Das sind die 10 besten Bücher des 21. Jahrhunderts laut New York Times

10 besten Bücher des 21. Jahrhunderts

Jedes der 10 besten Bücher des 21. Jahrhunderts eignet sich auch zum Lesen in der Natur.

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Über die Frage, welches denn die besten Bücher sind, lässt sich stets und zu jeder Zeit ganz vortrefflich streiten. Am einfachsten ist es da, wenn man eine große Anzahl Expert*innen nach ihrer Meinung fragt und am Ende einfach nachzählt, welche Titel am häufigsten genannt werden – und genau das hat die New York Times getan. Die hat 503 Schriftsteller*innen; Künstler*innen Akademiker*innen gefragt, welche Bücher die besten des 21. Jahrhunderts sind. Und das ist das Ergebnis.

Laut New York Times: Das sind die 10 besten Bücher des 21. Jahrhunderts

Wenn das mal keine tolle Must-Read-Liste ist, die gleichzeitig überschaubar ist und dringlich wirkt, dann wissen wir auch nicht…

Die deutsche Schriftstellerin Carolin Emcke ist genauso ein Fan des Buches wie der ehemalige US-Präsident Barack Obama – und das ist kein Wunder, denn Gilead ist wirklich ein ganz fantastisches Werk. Es ist das erste Buch einer Romanserie, und das titelgebende Gilead ist eine Ortschaft im US-Bundesstaat Maine (bezeichnet gleichzeitig aber auch biblisches Land). In ihrem Buch schreibt Marilynne Robinson von John Ames, der im Sterben liegt und versucht, seinem 7-jährigen Sohn vorher noch die Welt zu erklären. Das mag erstmal unspektakulär klingen, doch Robinson gelingt das mit so einer sprachlichen Kraft, mit so einer unermesslichen Tiefe, das es einen schlichtweg umhaut, weil man nach Beenden der Lektüre tatsächlich das Gefühl hat, das Wunder der menschlichen Existenz etwas besser verstanden haben. Kein Wunder, dass Marilynne Robinson so gut wie jeden Literaturpreis der USA gewonnen hat und ihr Lebenswerk vor knapp zehn Jahren der Library of Congress Prize for American Fiction zugesprochen wurde.

Kazuo Ishiguro ist einer der ganz großen zeitgenössischen Schriftsteller aus dem Vereinigten Königreich: Gewinner des renommierten Booker Prizes 1989, seit 1998 Ritter des Ordre des Arts et des Lettres und seit 2017 auch Besitzer des Nobelpreis für Literatur. In seinem gefeierten und vielfach ausgezeichneten Roman Alles, was wir geben mussten erzählt eine junge Frau von ihrem Leben an einem englischen Internat. An dieser Schule leben jedoch nur Klone, deren einziger Zweck ist, als Organspender zu fungieren. Nach und nach werden die Schüler dort mit dieser Tatsache konfrontiert, die aufgrund ihres Alters aber gar nicht richtig in der Lage sind, die Bedeutung dieser schrecklichen Wahrheit zu begreifen. Time hat das Buch seinerzeit zum besten des Jahres 2005 gewählt, längst gilt es als eines der bedeutendsten der britischen Literatur.

W. G. Sebald war ein deutscher Schriftsteller, der nicht nur als kontrovers galt (vor allem wegen seiner Auslassungen zur Rolle von Alfred Andersch während der Zeit des Nationalsozialismus), sondern auch vielfach ausgezeichnet war – unter anderem mit dem Heinrich-Böll-, Joseph-Breitbach- und Heinrich-Heine-Preis. Bekannt wurde er Mitte der Neunziger vor allem durch sein Buch Die Ringe des Saturn. Austerlitz ist leider Sebalds letztes Werk, denn kurz nach dessen Veröffentlichung starb er, als er im Alter von gerade mal 57 Jahren bei einer Autofahrt einen Herzinfarkt erlitt und in einen Tanklaster fuhr. Im Zentrum von Austerlitz steht der titelgebende Wissenschaftler Jacques Austerlitz, der nach seiner akademischen Laufbahn beginnt, seiner Herkunft nachzuforschen und sich selbst auf den Grund zu gehen. Der Guardian hat Austerlitz sogar auf Platz fünf seiner Liste der hundert besten Bücher des 21. Jahrhunderts gesetzt und auch die BBC nannte das Buch eines der bedeutendsten Werke des frühen 21. Jahrhunderts.

Mit Underground Railroad hat Colson Whitehead nicht nur den Pulitzer-, sondern auch zahlreiche andere Preise gewonnen. Ein ganzes Jahr lang stand der Roman auf der Bestseller-Liste der New York Times, 2021 gab es zu Underground Railroad sogar eine gleichnamige und sehr sehenswerte Serie auf Prime Video. Im Zentrum der Erzählung steht die Sklavin Cora, die eines Tages von einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven hört – der Underground Railroad. Und das will sie nutzen, um irgendwie in die Freiheit zu gelangen – koste es, was es wolle. Ein packender, erschütternder und bewegender Lesetipp gegen Rassismus und für Menschlichkeit – beste Lektüre also in Zeiten wie diesen, in denen wir einen Aufstieg des Rechtpopulismus verzeichnen müssen. Übrigens: Colson Whitehead ist sogar zweifacher Pulitzer-Preisträger. Auch sein 2019 veröffentlichtes Buch Die Nickel Boys bekam den Preis zugesprochen.

