10 Fakten zur Intuition: Sollte man seinem Bauchgefühl vertrauen?

Aus dem Bauch heraus - oder lieber nicht?

Eine wichtige Entscheidung steht an, soll man da seinem Bauchgefühl vertrauen? (Bild: Getty Images)
Eine wichtige Entscheidung steht an, soll man da seinem Bauchgefühl vertrauen? (Bild: Getty Images)

"Ich hab bei der Sache ein ganz mieses Gefühl": Jeder kennt das Gefühl, die Entscheidung für etwas bereits zu kennen oder sogar schon getroffen zu haben, ohne einen rationalen Grund. Und jeder von uns hat sich bei einer Entscheidung sicher auch schon mal von einem inneren Gefühl leiten lassen, bei dem weniger Gehirn als Instinkt zu leiten scheint.

Dieser Umstand wird umgangssprachlich auch gerne als "Bauchgefühl" bezeichnet, gemeint ist damit die Intuition. Aber was bedeutet Intuition, warum ist sie bei einigen Entscheidungen besonders wichtig, und findet sie wirklich im Bauch statt?

Wir haben zehn Fakten zur "Intuition" zusammengestellt, und das nicht einfach so aus dem Bauch heraus.

Was bedeutet eigentlich "Intuition"?

Das Wort "Intuition" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "genau hinsehen". Man nennt sie auch Bauchgefühl, weil Menschen Entscheidungen scheinbar aus dem Bauch heraus treffen, anstatt mit ihrem Kopf, weil sie etwas wissen oder erahnen, ohne rationale Gründe dafür zu kennen.

Nicht alle Entscheidungen lassen sich allein durch Logik treffen (Symbolbild: Getty Images)
Nicht alle Entscheidungen lassen sich allein durch Logik treffen (Symbolbild: Getty Images)

Intuition zeichnet sich durch mehre Merkmale aus. Sie gelangt schnell ins Bewusstsein. Man weiß nicht, warum das Bauchgefühl plötzlich da ist, aber dennoch beeinflusst sie viele Entscheidungen im Leben.

Wie bezeichnet man Intuition noch?

Synonyme für Intuition sind Bauchgefühl, Eingebung, Instinkt, innere Stimme, sechster Sinn, Impuls, richtiger Riecher, innerer Kompass oder ein gesunder Menschenverstand.

Wie entsteht ein Bauchgefühl?

Entscheidungen mit dem Bauch trifft man stets unbewusst, es wird dabei keiner gezielten Logik gefolgt oder einem bewussten Nachdenken. Oftmals geht die Intuition mit Emotionen einher, die einem ein Gefühl von Sinnhaftigkeit geben. Der Verstand muss dann überprüfen, ob man diesem Bauchgefühl dann eine Handlung folgen lässt oder nicht.

Beim Bauchgefühl spielen Erfahrungen eine große Rolle. (Bild: Getty Images)
Beim Bauchgefühl spielen Erfahrungen eine große Rolle. (Bild: Getty Images)

Folgende Eigenschaften verbindet man mit seiner Intuition

Unser Bauchgefühl ist stets eine spontane Eingebung ohne rationale Grund ("Ich hab da plötzlich ein ganz mieses Gefühl"). Sie hilft uns eine Situation zu interpretieren, die uns befähigt, binnen Sekunden eine Entscheidung zu treffen und komplexe Konstellationen zu verstehen. Am Ende vermittelt uns unsere Intuition oft das Gefühl von Sicherheit und Gewissheit.

Intuition entsteht nicht im Bauch, sondern im Kopf

Zwar nennt man Intuition auch Bauchgefühl, Entscheidungen werden aber natürlich nicht im Bauch, sondern im Kopf getroffen. Dafür sind sowohl das limbische System als auch der Neocortex verantwortlich. Während der Neocortex logisch, analytisch und bewusst arbeitet, werden Entscheidungen im limbischen System unbewusst und schnell getroffen. Die Intuition ist daher im limbischen System verankert. Dabei greift das Hauptareal im limbischen System, die Amygdala, auf gespeicherte Erfahrungen und Emotionen zurück, aber auch auf Sinneswahrnehmungen wie Sehen, Hören, Riechen oder Schmecken. Die Intuition folgt zudem einer inneren Logik, welche auf Erfolgen oder Irrtümern basiert. Somit ist die Intuition eine kognitive Funktion, die bereits vor der Aktivierung des Bewusstseins, in Kraft tritt.

Die Intuition ist im limbischen System verankert. Das Hauptareal im limbischen System ist die Amygdala. (Bild: Getty Images)
Die Intuition ist im limbischen System verankert. Das Hauptareal im limbischen System ist die Amygdala. (Bild: Getty Images)

Kann man seiner Intuition vertrauen?

