Welche Wollarten gibt es? Vor- und Nachteile

Die richtige Wollart für sein Strick- oder Häkelprojekt zu finden, ist gar nicht so einfach. Schafwolle, Angora oder Merino – woraus lässt sich am besten ein Schal stricken und welche Wolle kratzt nicht? Ein Überblick.

Wollarten gibt es viele – doch welche eignet sich wofür? (Symbolbild: Getty Images)
Wollarten gibt es viele – doch welche eignet sich wofür? (Symbolbild: Getty Images)
  • Was haben alle Wollsorten gemeinsam?

  • Welche Wollarten gibt es? Vor- und Nachteile

    • Schafwolle

    • Alpakawolle

    • Angorawolle

    • Kaschmir

    • Mohair

  • Was ist vegane Wolle?

  • Was ist der Unterschied zwischen Schurwolle und Reißwolle?

  • Was ist die hochwertigste Wolle der Welt?

  • Was ist die teuerste Wolle der Welt?

Was haben alle Wollsorten gemeinsam?

Ob Merinowolle, Alpaka-, Angora-, Mohair-Wolle oder Kaschmir, sie alle besitzen eine isolierende Eigenschaft. Aus diesem Grund kann man sie ganzjährig tragen: Im Winter wärmen sie, im Sommer weisen sie Hitze ab. Man könnte also sagen, dass sie wie eine natürlich Klimaanlage funktionieren.

Welche Wollarten gibt es? Vor- und Nachteile

Schafwolle

Die bekannteste Wollart ist die Schafwolle. Sie lässt sich in feine, mittelgrobe und grobe Wolle unterteilen. Die feinste Wolle gibt das Merinoschaf. Während die weichen, kuscheligen Merinofasern für Babysachen, Beanies, Schals und Pullover, aber auch Unterwäsche, verwendet werden, nimmt man die grobe Wolle zum Weben von Teppichen oder anderen Gegenständen. Reine Schurwolle ist dagegen die hochwertigste Form der Wolle und wird zur Weiterverarbeitung von Bekleidung oder Decken und Kissen verwendet.

Vorteile: Ein Vorteil ganz besonderer Art ist die geruchshemmende Eigenschaft der Schafwolle. Sie ist knitterarm, elastisch, schmutzunempfindlich und lädt sich nicht elektrostatisch auf. Merinowolle ist nicht nur hautsympathisch, sondern auch noch pflegeleicht. Produkte aus dieser Wolle können in der Regel im Handwaschprogramm in der Waschmaschine gewaschen werden. Merinowolle hält sehr warm, kann 30 Prozent ihres Trockengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen und fühlt sich immer noch trocken an.

Nachteile: Die Fasern der Schafwolle sind besonders dick. Deshalb wird die Wollart beim Tragen am häufigsten als unangenehm wahrgenommen, da die Enden der Fasern in die Haut piksen und kratzen können. Anders ist es mit den leichten kurzen Fasern der Merinowolle: Im Gegensatz zu anderer Schurwolle kratzt sie nicht - selbst wenn sie direkt auf der Haut getragen wird.

Alpakawolle

Die Alpakas leben im Hochland der Anden in Südamerika. Das Material ist weich und gleichzeitig strapazierfähig. Wegen ihrer wärmenden Eigenschaften werden aus Alpakawolle überwiegend Mäntel, Ponchos, Schals und Socken gemacht. Mit der feinen Faser können auch dünne, leichte Pullover gestrickt werden, die du auch an wärmeren Tagen ausführen kannst.

Vorteile: Durch die Eigenschaften der Luxusfaser kann Körperwärme zehn Mal so lange gespeichert werden, als es beispielsweise bei Merinowolle der Fall ist. Auch wiegt Alpakawolle weniger als Schafwolle. Durch die hohe Qualität der Fasern verfilzt sie nicht so leicht und garantiert, dass die Kleidungsstücke sehr lange weich und flauschig bleiben. Das Naturprodukt ist auch für Allergiker geeignet. Die Fasern können außerdem sehr viel Wasser aufnehmen und sorgen dafür, dass man weniger schwitzt.

Nachteile: In der Kritik steht jedoch die Schur der Alpakas. Eine Untersuchung der Veterinärmedizinischen Universität Wien bestätigte, dass die Tiere während des Vorgangs unter enormem Stress stehen. Auch nutzen kleinere Betriebe Glasscherben, Bleche oder Scheren für die Schur. Nicht selten kommt es dabei zu Verletzungen der Tiere, die zum Tod führen können.

Angorawolle

Eine Wollart, die besonders fein und seidig ist, ist die des Angora-Kaninchens, das auch als "Seidenhase" oder "Kaschmirkaninchen" bekannt ist. Die Haare des Kaninchens werde nur ausgekämmt. Angora-Fasern sind innen hohl und können deshalb Wärme sehr gut speichern. Die Wollart wird deshalb auch im medizinischen Bereich eingesetzt, zum Beispiel bei der Rheumatherapie.

Kratzende Schals, Mützen und Pullis? So wird Wolle wieder weich

Beim Kauf sollte man jedoch darauf achten, keine Angorawolle aus China zu kaufen. Aufgrund fehlender Tierschutzgesetze werden dort den Angorakaninchen die Haare nämlich bei lebendigem Leib ausgerupft. Mittlerweile gibt es viele Textilhändler, die gar keine Angorawolle mehr anbieten, oder die Wolle nur aus Betrieben beziehen, die Haare auskämmen oder scheren. Diese sind allerdings auch teurer als die Wolle aus China.

