10 Fakten: Alles übers Häkeln

Die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen hat schon jetzt einen Boom in Deutschland ausgelöst - jedoch nicht beim Mädchen-Fußball, sondern beim Häkeln. Zu Ehren des (inoffiziellen) Maskottchens Waru, dem Häkel-Koala, sind hier zehn Fakten über das Handarbeits-Hobby.

Häkeln wird immer beliebter. (Symbolbild: Getty)
Häkeln wird immer beliebter. (Symbolbild: Getty)

Das offizielle Maskottchen der Frauen-Fußball-WM ist Pinguindame Tazuni - doch zum großen Star wird gerade ein anders, inoffzielles Tierchen: Klara Bühls Glücksbringer, ein selbstgehäkelter Koala namens Waru, wurde bereits wiederholt beim deutschen Team erspäht - in der Trainingsjacke von Lena Oberdorf, auf einer Musikbox und im Flieger auf dem Weg zu einem Spiel. Nicht nur die Spielerinnen haben Waru als ihr Mannschafts-Maskottchen adoptiert, auch bei den Fans löst der kleine Koala helle Begeisterung aus. Es gibt schon Forderungen, ihn im DFB-Fanshop zu verkaufen - und bis der Verband reagiert, kursieren Häkel-Anleitungen im Internet - und Bilder von eigenen kleinen Warus.

Ausgerechnet das Mega-Sportevent löst also gerade einen neuen Häkel-Trend in Deutschland aus. Wen es selbst jetzt in den Fingern juckt, sich ans Werk zu machen, der bekommt hier interessante Fakten rund ums Häkeln.

Ein junges Hobby

Während die Ursprünge des Strickens gängigen Quellen zufolge bis zu 4000 Jahre zurückreichen, ist Häkeln eine vergleichsweise junge Technik, deren erste historische Nachweise erst im 18. Jahrhundert auftauchen. Uneinig sind sich Experten, wer es erfunden hat: Es gibt sowohl Theorien, dass es - ähnlich wie das Stricken - aus dem arabischen Raum über Handelswege nach Europa kam, als auch, dass Häkeln seine Ursprünge in China oder Ägypten hat, und auch Südamerika meldet bisweilen Ansprüche auf die Erfindung der Technik an.

Ein Jäger-Handwerk?

So wurden bei Ausgrabungen in Ägypten Strukturen gefunden, die auf einen Vorläufer des heutigen Häkelns schließen lassen. Deren Strukturen waren jedoch so fest und engmaschig, dass vermutet wird, dass es sich um Fangnetze für die Jagd handeln könnte. Während heute Babydecken, Tischdeckchen und süße Koala-Puppen gehäkelt werden, handelte es sich also ursprünglich vermutlich um ein Jäger-Handwerk.

Vorbild Stricken

Vermutlich diente eine bestimmte Stricktechnik als Vorbild für das Häkeln: Bei der sogenannte Tampour Stickerei wird kein Garn mit zwei Nadeln verarbeitet, sondern mit einer mit einem Haken versehenen Nadel ein feiner Faden durch Stoff gezogen. Daraus hat sich das Häkeln entwickelt, bei dem kein Stoff, sondern wiederum nur Wolle oder Garn verwendet wird. Diese Theorie stützt sich auf den Namen der Tampour-Nadel: Diese hießen in Frankreich "crochet", woraus sich das englische Wort für Häkeln ableitete.

Die erste Häkelanleitung

Zunächst wurde die Häkel-Kunst mündlich überliefert. Die erste schriftlich festgehaltene Häkelanleitung, die bis heute überliefert ist, stammt aus dem Jahr 1824, als diese in einer Zeitschrift namens Penelope in Amsterdam auftauchte.

Frühe Maschentechnik

Diese Zeitschriftanleitung beweist, dass die Kettmasche eine der ersten Häkelstiche ist. Weiteren Aufzeichnungen zufolge kamen Techniken wie Luftmasche und die Feste Masche erst 1835 hinzu

Heute ist Häkeln ein verbreitetes Hobby - doch bis dahin war es ein langer Weg (Symbolbild: Getty Images)
Heute ist Häkeln ein verbreitetes Hobby - doch bis dahin war es ein langer Weg. (Symbolbild: Getty Images)

Häkeln wird salonfähig

Dass Häkeln zum Volkssport wurde, ist vornehmlich Mademoiselle Riego de la Brachardiere zu verdanken. Sie veröffentlichte ab 1840 diverse Bücher mit Anleitungen zum Häkeln und brachte so die sogenannte irische Methode, Spitze zu häkeln, in die breite Bevölkerung.

