Verstopfung auf Reisen: Deshalb gibt es sie – und das kann man dagegen tun

Verdauungsprobleme im Urlaub? Kann man zwischen Strand und Sightseeing am wenigsten gebrauchen – und doch tritt Verstopfung auf Reisen häufig auf. Warum eigentlich?

Wenn öffentliche Toiletten nicht hygienisch zu sein scheinen, kann das zu einer Verstopfung beitragen. (Bild: Getty Images)
Wenn öffentliche Toiletten nicht hygienisch zu sein scheinen, kann das zu einer Verstopfung beitragen. (Bild: Getty Images)

Jeder Mensch tickt anders – doch in Sachen Stuhlgang haben die meisten eine Art festen Zeitplan, nach dem sich beim Toilettengang bestenfalls die Uhr stellen lässt. Dieser Zeitplan kann leider durch verschiedene Faktoren durcheinander geraten und Verstopfung verursachen – zum Beispiel durch eine Reise.

Amanda Mae Renkel hatte schon oft mit der sogenannten Reiseverstopfung zu tun. "Seit ich mich erinnern kann, hatte ich auf fast jeder Reise Verstopfung", sagt sie. Renkel reist als Läuferin regelmäßig zu Wettkämpfen – ein Faktor, der Reiseverstopfungen besonders problematisch macht. "In der Nacht vor meinem ersten Chicago-Marathon 2016 hatte ich das Gefühl, auf die Toilette zu müssen, aber mein Körper ließ es nicht zu“, erzählt sie Yahoo Life. "Es war die reinste Qual!“

Auch Olguyne, die ihren Nachnamen aus Datenschutzgründen lieber für sich behält, hat seit Jahren mit Reiseverstopfungen zu kämpfen. "Meine schlimmste Erfahrung war eine Reise, bei der ich etwa 10 Tage lang nichts gegessen habe. Wir waren ständig unterwegs. Wenn ich mir die Fotos anschaue, war mein Bauch sehr aufgebläht, und ich hatte Mühe, mitzuhalten, wenn wir längere Strecken zu Fuß zurücklegen mussten.“ Erst nachdem sie Abführmittel eingenommen hatte, stellte sich Besserung ein. Und doch leidet Olguyne in fast jedem Urlaub an Verstopfung.

Reiseverstopfungen kommen oft vor

Es gibt keine genauen Zahlen darüber, wie häufig Menschen an Reiseverstopfung leiden – Ärzten zufolge ist sie jedoch verbreiteter als den meisten Menschen bewusst ist. "Sie ist sehr häufig“, sagt Dr. Rudolph Bedford, Gastroenterologe am Providence Saint John's Health Center in Santa Monica, Kalifornien, gegenüber Yahoo.

Was ist eine Reiseverstopfung?

Zunächst einmal: "Reiseverstopfung“ ist kein medizinischer Begriff, sondern beschreibt lediglich die Art von Verstopfung, die auftritt, wenn man längere Zeit von zu Hause weg ist. Allgemeinen Definitionen zufolge hat man bei Verstopfung weniger als dreimal pro Woche Stuhlgang. Dieser kann hart, trocken oder klumpig und unter Umständen auch schmerzhaft sein.

Laut Dr. Ellen Stein, Interimsdirektorin der GI-Abteilung an der Rutgers Robert Wood Johnson Medical School, eine Verlangsamung der Verdauung, wenn man nicht zu Hause ist, ganz normal. "Eine Reise bringt viele Veränderungen in Bezug auf Schlaf, Ernährung und Stressniveau mit sich, die die normalen Routinen, die den Menschen regelmäßig halten, beeinflussen oder komplett stören können.“

Warum kommt es zu Verstopfungen am Urlaubsort?

Die Gründe, weshalb Verstopfungen im Urlaub auftreten, sind vielfältig: Beispielsweise hat man nicht immer und überall die Möglichkeit, eine Toilette aufzusuchen. Wer zu einem bestimmten Zeitpunkt zur Arbeit geht, geht auch regelmäßig zur Toilette – wenn man zur üblichen Uhrzeit allerdings im im Flugzeug sitzt, verschiebt man den Toilettengang nach Möglichkeit auf einen anderen, günstiger wirkenden Zeitpunkt. Und schon wächst das Risiko einer Verstopfung.