Vorteile: Angorawolle begeistert mit ihrem schönen Glanz und einer glatten und weichen Oberfläche. Außerdem kann sie Feuchtigkeit sehr gut aufnehmen – und zwar in Höhe von bis zu 60 Prozent des Eigengewichts.

Nachteile: Angorawolle fusselt gerne. Für Babykleidung ist sie deshalb nicht die beste Wahl. Zwar legt sich das Fusseln nach einer gewissen Zeit. Wer allerdings keine Lust hat, so lange zu warten, kann einfach Abhilfe schaffen: Das gute Stück aus Angorawolle in eine Plastiktüte stecken und ab damit ins Eisfach! Durch die Kälte ziehen sich die Härchen zusammen und die Wolle hinterlässt weniger Fussel-Spuren.

Kaschmirwolle ist besonders flauschig und hochwertig (Symbolbild: Getty Images)
Kaschmirwolle ist besonders flauschig und hochwertig (Symbolbild: Getty Images)

Kaschmir

Diese Wollart wird von der Kaschmirziege gewonnen. Dabei handelt es sich um das feine Unterhaar der Ziege, das besonders leicht, fein und edel ist, aber dennoch warmhält. Kaschmirwolle wird deshalb überwiegend für Mützen, Schals oder Pullover verwendet. Durchschnittlich produziert eine Kaschmirziege nur ca. 150 bis 200 Gramm Flaumhaar pro Jahr, was Kaschmir zur begehrtesten Wollart macht.

Vorteile: Kaschmirwolle wärmt sechs Mal besser als Schafwolle. Die Wollart ist schmutzabweisend und wasserabweisend. Bügeln ist überflüssig: Zerknittert Kaschmirwolle, findet sie schnell wieder zu ihrer Ursprungsform zurück.

Nachteile: Kaschmir ist sehr teuer und selten. Für einen Kaschmirpullover muss man rund 200 Euro ausgeben. Außerdem ist die Pflege der Edelhaare sehr anspruchsvoll. Deshalb solltest du dein Lieblingsteil aus Kaschmir nicht häufig waschen. Oft reicht es aus, es für ein paar Stunden auf dem Balkon zu lüften. Unbedingt im Hand- oder Wollwaschgang kalt waschen und bei niedriger Drehzahl schleudern – sonst spuckt die Maschine den Pullover in Miniaturgröße wieder heraus.

Mohair

Diese Wollart stammt von der Angoraziege und gehört zu den leichtesten Textilfasern überhaupt. Besonders gefragt, weil es so weich ist, ist das Haar der Babyziegen, auch als "Kid Mohair" bekannt. Eignet sich besonders zur Herstellung von Socken, Schals, Pullovern, Jacken und Mäntel.

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Vorteile: Besonders weiche und glänzende Wolle, die leicht und langlebig ist, und sich gut zum Färben eignet. Die Faser ist fein und strapazierfähig.

Nachteile: Mohair ist leider nicht pflegeleicht. Handwäsche und schonende Trocknung ist hier gefragt, da die Wolle empfindlich ist und bei falscher Pflege den weichen Griff verliert. In der Maschine wäschst du Mohair am besten im Handwaschprogramm – nicht über 30 Grad und nur bei geringer Drehzahl! Bei der Handwäsche solltest du den Stoff nicht zu lange einweichen lassen. Auch die Schur der Angoraziegen wird häufig kritisiert: Laut eines Enthüllungsberichts von Peta aus dem Jahr 2018, ist die Prozedur eine echte Qual für die Tiere.

Was ist vegane Wolle?

Für diejenigen, die gerne auf Tierhaare verzichten wollen, ist vegane Wolle die perfekte Alternative. Garne aus Viskose oder auch Baumwolle sowie Leinen und Hanf haben im Gegensatz zu tierischer Wolle eine glatte, meist auch glänzende Oberfläche. Besonders umweltschonend, weil sie in einem geschlossenen Kreislauf produziert werden, sind Garne aus Lyocell oder Tencel. Auch veganes Kaschmir aus reiner Baumwolle können Tierliebhaber für ihr nächstes Strickprojekt verwenden: Ein aufwändiges Spinnverfahren sorgt dafür, dass die Wolle flauschig weich ist und trotzdem ein Naturprodukt bleibt.

Was ist der Unterschied zwischen Schurwolle und Reißwolle?

Von reiner Schurwolle spricht man, wenn die Haare unmittelbar vom lebende Tier kommen. Reißwolle dagegen besteht ausschließlich aus verarbeiteten Resten.

Was ist die hochwertigste Wolle der Welt?

Flauschig weich und mega kuschelig: Kaschmirwolle ist Luxus pur und zählt zu den weichsten und hochwertigsten Wollarten der Welt. Sie wird von Kaschmirziegen und ähnlichen Ziegenrassen gewonnen.

Was ist die teuerste Wolle der Welt?

Vikunja-Wolle ist Alpaka-Wolle deluxe! Vikunjas sind nämlich die nicht domestizierte Wildform des Alpakas. Sie leben in den Anden in Südamerika. Die Faser der Vikunjas gehört zu den dünnsten und weichsten Naturhaaren der Welt. Da es nur rund 150.000 Vikunjas gibt, gilt die Wolle der Vikunjas als edelster und teuerster Zwirn der Welt. Der Preis für das Rohmaterial liegt bei bis zu 15 Euro pro Unze. Das entspricht einem stolzen Kilopreis von rund 530 Euro.

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