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In Großbritannien war es um die Jahrhundertwende Queen Victoria, die das Häkeln zum Trend machte, indem sie Soldaten im Zweiten Burenkrieg dazu anleitete, sich selbst Schals mit dem eigenen Wappen zu häkeln. In den 1910ern und 1920ern waren Häkel-Bücher der große Renner, und in den 1960ern wurde das Hobby gänzlich populär, indem es in der Flower-Power-Ära plötzlich cool war, sogenannte Granny Squares, Decken, Kleidung und schließlich Toilettendeckel, Toilettenpapierrollen und Waschmaschinendeckel zu häkeln.

Häkelkunst in der High Fashion

Apropos Granny Squares: Die kleinen Deko-Vierecke, die sich perfekt für die Verwertung von Wollresten eignen, schafften es 2009 dank Cate Blanchett sogar auf den Red Carpet. Bei einer Veranstaltung in Melbourne trug sie eine Kreation des Designer-Duos Luke Sales und Anna Plunkett, das die Gemüter jedoch spaltete. Während die einen das kreative Dress lobten, machte die britische Daily Mail es zum Thema ihrer damaligen Kolumne mit dem Titel "Was hat sie sich nur dabei gedacht?"

Cate Blanchett machte gehäkelte Kleidung 20199 Red-Carpet-tauglich (Bild: Scott Barbour/Getty Images)
Cate Blanchett machte gehäkelte Kleidung 20199 Red-Carpet-tauglich (Bild: Scott Barbour/Getty Images)

Häkeln als gesellschaftskritische Straßenkunst

Sogar Kritik am Establishment lässt sich mittels der Handarbeit ausdrücken, wie die sogenannten Yarnbombs zeigen, die 2005 erstmals in Houston, Texas, auftauchten. Anstatt Wände mit Graffiti zu besprühen, wurde hierbei von sogenannten Guerilla-Strickern gestricktes oder gehäkeltes Werk an öffentlichen Gegenständen hinterlassen wurden.

Von den USA schaffte diese Bewegung es nach England, Spanien und vereinzelt auch Deutschland. Oft dient dies einfach als straßenkünstlerische Verschönerung steriler öffentlicher Plätze, doch nicht selten werden damit auch feministische Bewegungen, anderweitige Demonstrationen oder einfach aktuelle Themen unterstützt. So wurde in New York bereits der gesamte Stier an der Wall Street eingehäkelt.

Häkeln für die Seele

Doch Häkeln ist nicht nur etwas für Hausfrauen und Straßenkünstler: Als Handarbeit wird Stricken und Häkeln in Schulen, in Kliniken und teilweise sogar in Gefängnissen als therapeutischer Zeitvertreib gelehrt. Denn Häkeln ist nicht nur produktiv, sondern auch gut für die Psyche. Es fördert das Selbstvertrauen, schärft die Konzentration und kann einer Studie der kanadischen Universität von British Columbia zufolge sogar Angstzustände und negative Gedanken lindern.

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Damit kann es die Therapie von Menschen mit Angststörungen, Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen lindern - die Studie wurde allerdings bei Menschen mit Essstörungen durchgeführt und zeigte auch hier positive Effekte.

Der Häkel-Rekord liegt in Deutschland

In Deutschland gibt es Statista zufolge mehr als 2,6 Millionen Menschen, die stricken, häkeln oder schneidern - respektabel, aber kaum rekordverdächtig. Doch der tatsächliche Weltrekord im Häkeln liegt tatsächlich in Mahlsdorf bei Berlin: Dort wurde 2021 die längste Häkelarbeit der Welt fertiggestellt. Rund 220 Personen arbeiteten monatelang an der Luftmaschenkette, die letztlich eine Länge von 345,6 Kilometer erreichte.

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