Wie Ryan Gosling zu unserem Lieblings-Feministen wurde

Yahoo feiert den internationalen Frauentag 2017
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Einst war er ein „Mickey Mouse Club“-Kind, dann gefeierter Schnulzen-Star mit legendärem Sixpack, irgendwann (na ja, genauer gesagt 2010 mit „Drive“) nahm man ihn – viel später als verdient – als ernstzunehmenden Schauspieler wahr, daraufhin eroberte er (nach vielen, VIELEN Romanzen) das Herz von Eva Mendes und bekam zwei Töchter mit ihr, und zwischendrin gelang es ihm doch tatsächlich, mit seinem Charme die unbezwingbare Ellen DeGeneres zum Erröten und Stottern zu bringen. All das können wir uns ja noch irgendwie erklären. Aber wie Ryan Gosling (36) zum männlichen Hollywoodliebling der feministischen Bewegung wurde? Ein Erklärungsversuch …

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Ryan Gosling ist der Liebling der Frauenbewegung (Bild: AP)
Ryan Gosling ist der Liebling der Frauenbewegung (Bild: AP)

Los ging die Sache mit dem „Hey Girl“-Meme. Hier die gesicherten Tatsachen: Im Dezember 2008 entstand der Blog „FuckYeahRyanGosling“, auf dem ein gewisser Douglas Reinhardt, seines Zeichens hingebungsvoller Gosling-Fan, seine Lieblingsfotos des Stars postete. Irgendwann versah er die Fotos mit dem Schriftzug „Hey Girl“ und angeblichen Zitaten, in denen er Gosling Sätze in den Mund legte, die man ihn (hoffentlich!) zu seiner Freundin sagen hören könnte, würde man doch nur Mäuschen im Gosling’schen Wohnzimmer spielen dürfen.

Get yo grub on girl. #heygirl #heygirlryangosling #ryangosling #mcm #mancrushmondays #lol #bacon #sandwich

A post shared by Benicio Pena Jr (@stellartones) on Jan 19, 2015 at 8:53pm PST

Nun darf man nicht vergessen, dass Gosling ab 2008 knapp drei Jahre lang von der Kinoleinwand verschwand. Seine Fans litten also Entzug. Und anstatt „The Gos“ nach und nach zu vergessen, brachen sie in eine Art Onlinehype-Massen-„Hey Girl“-Hysterie aus.

#fuckyeahryangosling ????

A post shared by renée ???? (@cultmaker) on Jul 13, 2012 at 2:05pm PDT

Als Gosling 2010 mit Pauken und Trompeten – nämlich fünf Filmen in nur eineinhalb Jahren – nach Hollywood zurückkehrte, war er trotz (oder vielleicht gerade wegen) seiner Abwesenheit zum Internetliebling geworden. Während dieser Phase wurde er erstmals vor laufender Kamera mit dem Meme konfrontiert: MTV interviewte Gosling zu dem Liebesdrama „Blue Valentine“ und ließ ihn dabei ein paar „Hey Girl“-Sprüche vorlesen. Die Damenwelt schmolz verzückt dahin, und danach gab es möglicherweise keinen einzigen Menschen mit Internetzugang weltweit mehr, dem „Hey Girl“ nichts sagte.

All late today, Lol #mcm #mancrushmonday #heygirl #heygirlryangosling #ryangosling #mondays #memes #nohomo

A post shared by Benicio Pena Jr (@stellartones) on Nov 4, 2013 at 7:31pm PST

Es folgte ein „Hey Girl“-Spin-off nach dem nächsten, die man allesamt getrost überspringen kann – bis die Journalistin Danielle Henderson im Oktober 2011 den Blog „Feminist Ryan Gosling“ als Ablenkung von ihrem kürzlich begonnenen Studium der Gender-Wissenschaften gründete.

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A post shared by Wild Woman's Society (@wildwomanssociety) on Nov 21, 2016 at 6:07pm PST

Der Clou: Statt um Fußmassagen und Liebeserklärungen ging es in Hendersons „Hey Girl“-Texten um feministische Botschaften. Und die passten zufällig perfekt zu “Ryan Gosling 2.1”, der sich zu dieser Zeit nicht nur künstlerisch neu erfand, sondern auch in Interviews überraschende Äußerungen tätigte, zum Beispiel, indem er dem „Evening Standard“ gegenüber verkündete: „Frauen sind besser als Männer“, nämlich „fortschrittlicher“ und „stärker.“

Repost from Feminist Ryan Gosling. #feministryangosling

A post shared by Shawn Daughhetee (@shawndaughhetee) on Jan 17, 2017 at 4:14pm PST

Und dann war da das Interview mit der australischen „Sunday Style“ kurz nach der Geburt der kleinen Esmeralda, in dem er erklärte, jetzt, wo er eine Tochter habe, sei ihm Feminismus besonders wichtig, und obwohl er nichts zur Entstehung des Internet-Hypes beigetragen habe, gäbe es ja wohl ganz klar Schlimmeres, als zur männlichen Gallionsfigur der Frauenbewegung zu werden!

Repost from @hoytie_toitie! This is awesome! ???? #fuckyeahryangosling #feministryangosling #feminism #fuckpatriarchy

A post shared by Natalia Rose (@natalia.querida) on Sep 20, 2012 at 10:39am PDT

Dass der „Feminist Ryan Gosling“-Blog seit 2013 keine neuen Inhalte mehr verbreitet, schadete Goslings Ruf als Hollywoodliebling der Frauenbewegung kein bisschen: Immer neue Bilder mit immer neuen Kommentaren geistern durchs Internet, und Gosling selbst untermauerte sein Image mit Filmen wie „A Place Beyond the Pines“ (2012) und „The Nice Guys“ (2016), in denen er mit Stereotypen und traditionellen Männerbildern spielt.

Seinen ersten Golden Globe (trotz zwei Oscarnominierungen bis heute sein einziger großer Award) holte Gosling allerdings mit dem entzückenden, aber unkritischen „La La Land“ nach Hause. Kann ja keiner erwarten, dass Hollywood in Sachen Feminismus so fortschrittlich unterwegs ist wie „The Gos“!