Greta Thunberg über ihr Leben mit dem Asperger-Syndrom
Greta Thunberg nennt es eine “Superkraft”, anders zu sein. Mit ihrem Anderssein meint sie ihr Asperger-Syndrom, zu dem sie sich nun in einem Instagram-Post geäußert hat. Oft erwähnt sie dies nicht, was auch damit zusammenhänge, dass viele Menschen das Syndrom immer noch als “Krankheit” oder “etwas Negatives” sehen würden. Dabei wissen die wenigsten, was Asperger wirklich ist.
Greta Thunberg zahlt einen hohen Preis dafür, dass sie mit ihrem Einsatz für Klimaschutz zu einer weltweiten Berühmtheit wurde. Die täglichen Anfeindungen via Social Media beziehen sich nicht selten auch auf ihr Aussehen oder ihr Asperger-Syndrom, wie sie nun auf Instagram schreibt. Doch das sei lediglich ein Ausdruck dessen, dass die Leute keine andere Angriffsfläche finden, meint Greta.
Sie selbst schämt sich offensichtlich nicht für ihr Asperger-Syndrom, das bedeutet, dass sie “manchmal etwas anders ist als die Norm”. Dass sie nicht oft darüber rede, habe nichts damit zu tun, dass sie sich verstecken will, sondern vielmehr mit dem Stigma und dem Unverständnis, das dem Syndrom anhaftet.
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Was ist Asperger?
Offiziell diagnostiziert wird Asperger-Syndrom, benannt nach dem österreichischen Kinderarzt Hans Asperger, seit einigen Jahren nicht mehr. Stattdessen wird es als Teil des Autismus-Spektrums angesehen. Bei etwa einer von hundert Personen wird eine sogenannte “Autismus-Spektrum-Störung” diagnostiziert.
Dennoch verwenden viele “Aspies” – so nennen sich die Menschen, die an dieser vergleichsweise milden Form des Autismus leiden, häufig – gerne diese Bezeichnung.
Das Asperger-Syndrom zeichnet sich wie viele Variationen des Autismus durch Schwierigkeiten in der sozialen Kommunikation und dem sozialen Verständnis sowie einer anderen Verarbeitung von Sinnesreizen aus. “Ich weiß nicht genau, wie ich mit anderen Menschen umgehen soll. Das Kennenlernen ist wie ein Tanz, zu dem ich die Musik nicht höre”, beschreibt es ein Betroffener auf der Website “Autismus-Kultur.de”. Freundschaften aufzubauen, macht das sehr schwierig.
Dadurch, dass die Sinnesreize der Welt und die Interaktion mit anderen Menschen oft anstrengend und verwirrend sind, sehnen sich Asperger-Betroffene nach Beständigkeit in ihrem Leben und können irritiert davon sein, wenn ihr Tagesablauf durcheinander kommt.
Oft gehen psychische Probleme mit Asperger einher
Nicht selten bringt Asperger trotz einer in der Regel durchschnittlichen oder überdurchschnittlichen Intelligenz der Betroffenen, Lernschwierigkeiten wie ADHS oder Dyslexie mit. Auch Angststörungen oder Depressionen sind keine seltenen Begleiterscheinungen.
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Greta Thunberg beschreibt ihr Leben vor wenigen Jahren noch als trist. “Glaubt mir, meine Diagnose hat mich schon sehr eingeschränkt”, schreibt sie auf Instagram. “Bevor ich mit den Schulstreiks angefangen habe, hatte ich keine Energie, keine Freunde und habe mit niemandem geredet.” Sie habe die meiste Zeit alleine zu Hause verbracht und an einer Essstörung gelitten.
Eine Superkraft?
Das habe sich geändert, als sie eine Bedeutung in ihrem Leben gefunden hatte. Und gerade ihr Asperger-Syndrom, das für so viele Hindernisse gesorgt hatte, könnte ihr bei ihrer intensiven Arbeit für den weltweiten Klimaschutz eine Stütze gewesen sein – oder eben eine “Superkraft”, wie sie es ausdrückt.
Trotz der Schwierigkeiten im Bereich der sozialen Kommunikation verfügen “Aspies” meist über exzellente Sprachkenntnisse und ein umfangreiches, komplexes Vokabular. Darüber hinaus entwickeln sie oft spezielle Interessen und sind fähig, sich fokussiert und detailliert in ein Themengebiet einzuarbeiten. Gekoppelt mit der Behaarlichkeit und Entschlossenheit, mit der ein Mensch wie Greta Thunberg ans Werk gehen kann, ist das wahrlich eine Stärke – oder eben auch eine Superkraft.
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