The Social Pulse: Küchenchaos? Was es mit dem TikTok-Trend Chaos Cooking auf sich hat

Ausgeklügelte, perfekt aufeinander abgestimmte Rezepte gibt es auf TikTok zuhauf. Doch unter dem Hashtag #ChaosCooking findet sich nun eine Gegenbewegung, bei der augenscheinlich wahllose Zutaten zusammengeworfen werden. Was hat es damit auf sich?

Was war im Kühlschrank noch übrig, und passt das auch zusammen? Beim Chaos Cooking ist das (fast) egal (Symbolbild: Getty Images)
Was war im Kühlschrank noch übrig, und passt das auch zusammen? Beim Chaos Cooking ist das (fast) egal. (Symbolbild: Getty Images)

Die Lebensmittelverschwendung in Deutschland betrifft bei Weitem nicht nur die Landwirtschaft und den Einzelhandel: Dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zufolge sind für 59 Prozent der Lebensmittelabfälle Privathaushalte zuständig. Pro Kopf und Jahr werfen die Deutschen demnach 55 Kilogramm Lebensmittel weg - allem voran Obst und Gemüse.

Betroffen sind hierbei nicht allein die volle Packung Karotten oder der ganze Kopf Blumenkohl, die man sich eigentlich zwecks gesunder Ernährung zubereiten wollte, die dann - sei es aus Zeitmangel oder weil die Lust auf den Döner an der Ecke doch größer war - im Kühlschrank vergammelt sind. Nicht selten summieren sich auch die kleinen Reste: die Handvoll Kartoffeln, die für das Rezept zu viel waren, die halbe Zucchini, die man nicht mehr gebraucht hat, oder das angebrochene Glas Pesto, für das man grade keine Nudeln im Haus hat.

Infografik: Lebensmittelverschwendung in Deutschland | Statista
Infografik: Lebensmittelverschwendung in Deutschland | Statista

Was aber macht man aus solchen zufälligen und unzusammenhängenden Resten, bei denen im Kühlschrank die Uhr tickt und die drohen, zur Lebensmittelabfall-Statistik hinzugefügt zu werden? TiKTok zufolge macht man daraus auf Teufel komm raus ein Gericht - ob sie nun zusammenpassen oder nicht.

Chaos Cooking geht auf TikTok viral

Chaos Cooking nennt sich das (deutsch: Chaos-Kochen) und ist der letzte Schrei in der Rezepte-Nische von TikTok. Von Rezepten kann jedoch keine Rede sein, denn eine Vorgabe gibt es nicht - außer der, alle kleinen Kühlschrank-Reste zu einem großen Ganzen zu verarbeiten - egal, was sich da gerade so tummelt.

Ein paar Beispiele gefällig? TikTokerin @MyCursedBrain machte einen Eintopf aus übriggebliebenem Gemüse und Reis - und fügt nicht nur Prisen von etwa einem Dutzend verschiedener Gewürze hinzu, sondern am Ende auch noch drei Eier und gesalzene Cashewnüsse aus der Dose.

Eine andere Nutzerin macht sich an einem Samstag eine Reste-Bowl aus Reis mit asiatischen Gewürzen, Spiegelei, Peperoni - und Putenspeck.

Und es geht noch chaotischer: Wie wäre es mit gebratenem Reis mit Ramennudeln und veganen Würstchen?

Nachhaltige Fusionsküche für Zuhause

Erfunden hat Social Media dieses Konzept freilich nicht, auch wenn es gerade auf TikTok und Instagram der große Renner zu sein scheint. Dem Bundeszentrum für Ernährung zufolge ist Chaos Cooking an die Fusionsküche angelehnt, die bereits in den 1980er Jahren in den USA entstanden ist. Hierbei werden regionale Küchen und damit auch landestypische Zutaten miteinander vermischt. In der gehobenen Küche wäre ein Beispiel hierfür Oktopus mit Kartoffel-Oliven-Stampf und französischer Blutwurst (erhältlich in einem Düsseldorfer Restaurant), beim Lieferdienst um die Ecke Currywurst-Pizza.

Social Pulse: Frau geht viral, weil sie seit über 40 Tagen einen Eintopf kocht

In den vergangenen Jahren ist aus diesem kulinarischen Mischmasch aufgrund des steigenden Bewusstseins für Lebensmittelverschwendung Chaos Cooking geworden. Dass es gerade jetzt zum Social-Media-Trend wird, dürfte an den gestiegenen Kosten für Lebensmittel liegen.

Chaos Cooking: Wie geht das?

Auch wenn es auf Social Media so aussehen mag, als würden beliebige Zutaten in einem Topf erhitzt werden, gibt es einige Dinge zu beachten, damit am Ende nicht die Art von Pampe rauskommt, welche die Roy-Geschwister in "Succession" ihrem Bruder als Scherz vorsetzen, sondern etwas Essbares und sogar Wohlschmeckendes.

Das Magazin HuffPost hat sich von mehreren Profiköchen Tipps eingeholt, wie das kreative Küchenchaos richtig geht:

  • Bekanntes als Basis: Es kann hilfreich sein, mit einer Zutat zu starten, die man kennt und öfter zubereitet, beispielsweise Nudeln, Reis oder Hackfleisch. Davon ausgehend kann man dann weitere Zutaten hinzufügen, die man normalerweise nicht damit zubereitet.

  • Die Zutaten separat kochen: Der Klassiker beim Resteverwerten ist Suppe oder Eintopf, doch anstatt alles in einen Topf zu werfen, sollte man die Zutaten lieber separat zubereiten, damit sie nicht verkochen, während andere noch fast roh sind. @MyCursedBrain hätte also besser daran getan, den Reis separat zum Gemüse zu kochen und die Eier nicht einfach dazuzuschlagen, sondern hartgekocht oder als Rührei hinzuzufügen.

  • Weniger ist mehr: Auch, wenn es bei Chaos Cooking darum geht, verrückte Gerichte aus mehreren Zutaten zu schaffen, sollte man es dabei nicht übertreiben. Noch Erdnussbutter auf die Wiener-Würstchen-Thai-Tagliatelle? BBQ-Sauce auf die Gurken-Feta-Waffeln? Besser ist es, sich bei jeder Zutat zu überlegen, ob sie wirklich noch dazupassen könnte - oder nur dazu dient, es noch verrückter (und viraler) zu machen.

  • Balance im Chaos: Bei aller kreativen Freiheit sollte man zudem darauf achten, dass sich die Zutaten in Geschmack und Konsistenz ergänzen. Die alte Regel, jedem Gericht für eine Geschmacksbalance süße, salzige, saure, bittere und umami Elemente hinzufügen, gilt auch beim Chaos Cooking.

Wer diese Tipps beachtet, kann sichergehen, dass die Kreation am Ende nicht doch im Müll landet, sondern im Magen - und idealerweise Lust auf mehr Chaos Cooking macht.

Im Video: Künstliche Intelligenz - Kochroboter lernt beim Zuschauen neue Rezepte

Noch mehr verrückte Stories aus dem Netz gibt es hier:

Trump versemmelt Golfschlag und das Netz reagiert

AI baut Happy End für Zuckerberg vs. Musk

Frau sucht Ehemann und bietet Prämie an