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Wie nachhaltig sind Periodenslips wirklich? Umweltexperten üben Kritik

Periodenslips werden als nachhaltige Alternative zu Binden und Tampons beworben. Dennoch üben Umweltexperten nun Kritik. Der Grund: Die Höschen enthalten Chemikalien, die beim Waschen in die Umwelt gelangen können.

Periodenslips sollen Müll sparen - nachhaltig sind sie deswegen noch lange nicht (Bild: Annette Riedl/dpa)
Periodenslips sollen Müll sparen - nachhaltig sind sie deswegen noch lange nicht (Bild: Annette Riedl/dpa)

Auf den ersten Blick erscheint es aus Sicht der Nachhaltigkeit durchaus sinnvoll, von herkömmlichen Tampons und Binden auf Periodenslips umzusteigen. Diese sind schließlich waschbar und damit wiederverwendbar, was Müll spart.

So funktionieren Periodenslips

Periodenslips sehen aus wie reguläre Unterwäsche, in die jedoch eine Saugeinlage eingenäht ist, die Flüssigkeit absorbiert. Meist sind sie aus Baumwolle gefertigt, unterhalb der absorbierenden Schicht befindet sich jedoch eine flüssigkeitsundurchlässige Membran, damit wirklich kein Menstruationsblut nach außen gelangen kann.

Damit sich die spezielle Einlage nicht verformt, sind die Periodenslips häufig nicht bei 60 Grad waschbar - dies ist bei Unterwäsche jedoch nötig, um Bakterien und Pilze abzutöten. Aus diesem Grund werden den Slips antibakterielle Biozide hinzugefügt.

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Bis zu zwei Jahre soll diese antibakterielle Wirkung den Herstellern zufolge anhalten - denn nach und nach verlieren sich die Biozide beim Waschen.

Periodenslips: Beim Waschen landen die Biozide in der Umwelt

Und genau darin liegt die Kritik von Umweltexperten. Denn die Biozide sind zum einen potentiell allergieauslösend und gesundheitsschädlich Zum anderen landen die Biozide bei der Wäsche im Abwasser und über die Kläranlagen, wo nicht alle dieser Stoffe gefiltert werden können, schließlich in der Umwelt. Dort können sie im schlimmsten Fall Organismen schaden und Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen.

Der Hamburger Hersteller Mylily beispielsweise verwendet Silbernitrat, wie die dpa berichtet. Die Periodenslips des Start-ups Ooia enthalten Silberchlorid. Wie schnell Letzteres bei der Wäsche im Wasser landet, hat das schwedische Chemikalienamt KEMI getestet: Schon nach drei 40-Grad-Waschgängen war aus sieben von 16 Stoffproben mehr als die Hälfte des Biozids verschwunden.

Um Bakterien abzutöten, sollte Unterwäsche normalerweise bei 40 Grad gewaschen werden. Da dies mit Periodenslips nicht möglich ist, werden sie mit Bioziden versehen (Symbolbild: Getty Images)
Um Bakterien abzutöten, sollte Unterwäsche normalerweise bei 40 Grad gewaschen werden. Da dies mit Periodenslips nicht möglich ist, werden sie mit Bioziden versehen (Symbolbild: Getty Images)

Viele Experten raten deshalb von den Slips ab: "Ich halte biozidbehandelte Menstruationswäsche für nicht nachhaltig. Biozide sollen Lebewesen schädigen und abtöten und können unerwünschte Nebenwirkungen auf die Gesundheit und auf die Umwelt haben", sagte die Biologin Susanne Smolka vom Verein Pestizid-Aktions-Netzwerk der Nachrichtenagentur.

Wie wirken sich Periodenslips auf die Gesundheit aus?

Häufig werden die Biozide in Periodenslips zudem nicht richtig gekennzeichnet, wie die dpa weiter berichtet - und das, obwohl eine Kennzeichnungspflicht für biozidbehandelte Waren besteht, die Hinweise wie "antibakteriell" oder "Geruchsschutz" enthält.

Auch steht in der Diskussion, ob die Periodenslips der Gesundheit schaden könnten. Auch die Vagina hat schließlich eine natürliche Bakterienflora, die durch die Stoffe gestört werden könnte. Zudem besteht dem Bundesumweltministerium zufolge die Gefahr von allergischen Reaktionen sowie einer Resistenzentwicklung bei Krankheitserregern.

"Generell sollte man mit Bioziden ausgerüstete Textilien nicht verwenden, da es nicht zwingend nötig ist", zitiert die dpa Marcus Gast, Experte für wassergefährdende Stoffe im Umweltbundesamt. Wer nach einer müllsparenden Alternative zu Binden und Tampons sucht, ist vorerst mit einer Menstruationstasse womöglich bedient.

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