Wenn man nie rote Augen auf Fotos hat, könnte das auf gesundheitliche Probleme deuten

Intensives Blitzlicht auf der geöffneten Pupille kann Krankheiten zum Vorschein bringen

Nicht immer gelingt das perfekte Foto mit Blitzlicht, denn rote Augen stehen der idealen Aufnahme oft im Weg. Diese sind aber ein gutes Zeichen – deuten sie schließlich darauf hin, dass mit den Augen alles in Ordnung ist. (Foto: Getty Images)
Nicht immer gelingt das perfekte Foto mit Blitzlicht, denn rote Augen stehen der idealen Aufnahme oft im Weg. Diese sind aber ein gutes Zeichen – deuten sie schließlich darauf hin, dass mit den Augen alles in Ordnung ist. (Foto: Getty Images)

Man kennt es: Gemeinsam mit Freund*innen soll ein Erinnerungsfoto entstehen und entweder hat irgendjemand die Augen zu oder zieht eine Grimasse oder – wenn sich alle endlich am Riemen gerissen haben – macht einem das Blitzlicht einen Strich durch die Rechnung. Die Folge: rote Augen und eine neue Rolle im nächsten Horror-Streifen. Gut für Halloween, schlecht für das Fotoalbum.

Dabei ist es laut der American Academy of Ophthalmology eigentlich gut, wenn man rote Augen durch die Einstrahlung des Blitzlichts bekommt – denn es zeigt, dass die Netzhäute der Sehorgane unversehrt und gesund sind. Das Fehlen roter Augen kann demnach ein Warnzeichen dafür sein, das etwas nicht in Ordnung ist.

So entstehen rote Augen auf dem Foto

Das Rote-Augen-Phänomen kennt sicherlich jeder. Aber wie genau kommt es zustande? Bei Dunkelheit sind die Pupillen weit geöffnet – denn im Idealfall soll das spärliche Licht mit maximaler Kraft einfallen, damit man trotzdem gut sehen kann.

Ein Blitz wird ja meistens dann verwendet, wenn die Lichtverhältnisse eben nicht optimal sind und es zu dunkel ist. Werden wir nun angeblitzt, trifft das Licht des Blitzes durch die geweitete Pupille auf die dahinter liegende Netzhaut. Diese ist sehr gut durchblutet und – man hätte es erahnen können – rot.

Das Licht wird von dort reflektiert und trifft auf das Objektiv der Kamera. Hier entsteht das Bild der roten Pupille. Bedeutet im Klartext: Das Rot auf dem Bild ist eigentlich ein tolles Bild der eigenen Netzhaut, die sich in diesem Moment krampfhaft in den Mittelpunkt der Aufnahme spielt.

Je spitzer der Winkel von Blitz, Auge und Objektiv ist, desto wahrscheinlicher ist es auch, dass bei einer frontalen Aufnahme das reflektierte Licht genau ins Objektiv trifft. Möchte man die roten Augen vermeiden, könnte man beispielsweise näher ans Motiv heranrücken, denn dadurch steigen die Chancen, dass das ausfallende Licht das Kameraobjektiv nicht trifft.

Fehlendes rotes Auge kann auf Retinoblastom hindeuten

Rein optisch können rote Augen auf dem Foto störend sein – aber eigentlich handelt es sich dabei um ein gutes Zeichen. Das Fehlen roter Augen, obwohl sie aus rein physikalischen Gründen vorhanden sein sollten, könnte ein Warnzeichen dafür sein, dass etwas mit den Augen nicht in Ordnung ist.

So kann das Fehlen des Rote-Augen-Effekts auf eine seltene Krebserkrankung des Auges hindeuten, das sogenannte Retinoblastom. Dabei handelt es sich um einen bösartigen Tumor in der Netzhaut des Auges.

Das Retinoblastom tritt laut der Deutschen Krebsgesellschaft in der Regel bei Säuglingen und Kleinkindern auf. Wird die Erkrankung frühzeitig erkannt, können die Patient*innen in den meisten Fällen erfolgreich behandelt werden.

Grauer Star (Katarakt) ist ebenfalls eine Erkrankung, die aufgrund der fehlenden roten Augen diagnostiziert werden kann. Beim Grauen Star kommt es zur Trübung der Linse, da die Eiweiße in der Linse zerfallen und sich in Klümpchen an ihr absetzen.

Diese Klümpchen werden mit fortschreitendem Alter immer dichter und größer und sorgen so dafür, dass die Sehleistung beeinträchtigt wird. Das Licht kann dann nicht mehr durch die Linse dringen – deshalb haben Betroffene beim Fotografieren mit Blitzlicht auch keine roten Augen mehr.

Life-Hack, der Leben retten kann

Dass ein Foto mit Blitzlicht wirklich Leben retten kann, bestätigt der Creator Jarrett Stod in einem Reaction-Video auf TikTok. In einem Video voller Life-Hacks präsentierte der TikToker @icycol "Hacks", die "dein Leben eines Tages retten könnten".

Darunter auch den Tipp, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen, wenn auf einem Blitzlichtfoto auf der Pupille weiß zu erkennen ist.

Jarred Stod bestätigt die Aussage in seiner Reaktion mit den Worten: "Das hat buchstäblich mein Leben gerettet." Wie auf einem Kinderfoto von ihm zu erkennen ist, erscheint sein linkes Auge (die Aufnahme ist gespiegelt) nicht rot vom Blitzlicht, sondern "gold". Das Ergebnis: Krebs im linken Auge. Dank der Früherkennung konnte sich die Erkrankung nicht weiter ausbreiten und das Auge wurde entfernt.

Dr. Karan Rajan, chirurgischer Arzt und Hochschuldozent in London, klärt neben seinen Tätigkeiten auch auf den sozialen Netzwerken regelmäßig über Gesundheitsthemen auf und hat auf das Video von Jarred Stod reagiert. Er bestätigt, dass das Fehlen eines roten Auges durchaus auf gewisse Krankheiten hindeuten kann.

Rajan weist darauf hin, dass man bei einer "abnormalen" Färbung der Augen wie gelb, weiß oder schwarz, sowie beim Fehlen eines roten Effekts nach dem Blitzlicht Ärzt*innen aufsuchen sollte.

Weiße Flecken können ein Zeichen für Grauen Star oder Netzhautablösungen sein, ein weißer oder gelblicher Schimmer (Leukokorie) könnte auf die Augenkrankheit Morbus Coats schließen lassen. Morbus Coats ist eine sehr seltene, angeborene Erweiterung der Netzhautgefäße. Die ersten Symptome treten laut des Kindernetzwerk e. V. meist im ersten oder zweiten Lebensjahrzehnt auf.

Natürlich besteht nach Aussagen von Rajan auch beim fehlenden Rote-Augen-Phänomen die Möglichkeit, dass alles in Ordnung ist – es könnte aber auch ein schwerwiegendes Problem vorliegen, das man auf diese Weise frühzeitig erkennen kann.

Darum gilt: In Zukunft vielleicht die roten Augen wieder mehr wertschätzen, denn so nervig wie man denkt, sind sie offensichtlich gar nicht. Es lohnt sich also, nicht direkt mit dem Bildbearbeitungsprogramm sämtliche Makel auszulöschen, sondern einen genaueren Blick auf die Motive zu wagen.