In unsicheren Zeiten den Glauben an die Zukunft bewahren – das können wir dafür tun

Der Inbegriff von Zukunft: ein Vater und sein Sohn.

Der Inbegriff von Zukunft: ein Vater und sein Sohn.

Getty Images, AscentXmedia

Die Zeiten, in denen wir leben, waren lange nicht mehr so aufwühlend, hoffnungslos und desillusionierend wie derzeit: Der verurteilte Sexualstraftäter und gefährliche Populist Donald Trump wird Anfang nächsten Jahres erneut US-Präsident, Deutschland ist derzeit regierungsunfähig und die Regierung, die uns droht, ist fast noch schlimmer, der Angriffskrieg der Russen gegen die Ukraine hält an, der Aufstieg der Rechten geht unaufhörlich weiter, die Klimakatastrophe schwelt und beschert und tagtäglich neue Unglücksmeldungen…es ist der reinste Irrsinn. Und bei all diesen Horrormeldungen soll man noch hoffnungsvoll bleiben? Wir verraten, was man tun kann, um den Glauben an das Gute nicht zu verlieren.

An der Zuversicht festhalten und den Glauben an das Gute bewahren: Das können wir tun, um schwierigen Zeiten mit Hoffnung zu begegnen

Ohne um den heißen Brei herumzureden: Die Zeiten sind finster. Egal, wohin man in der Welt auch blickt, überall scheint es nur Rückschritte, Verunsicherungen und Animositäten zu geben – die erschreckend eindeutige Wiederwahl von Donald Trump, dem immerhin solch schwere Vergehen wie sexuelle Nötigung, Betrug, Wahlbeeinflussung, Verleumdung, Missbrauch geheimer Dokumente, Behinderung der Justiz und so weiter vorgeworfen werden, ist so etwas wie der vorläufige Tiefpunkt eines an Tiefpunkten nun wirklich nicht armen Jahres.

Confidence, how low can you go?

Im Januar wird Trump nun also wieder als Präsident vereidigt und damit erneut das Oberhaupt der USA. Er ist dann also wieder der mächtigste Mann der Welt. Seine Anhänger*innen feiern diesen Umstand natürlich, alle anderen versetzt dieser Umstand in Angst und Sorge, sehen darin einen neuen Faschismus am Horizont aufziehen und die Apokalypse drohen. Etwas weniger drastisch, aber ziemlich gut auf den Punkt gebracht haben es die Kolleg*innen der australischen Zeitung The Sydney Morning Herald, die kürzlich schrieben: "Wenn George Washington der Vater der amerikanischen Demokratie war, dann ist Donald Trump ihr Bestatter." Mehr ist dem kaum hinzuzufügen.

Nun ist die Welt aber nun mal, wie sie derzeit eben ist. Wir könnten jetzt alle die Köpfe in den Sand stecken und auf Besserung warten, aber das wäre eine ziemlich feige und vor allem wenig hilfreiche Reaktion. Denn Angst, Pessimismus, Hoffnungslosigkeit, Fatalismus: Das kann nie zu einer Verbesserung führen, weil man sich dann aufgibt – und damit die Chance auf eine  Verbesserung verspielt. Stattdessen gilt es, Mut zu entwickeln, sich Hoffnung zu machen und ein Mindset zu erzeugen, dass Zuversicht zulässt – und damit den Weg für eine rosigere Zukunft überhaupt erst freimacht. Und wie immer, wenn man Dinge verändern möchte, fängt man am besten mit kleinen Schritten an.

Hoffnung ist meist ein Akt mit mehreren Schritten – so wie hier.

Hoffnung ist meist ein Akt mit mehreren Schritten – so wie hier.

Getty Images, Mystockimages

Hoffnung stirbt zuletzt. Oder?

Klar ist: Optimismus kann man nicht erzwingen. Wenn wir das Gefühl haben, die Welt liegt in Scherben, hat der Kopf nur wenig Handhabe, dieses Gefühl in Zuversicht zu verwandeln. Was aber immer ein guter erster Ansatz ist: Perspektive wechseln. Denn wenn man einen anderen Blickwinkel einnimmt, macht der manchmal auch den Blick auf Dinge und Möglichkeiten frei, die man vorher nicht wahrgenommen hat. Es ist auf jeden Fall hilfreich, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die machbar und möglich erscheinen, anstatt auf all das, was gerade verkorkst und unabänderlich ist. Man nennt das Ganze positive Psychologie, bei der man der Frage nachgeht, wie viel Einfluss all der Irrsinn da draußen auf unser eigenes Leben hat. Und: Was man selbst dafür tun kann, sich für eine bessere Welt einzusetzen.

Der positive Effekt dabei: Wenn uns das allen gelingt und wir alle das Gefühl haben, dass wir etwas bewegen können, wächst dieses Empfinden tatsächlich gesamtgesellschaftlich – das konnten Studien belegen. Das funktioniert ein wenig wie eine selbsterfüllende Prophezeiung, durch die wir merken: Wir sind nicht ohnmächtig und hilflos, wir sind nicht allein. Wir können durchaus etwas tun. Und wenn wir das bemerken und erkennen, wächst auch unsere Hoffnung zunehmend – was wiederum dazu führt, dass wir wieder mehr Hoffnung bekommen; und die Kraft und Zuversicht entwickeln, unsere unsichere Zukunft aktiv mitzuformen.

