, auf welchen Strecken in Europa die Wahrscheinlichkeit von Turbulenzen am größten ist.
Acht der 10 turbulentesten Flugrouten beginnen oder enden in der Schweiz. Andere Routen führen über oder um die Alpen.
Um die Wahrscheinlichkeit von Turbulenzen zu quantifizieren, verwendet Turbli die Eddy Dissipation Rate (EDR). Dabei handelt es sich um eine Messung der atmosphärischen Turbulenz, die von den Eigenschaften des Flugzeugs unabhängig ist.
Es handelt sich um die von der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) verwendete Standardmetrik für Turbulenzen in der Luftfahrt.
Die turbulentesten Strecken in Europa im Jahr 2024 sind:
Nizza - Genf: EDR 16,07
Nizza - Zürich: 15,49
Mailand - Zürich: 15,41
Mailand - Lyon: 15,37
Nizza - Basel: 15.33
Genf - Zürich: 15,05
Nizza - Lyon: 14,99
Genf - Venedig: 14,78
Lyon - Zürich: 14,74
Venedig - Zürich: 14,67
Laut Turbli gilt alles unter einem EDR von 20 als "leicht". Strecken zwischen 20 und 40 gelten als "mittel". Im Jahresdurchschnitt wurde keine Strecke weltweit als stark (40-60) oder extrem (80-100) eingestuft, obwohl einige einzelne Vorfälle diese Schwellenwerte durchaus überschritten haben können.
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Dennoch sind extreme Turbulenzen in Europa ungewöhnlich, sodass selbst auf diesen turbulentesten Strecken einige der verheerenden Vorfälle der letzten Monate nicht zu erwarten sind.
Im Vergleich dazu lagen die turbulentesten Flugstrecken der Welt alle in Südamerika, wo sie die Anden überqueren. Die turbulenteste Strecke mit einer EDR von 24,68 war Mendoza-Santiago, an zweiter Stelle lag Cordoba-Santiago und an dritter Stelle Mendoza-Salta.
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Warum treten Turbulenzen häufiger in der Nähe von Bergen auf?
Generell kann es beim Überfliegen oder in der Nähe von Bergen zu Turbulenzen kommen, was vor allem auf den Wind zurückzuführen ist.
Wenn Winde auf Gebirge treffen, können sie über den Gipfeln aufsteigen, was Aufwinde verursacht. Diese aufwärts gerichteten Strömungen können dann auf eine stabile Luftbarriere in der Höhe treffen, die sie wieder zum Boden zurückdrängt und einen Abwind erzeugt.
Hohe Gipfel können auch sogenannte "Bergwellen" erzeugen, die durch Störungen der horizontalen Luftströmung verursacht werden. Diese Oszillationen auf der windabgewandten Seite hoher Gipfel können vertikale Strömungen mit einer Stärke von bis zu 2.000 ft/min verursachen, die den Himmel darüber ziemlich unruhig machen.
Diese Unterbrechungen der Luftströmungen können die Flugbahn eines Flugzeugs effektiv stören und bewirken, dass das Flugzeug beim Durchfliegen steigt, fällt oder auf und ab hüpft.
Auch die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit spielen eine Rolle bei der Schwere der Turbulenzen. Je wärmer und feuchter die Luft ist, desto extremer sind die Turbulenzen, was erklärt, warum die Flugrouten über den Anden in der Regel schlechter sind.
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Müssen Sie sich über Turbulenzen Sorgen machen und werden sie durch den Klimawandel verschlimmert?
Moderne Flugzeuge sind so konstruiert, dass sie selbst die extremsten Turbulenzen unbeschadet überstehen. Das gilt jedoch nicht für die Passagiere.
Bei allen Turbulenzen, die wir 2024 erlebt haben, konnten die Passagiere, die sicher in ihren Sitzen angeschnallt waren, das Flugzeug unversehrt verlassen. Die Passagiere und Besatzungsmitglieder, die nicht gesichert waren, erlitten die schwersten Verletzungen.
Experten sind sich einig, dass sich die Turbulenzen infolge des Klimawandels verschärfen. Insbesondere die größeren Temperaturextreme und stärkere, unvorhersehbarere Stürme bedeuten, dass extreme Turbulenzen wahrscheinlich häufiger auftreten werden. Die Universität Reading im Vereinigten Königreich geht davon aus, dass Turbulenzereignisse bis 2050 doppelt so häufig auftreten werden.
Die Luftfahrtindustrie arbeitet hart daran, die Sicherheit der Fluggäste zu gewährleisten. Die International Air Transport Association (IATA) hat 2018 ihre Turbulence Aware Platform ins Leben gerufen, zu der inzwischen mehr als 25 Fluggesellschaften Daten über mehr als 2 600 Flugzeuge beisteuern und nutzen. Die Daten der Plattform werden in Cockpitinstrumenten und Flugplanungssoftware verwendet, um Turbulenzen besser vorherzusagen und zu vermeiden.
Neben diesen Daten verlassen sich die Piloten auch auf hochentwickelte Wetterradarsysteme an Bord der Flugzeuge, um Turbulenzgebiete zu erkennen und zu vermeiden. Außerdem melden sie sich gegenseitig in Echtzeit, wenn sie auf einer Strecke auf Turbulenzen stoßen.
Auch wenn Fluggesellschaften und Luftfahrtbehörden ihren Teil dazu beitragen, Turbulenzen zu vermeiden, kann es immer noch unglaublich schwierig sein, turbulente Luft zu erkennen und zu vermeiden. Insbesondere Turbulenzen in klarer Luft, die keine visuellen Hinweise auf ihr Vorhandensein liefern, sind fast unmöglich zu erkennen und zu vermeiden.
Nach Angaben des National Transportation Safety Bureau (NTSB) wurde die Flugbesatzung in 28 Prozent der turbulenzbedingten Vorfälle nicht gewarnt, dass sie in Schwierigkeiten geraten würde.
Fluggästen, die sich vor Turbulenzen fürchten, wird daher geraten, ihren Sicherheitsgurt im Flugzeug immer fest anzulegen.