International war man sich einig: Als im Jahr 2004 der Jahrhundertroman 2666 erschien, ein Jahr nach dem Tod seines Autoren Roberto Bolaño, wurde der Schinken überall euphorisch als literarisches Meisterwerk gefeiert. Eine unaufgeklärte Mordserie an mexikanischen Frauen führt seine Leser*innen tief ins düster pumpende Herz der modernen Welt und durch 1.096 Seiten, die einen bis zur letzten Minute nicht mehr loslassen. Vollkommen zu Recht ist das Buch auch auf der Liste der besten Bücher des 21. Jahrhunderts laut New York Times gelandet.

Jonathan Frenzen ist ein wahrer Meister im Erzählen dysfunktionaler Familiengeschichten, und vom Auseinanderfallen einer solchen schreibt er auch in seinem großen Roman Die Korrekturen. Darin möchte Enid Lambert ihre Familie nach fünfzig Jahren Ehe ein letztes Mal an Weihnachten um sich haben, aber wie das bei weihnachtlichen Familientreffen nun mal so ist: Man stellt sich das immer so harmonisch und idyllisch vor, doch die Wirklichkeit sieht meist anders aus – so auch hier. Denn Enids Mann setzt seine Parkinson-Erkrankung immer weiter zu und ihre drei Kinder haben mit individuellen Problemen zu kämpfen, die ihnen allen zusetzen. Wie Frenzen über das Scheitern jeder seiner Protagonist*innen schreibt, das ist wahrlich meisterhaft.

Ganze zehn Jahre hat Edward P. Jones an seinem Meisterwerk Die bekannte Welt gearbeitet, aber: Es hat sich gelohnt! Unzählige Preise hat der US-amerikanische Schriftsteller dafür gewonnen, darunter den renommierten Pulitzer-Preis. Es geht darum um Henry Townsend, einem ehemaligen Sklaven, dem ein Aufstieg gelungen ist – und der hat ihn selbst zum Sklavenhalter gemacht. Doch als er stirbt, bricht die Welt, die er sich inmitten der Zeit der Sklaverei geschaffen hat, nach und nach in sich zusammen. Ein wahnsinnig ergreifender, packender, halszuschnürender und augenöffnender Roman, der wirklich unter die Haut geht. Oder wie es so schön im Oprah Magazine stand: „Eines der seltenen Bücher, die Wunden aufreißen und zugleich heilen.“

Platz drei der besten Bücher des 21. Jahrhunderts laut New York Times belegt Wölfe von Hilary Mantel – der fantastische Auftakt ihrer berühmten Tudor-Trilogie. Die Geschichte spielt im England des Jahres 1520, einem Reich, das am Rande einer Katastrophe balanciert. Thronfolger König Heinrich VIII. steht ohne männlichen Erben da, und das Land droht im Chaos eines Bürgerkriegs zu versinken. Inmitten politischer Ränkespielen und persönlichen Krisen strebt Heinrich die Annullierung seiner Ehe an, um Anne Boleyn zu heiraten – gegen den Widerstand des Papstes und fast ganz Europas. In dieses brodelnde Machtvakuum tritt Thomas Cromwell, ein Mann von außergewöhnlicher Intelligenz und skrupelloser Ambition. Wölfe ist nicht nur ein tiefgründiger Blick in die dunklen Gänge der Macht, sondern auch ein Roman, der die Schnittstelle zwischen individueller Psychologie und den großen Rädern der Politik beleuchtet. Durch eine Vielzahl von Charakteren und einem Reichtum an historischen Ereignissen entfaltet Hilary Mantel ein lebendiges Bild des Tudor-Englands, einer Gesellschaft im Umbruch, die geprägt ist von Leidenschaft, Leid und unerschütterlichem Mut.

Auf dem zweiten Platz der besten Bücher des 21. Jahrhunderts laut New York Times steht Isabel Wilkersons bahnbrechendes WerkKaste: Die Ursprünge unseres Unbehagens. Darin beleuchtet sie eine der großartigsten, doch oft übersehenen Episoden der amerikanischen Geschichte: die massenhafte Migration schwarzer Amerikaner*innen, die zwischen 1915 und 1970 fast sechs Millionen Menschen umfasst hat, die aus den repressiven Bedingungen des Südens in die Städte des Nordens und Westens geflohen sind, um ein besseres und freieres Leben führen zu können. Wilkersons beschreibt dabei die Lebenswege dreier Individuen. Dabei illustriert sie nicht nur mit akribischer Detailgenauigkeit und tiefgreifenden persönlichen Geschichten die Strapazen und Risiken dieser Flucht, sondern auch, wie die Migrant*innen die sozialen und kulturellen Landschaften der Städte, in denen sie sich niedergelassen haben, nachhaltig geprägt haben. Kaste: Die Ursprünge unseres Unbehagens ist daher nicht nur ein fesselndes historisches Dokument, sondern auch eine tiefe Betrachtung menschlicher Hoffnung und Ausdauer.

Auf Platz eins der – zumindest nach Meinung von über 500 Expert*innen – besten Bücher des 21. Jahrhunderts steht Meine geniale Freundin von Elena Ferrante. Der Roman spielt im Neapel der Fünfzigerjahre und ist der erste Teil eines vierbändigen Romanzyklus. In diesem ersten Band ihrer neapolitanischen Saga schreibt Elena Ferrante über die beiden Freundinnen Lila und Elena. Beide sind vollkommen unterschiedlich, aber dennoch unzertrennliche beste Freundinnen fürs Leben, und das Buch handelt von den Entwicklungen innerhalb dieser lebenslangen Freundschaft während der Kindheit der beiden. Fantastisch!