Angst ist ein schlechter Berater

Nun ist es aber so, dass Menschen ganz generell durchaus zum Pessimismus neigen, und zwar evolutionsbedingt. Denn die damit einhergehende Angst hat uns vor Urzeiten vorsichtig und aufmerksam gemacht – und uns dadurch vor manch einer Gefahr bewahrt. Nur sind wir heutzutage an einer anderen Stufe der Evolutionsstufe angelangt, wo Angst und Negativität eher kontraproduktiv wirken und tendenziell eher dafür sorgen, dass die uns umgebende Gefahr wächst, weil wir uns ihr nicht aktiv entgegenstellen, sondern vor ihr verstecken.

Wie so oft ist auch hier Balance wichtig, anstatt in das eine oder andere Extrem zu verfallen. Denn weder hilft es nun, den Kopf in den Sand zu stecken und vom Schlimmsten auszugehen, noch sämtliche Probleme auf der Welt auszublenden und so zu tun, als gäbe es sie nicht. Das Leben im Allgemeinen ist nun mal vielschichtig, ein bloßes Schwarz/Weiß gibt es nicht, sondern Unmengen von Grautönen, auf die es entsprechend zu reagieren gilt. Und dazu gehört eben auch, bestimmte Gegebenheiten zu akzeptieren und anzunehmen, seien es Wahlergebnisse, gesellschaftliche Strömungen oder Zukunftsprognosen. Dazu gehört natürlich auch, negative Gefühle hinsichtlich der Zukunft zuzulassen, zu akzeptieren und bestenfalls auch mit jemandem zu teilen und sich aktiv mit ihnen auseinanderzusetzen. Denn es ist wissenschaftlich belegt, dass das dazu führt, dass wir dadurch eine gewisse Distanz dazu entwickeln, was uns wiederum handlungsfähig(er) macht, um gegen die Ursachen dafür ins Feld zu ziehen.

Ist ja auch klar, das kennen wir ja auch aus anderen Bereichen: Auch in einer Beziehung löst man Spannungen ja nicht dadurch, dass man ständig nur gegen den/die Partner*in arbeitet, sondern mit ihm/ihr. Alles andere führt nur zu Frust und raubt einem unnötig Energie, die man viel besser dafür aufwenden kann, um nach Lösungswegen für die Probleme zu suchen und sich entsprechend zu engagieren. Anstatt sich als Opfer zu stilisieren, sollte man sich lieber als Täter begreifen; als Täter für die gute Sache, der alles in seiner Macht stehende tut, um die Situation zu verbessern.

Der Blick nach vorne – in eine hoffentlich bessere Zukunft.

Der Blick nach vorne – in eine hoffentlich bessere Zukunft.

Getty Images, Yoshiyoshi Hirokawa

Zum Glück in die Zukunft

Sicherlich keine neue Erkenntnis, aber eine, die man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen und vergegenwärtigen sollte, ist das Wissen darum, wie wichtig Humor ist – auch und insbesondere als Ressource, die zur Stärkung unserer mentalen Kräfte führt. Denn wer lacht (auch über sich selbst), bläst kein Trübsal – einfache Milchjungenrechnung. Hinzu kommt: Wer lacht, befreit sich nicht nur ein Stück weit von der Anspannung, sondern schüttet auch Glückshormone aus, die wiederum das Stresslevel senken.

Humor und Ironie haben zudem eine ungemein kreative Kraft, mit der man negative Gedankenspiralen aufbrechen und den Kopf öffnen kann. Anstatt nur noch mit Tunnelblick schwarz zu sehen, erweitern Humor und Ironie das Blickfeld. Das lässt uns gedanklich flexibler werden und auch dort Lösungen sehen, wo vorher nur Pessimismus vorgeherrscht hat. Und ganz generell wissen wir ja alle: Wer das Leben grundsätzlich mit einem Augenzwinkern betrachtet, der geht es mit deutlich mehr Leichtigkeit an, was einen dazu befähigt, konstruktiver mit Situationen umzugehen, die andere als ausweglos einschätzen würden. Und wer es dann noch schafft, den Humor mit anderen zu teilen und gemeinsam zu lachen, der hilft auch seinen Mitmenschen aus negativen Gedankenspielen heraus.

Die Kraft der Gedanken

Um es kurz zu machen: (Zukunfts-)Angst und Stress machen krank, Hoffnung hat positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Das hat die Wissenschaft längst bewiesen. Im Zuge einer US-amerikanischen Langzeitstudie haben die Forschenden ihre Patienten, denen eine Herz-OP bevorstand, dazu geraten, Pläne für die Zukunft zu schmieden: Kleine Reisen und Ausflüge, Renovierungsprojekte in der Wohnung, Treffen mit Freunden. Und siehe da: Diejenigen, die sich voller Hoffnung Zukunftspläne gemacht haben, hatten deutlich bessere Gesundheitswerte als diejenigen, die darauf verzichtet haben.

Nun ist es aber natürlich so, dass wir in einer Zeit leben, in der die Ängste vieler Menschen bereits Realität geworden sind: Klimakatastrophe? Längst eingetroffen. Aufstieg der Rechten? Längst passiert. Krieg? Wütet bereits „vor unserer Haustür“. Was macht man also dann? Auch hier ist es sicher das Schlechteste, lediglich den Kopf in den Sand zu stecken und zu resignieren. Stattdessen sollte man sich lieber mit Gleichgesinnten zusammentun und im besten Fall gemeinsam das Möglichste tun, also: Sich zum Beispiel bei einer Umweltinitiative engagieren, Demonstrationen gegen Rechts oder Veranstaltungen für politische Bildung organisieren, Spendeninitiativen für Kriegsopfer initiieren – die Möglichkeiten sind ja auch hier schier endlos. Denn aus Erfahrung wissen wir doch alle: Zusammen ist man weniger allein. Und wenn man sich gemeinsam auch noch für die gute Sache engagiert – umso besser!