Auch der Schlafzyklus ist im Urlaub gestört – und der hat bekanntlich auch Auswirkungen auf den Darm. "Unser Körper ist in vielerlei Hinsicht an tägliche Routinen gewöhnt“, sagt Gastroenterologe Bedford und verweist darauf, dass ein veränderter Schlafzyklus die peristaltischen Wellen, die die Nahrung durch den Darm befördern, durcheinanderbringen kann.

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Ein weiterer Grund: Man trinkt auf Reisen weniger – oder sogar zu wenig. "Flüssigkeitszufuhr ist sehr wichtig, damit alle Körperfunktionen richtig funktionieren“, sagt Dr. Stein. "Bei langen Flugreisen oder Reisen in höhere Lagen kann die Luftfeuchtigkeit geringer sein, und der Körper benötigt möglicherweise noch mehr Flüssigkeit.“ Wer nicht genug Flüssigkeit zu sich nimmt – beispielsweise weil man unterwegs ist oder keine öffentlichen Toiletten aufsuchen will – der kann mit einer Verstopfung bestraft werden.

Nicht zuletzt gibt es am Urlaubsort anderes Essen: Wenn man weniger Obst, Gemüse und andere Lebensmittel mit Ballaststoffen zu sich nimmt, kann das die Darmgewohnheiten durcheinander bringen. Besonders in Verbindung mit einem Mangel an Flüssigkeit lässt das das Risiko einer Verstopfung steigen.

Letztlich kann auch der Wechsel der Zeitzone den Körper aus dem Konzept bringen, sagt Dr. Stein. "Wenn Sie regelmäßig um 6 Uhr morgens zur Toilette gehen und dann in eine andere Zeitzone reisen, die 12 Stunden auseinander liegt, kann es sein, dass der Drang zur gewohnten Zeit auftritt - also um 18 Uhr“, erklärt sie. Wenn der Zeitpunkt dann nicht günstig ist, ist der Rückstau quasi vorprogrammiert.

So lässt sich das Risiko der Verstopfung verringern

"Achten Sie auf Ihre Gewohnheiten unterwegs“, sagt Bedford. Man sollte als versuchen, die gleiche Menge an Flüssigkeit zu sich zu nehmen wie im Alltag – und genügend Obst, Gemüse und ballaststoffreiche Lebensmittel zu essen.

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Auch Dr. Stein ist dieser Ansicht – besonders was die Bedeutung der Flüssigkeitszufuhr angeht: "Versuchen Sie, während Ihrer Reise im Durchschnitt Ihren Flüssigkeitsbedarf zu decken. Wenn es an einem Tag aufgrund längerer Reisezeiten weniger ist, sollte man sich darauf konzentrieren, die Flüssigkeitszufuhr an den Tagen vor und nach der Reise aufrechtzuerhalten.“

Auch Bewegung kann ein Schlüssel zu regelmäßigem Stuhlgang sein. Läuferin Amanda Mae Renkel hat zudem die Erfahrung gemacht, dass ein regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus wichtig ist. "Wenn ich mich an einen Zeitplan halte, der demjenigen ähnelt, den ich zu Hause einhalte, kann sich das Spiel komplett ändern“, sagt sie.

Was tun, wenn man unterwegs Verstopfung hat?

Gastroenterologe Bedford empfiehlt, zunächst natürliche Mittel anzuwenden, also viel Wasser zu trinken und sich mit Obst und Gemüse zu versorgen. Dr. Stein empfiehlt das Essen von Pflaumen, Rosinen oder Datteln, um "die Sache auf natürliche Weise zu beschleunigen“. Wenn das nicht hilft, kann die Einnahme eines Abführmittels helfen, die Dinge wieder in Gang zu bringen.

Und auch die Betroffene Olguyne hat einen Rat: "Es ist hilfreich, das Wort für 'Abführmittel' in verschiedenen Sprachen zu kennen, vor allem, wenn man in ein anderes Land reist.“

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