Über Events, Einladungen und die Angst der Prominenz

Es gibt solche und solche. Schon immer, für immer. Manche mögen eher Schokolade, die anderen eher Chips. Oder nichts. Oder beides (leider gehöre ich zur letzten Sorte).

Manche Leute sind “Promi-Hunter” und reißen sich ein Bein aus, nur um das nächste Profilbild mit irgendjemandem aus der Lindenstraße 1992 hochzuladen. Dann gibt es mich, die bei Lidl in Berlin-Neukölln an der Kasse steht und nicht mal einen A-Promi - falls wir sowas in Deutschland wirklich haben - erkennt, wenn er direkt vor ihr Bananen kauft. Dabei könnte man meinen, dass ich, durch all die Events, an denen ich so teilnehme, genug kennen sollte.

Viele denken, dass ich Glück habe, so oft Promis sehen zu dürfen. Auf all den Events, auf denen ich mich rumtreibe, genug coole und fancy Leute treffe. Und ich denke mir eigentlich nur: Wieso? Was an all diese Leuten ist anders als an uns? Ich kann euch sagen: Nichts.

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Komischerweise haben viele Leute die Angewohnheit, Menschen in der Öffentlichkeit so zu bewerten, dass sie nicht den Menschen in der Öffentlichkeit, sondern den gesamten Menschen - völlig egal, ob sie ihn privat kennen oder nicht - be- und/oder verurteilen.

“Ja hier, den da vom Cobra 11 Dingens da, der ist so voll der Idiot, sach ich dir, die Lehrerin von dem Exfreund meiner Cousine 17 Grades hat den vor 8 Jahren mal bei Mc Donalds gesehen, also wahrscheinlich war er das, und der hat nichtmal Danke gesagt.”

So und ähnlich höre ich das, wenn ich erzähle, wo ich war. Ich werde übrigens nicht gefragt, ob ich Spaß hatte. Sondern “UND, wer war da? Ist die/der echt so wie im Fernsehen drinne?”

Also reden wir doch einfach mal Klartext, was meint ihr?

Ja, auf Events gibt es meist Promis, vor allem auf den großen, wie Preisverleihungen oder Filmpremieren. Auch auf der Fashion Week sind ein paar Promis vertreten, aber die sind meist nur kurz vor der Show in der Front Row zu sehen, ein paar Bilder Klick-Klick-Klick, und dann huschen sie durch den Security Bereich wieder raus. Oder aber sie stellen sich für eine halbe Stunde auf den roten Teppich, wenn es karrieretechnisch gerade nicht so gut läuft und sie ein paar Fotos brauchen.

Sie machen auch Selfies mit dir, aber du willst ein Bild mit ihnen, weil du denkst, du würdest sie, aufgrund der von ihnen gespielten Rolle oder Fernsehpräsenz, mögen. Sie selbst sehen in dir nur einen Job. Sie spielen eine Rolle, das darfst du nicht vergessen und sie nicht verurteilen, wenn sie nicht so mit dir reden, wie du es dir erhoffst. Es gibt nämlich hunderte von dir, täglich.

Auf besagten Events reden sie zu 80% nicht mit einem. Sie wissen nicht wer du bist, also kannst du niemand sein, der wichtig ist. Wenn sie mit dir reden, dann nur, weil sie von irgendwo gehört haben, dass du über 100.000 Follower auf irgendeinem deiner Kanäle hast, und somit würdest du ihnen was bringen. Man kann immer öfter Promi- und Bloggerfreundschaften beobachten, die nur darauf basieren, dass sie sich gegenseitig Klicks, Likes, Kooperationen und Follower bringen. Dadurch zieht der eine die Social Media affinen Leute zu dem Fernsehpublikum des Prominenten rüber und andersrum. Also doppelte Followerzahl für jeden!

Wenn du aber keine hunderttausend Follower (mindestens!) hast, dann bist du auch nicht wirklich anwesend. Ein müdes Lächeln, ein “Wer warst du nochmal? Ach, niemand? Oh.”

Mal ehrlich, wer hat schon so viele Follower? Blogs, die eher wie Hochglanzmagazine sind? Die gibt es zu genüge, wie ihr hier lesen könnt.

Sie selbst sind oft überdreht. Zu laut.

Vielleicht aus Angst, unterzugehen, zwischen all den jungen Bloggern, die es ohne Fernsehen und Co geschafft haben, hier ebenfalls eingeladen worden zu sein. Vielleicht ist die Ablehnung nur Unwissen, die Arroganz vielleicht Unsicherheit.

Aufträge, die Promis bekommen haben, kriegen jetzt Blogger. Die neue Werbung? Online. Sie sind jung und “selfmade”. Ich glaube, die Angst sitzt tief, dass Promis bald noch weniger zählen könnten als jetzt. Und dass dadurch Ablehnung erfolgt. Promis sind Menschen, mehr nicht. Sie essen dort, trinken dort, unterhalten sich dort, freuen sich über Geschenke oder eine schöne Show. Und irgendwie suchen viele trotzdem die nächste Kameralinse. Unruhige Blicke durch den Saal. So wie Blogger ihre Blicke aufs Handy richten. Immer auf’s Publikum bedacht und niemals wirklich für sich alleine. Für Außenstehende sind Events eben Events, Spaß und Dinge umsonst kriegen, aber für sowohl Blogger, als auch Promis, ist es immer Arbeit. Sich interessant machen. Gesehen werden. Vielleicht einen neuen Auftrag kriegen, der die Miete sichert.

Das darf man nie vergessen.

Ihr wolltet schon immer wissen, wie man als Blogger eigentlich Geld verdient?

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