Werbung

Warum Beyoncés Tiffany-Kampagne für Wirbel sorgt

"About Love" heißt die neue Kampagne des Luxus-Juweliers Tiffany, für die Beyoncé und ihr Mann Jay-Z zum ersten Mal gemeinsam Werbung machen. Allerdings ist es nicht vorrangig Liebe, die den Megastars deswegen entgegenschlägt. Sondern vielmehr der Vorwurf der Ignoranz gegenüber einem Thema, das der Black Community sehr am Herzen liegt.

NEW YORK, NY - AUGUST 28:  Beyonce attends the 2016 MTV Video Music Awards at Madison Square Garden on August 28, 2016 in New York City.  (Photo by Jamie McCarthy/Getty Images)
Mit einer neuen Werbekampagne handelt sich Beyoncé gleich auf mehreren Ebenen Ärger ein (Symbolbild: Jamie McCarthy/Getty Images)

Auf den Fotos, mit denen Beyoncé derzeit für Wirbel sorgt, sieht sie fantastisch aus. Ihr Look mit schwarzem Kleid und Hochsteckfrisur erinnert an Audrey Hepburn alias Holly Golightly im Klassiker "Frühstück bei Tiffany" und auch der Stil ihres Mannes Jay-Z hat ein Vorbild: Den Künstler Jean-Michel Basquiat, der sein Haar in denselben Dreadlocks trug und dessen Bild "Equals Pi" ebenfalls auf den Fotos zu sehen ist, nachdem es jahrelang in Privatbesitz und für die Öffentlichkeit unzugänglich war.

Hätte der Künstler das gewollt?

Schon diese Verbindung mit dem Künstler fanden viele Userinnen und User problematisch. So wie dieser hier, der schrieb: “Die Tatsache, dass sie dieses nie zuvor gezeigte Kunstwerk von Jean-Michel Basquiat für eine WERBUNG gezeigt haben passt nicht zu meiner Einstellung.”

Als erste Person of Color trägt Beyoncé den "Tiffany-Diamanten"

Das weitaus größere Problem aber besteht in dem, was die Marke hinter der Kampagne eben ausmacht: Diamanten. Während Jay-Z zu seinem Smoking Manschettenknöpfe im Stil der „Bird on a Rock“-Brosche des Designers Jean Schlumberger trägt, ist seine Frau mit einem wahrhaft einzigartigen Schmuckstück angetan: Dem sogenannten Tiffany-Diamanten im Cushion-Schliff, gelb schimmernd, mit 128,54 Karat und mit 82 Facetten.

"Tausende von Klängen": Beyoncé kündigt neue Musik an

Beyoncé ist die erste Afroamerikanerin, die mit dieser angeblichen Ehre bedacht wird. Überhaupt trugen vor ihr nur drei Frauen das gute Stück in der Öffentlichkeit: As erste 1957 die Diplomatengattin Mary Whitehouse beim Tiffany-Ball. Als zweite die Schauspielerin Audrey Hepburn zum schwarzen Kleid von Hubert de Givenchy für die weltberühmten Werbefotos für den Film "Frühstück bei Tiffany". Und als dritte Lady Gaga zur Oscar-Verleihung 2019.

Der Tiffany-Gründer kaufte den Diamanten im 19. Jahrhundert in Südafrika

Dass ausgerechnet Beyoncé und Jay-Z, die sich sonst für Gleichberechtigung und gegen Rassismus einsetzen, nun für Diamanten werben, kann durchaus als Politikum betrachtet werden und wird scharf kritisiert. Der Tiffany-Diamant in seiner Rohform, der heute 30 Millionen Dollar wert sein soll, wurde 1877 in Südafrika gefunden und von Charles Lewis Tiffany für 18.000 Dollar gekauft.

Das Geschäft mit den Diamanten hat eine blutige Geschichte

Nicht nur für viele People of Color sind Diamanten, die zum Großteil aus Afrika stammen, nichts anderes als der Inbegriff von Kolonialismus, Unterdrückung und blutiger Ausbeutung. In den 1870er-Jahren, in denen der Diamant gefunden wurde, bekämpften und unterwarfen die Briten die afrikanischen Stämme und ebneten mit der brutalen Minen-Industrie den Weg für die Apartheid.

Gender-Kontroverse: Dieter Hallervordens "Vergewaltigungs"-Vergleich löst breite Debatte aus

Bis heute finanzieren kriegerische Milizen und Warlords ihre Kämpfe mit dem Diamantengeschäft, während es noch immer eine weiße Minderheit ist, die in Südafrika über das meiste Vermögen und damit auch die meiste Macht verfügt. Dass sich Beyoncé und Jay-Z als eines der weltweit einflussreichsten farbigen Paare all dessen nicht bewusst gewesen sein soll, ist nicht nur für ihre Fans schwer zu glauben.

Video: Beyoncé: Das jahrelange Touren hinterlässt seine Spuren