Das eigene Bauchgefühl ist überlebensnotwendig und warnt vor Gefahren oder Risiken. Unsere Eingebungen helfen dabei, Risiken zu identifizieren, komplexe Sachverhalte zu vereinfachen oder Vorhaben zu verwerfen, wenn sich diese nicht mehr gut anfühlen. Obwohl die Intuition auf die Gesamtheit des Wissensschatzes mit einhergehenden Gefühlen zurückgreift, ist diese nicht absolut fehlerfrei. Insbesondere dann, wenn Menschen vor neuen und unbekannten Herausforderungen stehen und Erfahrungen fehlen, gerät die Intuition an ihre Grenzen. Daher sollten vernünftige Entscheidungen stets auf Fakten und Intuition beruhen.

Bei bekannten Situationen führt das Bauchgefühl zu guten Ergebnissen

Muss man im Alltag in einer bekannten Situation eine Entscheidung treffen, dann führt die Intuition, durch die bisher schon gesammelten Erfahrungen, meist zu einem guten Ergebnis. »In Situationen, in denen wir sehr gute Erfahrungen haben, können wir uns auch gut auf unsere Gefühle verlassen«, so Tilmann Betsch, Professor für Sozial-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie an der Universität Erfurt. Das trifft zum Beispiel auf berufliche Situationen zu, in denen extrem schnell eine Entscheidung getroffen werden muss, zum Beispiel bei Piloten oder Feuerwehrleuten. Auch erfahrene Ärzten hilft das Bauchgefühl häufig bei ihren Diagnosen. Weichen die Umstände allerdings plötzlich vom Gewohnten ab und man wird mit etwas völlig Neuem konfrontiert, kann eine intuitive Entscheidung auf zu mangelhaften Ergebnissen führen. Als Beispiel sei hier die Corona-Pandemie genannt, in der gewohnte Verhaltensweise in Frage gestellt werden mussten.

Das Bauchgefühl widersetzt sich auch mal der Logik

Entscheidungen, die man schnell aus dem Bauch heraustrifft, fordern weniger mentale Kapazitäten. Die kann dazu führen, dass dabei das logische oder mathematische Denken außer Acht gelassen wird. Das "Bat-and-Ball"-Problem ("Schläger-und-Ball-Problem") ist ein bekanntes Beispiel dafür. Die Aufgabe lautet wie folgt: "Ein Schläger und ein Ball kosten zusammen 1,10 Dollar. Der Schläger kostet einen Dollar mehr als der Ball. Wie viel kostet der Ball?" Intuitiv würden die meisten Menschen sagen, der Ball koste 10 Cent. Die richtige Antwort lautet allerdings 5 Cent. Nach einer kurzen Bedenkzeit leuchte einem die richtige Lösung zwar ein, doch in Versuchen geben Testpersonen intuitiv meist falsche Antwort.

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Das "Schläger-und-Ball-Problem" ist ein gutes Beispiel dafür, wie uns das Bauchgefühl auch täuschen kann. (Bild: Getty Images)

Wann sollte man auf seine Intuition hören?

Zwar ist unsere Intuition, wie schon erwähnt, nicht unfehlbar, aber gerade in Situation, in denen es viele Optionen gibt und diese Vielzahl an Möglichkeiten uns eine Entscheidungsfindung erschwert, sollte man auf sein Bauchgefühl hören. Bei wichtigen Entscheidungen wie der richtigen Berufswahl oder der Wahl unseres Partners oder unserer Partnerin hilft eine rationale und logische Erklärung nicht immer weiter. Allerdings sollte man dabei bereits auf Erfahrungen und eine gewisse Expertise zurückgreifen können, denn wenn Kenntnisse aus vergangenen Erlebnissen fehlen, kann die Intuition im Dunkeln tappen.

Beim Glücksspiel ist das Bauchgefühl ein schlechter Berater

Unser Bauchgefühl ist vor allem für Wahrnehmungsverzerrungen empfänglich. Gerade am Spieltisch kann das allerdings teuer zu stehen kommen. Die Glücksspielende stützen sich bei ihren Einsätzen und ihrem Spielverhalten häufig auf den "Spielerfehlschuss", das heißt, sie gehen nach einer langen Pechsträhne davon aus, dass sie beim nächsten Mal garantiert gewinnen werden. Sie verknüpfen dabei also den Ausgang eines Zufallsspiels intuitiv mit den bisherigen Ergebnissen. Statistische betrachtet hat das allerdings nichts mit einander zu tun. Wer also beim Glücksspiel plötzlich gewinnt, hat dies nicht seinem Bauchgefühl zu verdanken, sondern – nomen est omen – einfach Glück gehabt.

Beim Glücksspiel sollte man sich nicht auf sein Bauchgefühl verlassen. (Bild: Getty Images)
Beim Glücksspiel sollte man sich nicht auf sein Bauchgefühl verlassen. (Bild: Getty Images)