Adam Brody in „Nobody Wants This“: Perfekter Normalo oder unrealistische Dating-Utopie?

Nobody Wants This Serie Netflix

Noah (Adam Brody) und Joanna (Kristen Bell) gelten als das neue Traumpaar der Serien-Geschichte

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Gibt es so etwas wie gesunde Beziehungen überhaupt noch? Ist das Konzept in einem Zeitalter des Dating-App-Nirvanas nicht eh aussichtslos, völlig veraltet? Lauert nicht hinter jeder Ecke schon die nächste Red Flag? Es schien lange, als hätte eine ganze Generation an Twenty- und Thirty-Somethings den Glauben an die Romcom-Liebe aufgegeben. Generation Beziehungsunfähig sozusagen. Wer momentan auf Social-Media-Plattformen wie Instagram oder X unterwegs ist, sieht aber: Sonst eher zynische Millenials haben einen neuen Crush. Name: Noah. Ursprung: Die neue Netflix-Serie „Nobody Wants This“. Klingt verheißungsvoll!

„Nobody Wants This“: Darum geht es in der neuen Hype-Serie auf Netflix

Die Handlung von „Nobody Wants This“ ist nicht einmal besonders originell. Im Grunde besitzt die Serie das gleiche Schema wie übliche Romcoms: Zwei Menschen (in diesem Fall irgendwo Mitte 30) verlieben sich, es sieht alles rosig aus, dann kommt ein Problem auf, an dem die Beziehung zu scheitern droht. Bei „Nobody Wants This“ ist letzteres der gegensätzliche Alltag der Hauptfiguren. Joanne (gespielt von Kristen Bell) produziert mit ihrer Schwester einen Dating- und Sex-Podcast und glaubt nicht an Gott. Noah ist Rabbi und hat eine Mutter, die nur eine gläubige Jüdin als Partnerin an seiner Seite akzeptieren will.

Das Besondere an dieser Serie ist aber nicht die Handlung. Es sind die Charaktere. Das Drehbuch schrieb Erin Foster, die früher bei der Dating-App Bumble arbeitete, selbst einen Podcast hat und für ihren Mann zum Judentum konvertierte. Und der von ihr geschriebene, in Social-Media-Sphären als „Hot Rabbi“ bezeichnete Noah, lässt nun Millenial-Herzen höher schlagen. Gespielt wird dieser von dem 2000er-Jahre-Serien-Star und teils etwas in Vergessenheit geratenem Adam Brody.

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Wird in „Nobody Wants This“ zum „Hot Rabbi“: Schauspieler Adam Brody

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Wie Adam Brody zum neuen Millenial-Crush wurde – obwohl er es vorher schon war

Aber was macht Noah jetzt zum neuen Heartthrob? Egal welches Argument Joanne ihm nennt, dass sie sein Interesse nicht wert sei – er ignoriert es. Noah projiziert ihre Selbst-Ablehnung nicht auf sich. Er rennt nicht weg, hört ihr zu und merkt: In Joanne stecken einfach tiefe Unsicherheiten (egal ob ausgelöst durch frühere Beziehungen oder ihre Eltern), die nicht gleich bedeuten müssen, dass eine Beziehung nicht funktionieren würde. Dazu kommt, dass Noah aka Adam Brody natürlich (es ist ja schließlich eine Romcom) gut aussieht. Aber eben nicht wie ein Marvel-Superheld, sondern einfach normal gut. Er ist so durchschnittlich normal, wie ein Normalo in einer Romcom eben normal sein kann – oder scheint alles doch zu perfekt?

Übrigens ist Adam Brody mit „Nobody Wants This“ nicht ganz plötzlich wieder aufgetaucht. Wer derzeit nicht genug von seinem Schauspiel bekommen kann, sollte sich einmal den großartigen Film “Amerikanische Fiktion" oder die Serie „Fleishman Is in Trouble“ anschauen. Und er gilt auch nicht erst seit „Nobody Wants This“ als der niedlichste Mann Hollywoods. Seinen großen Durchbruch hatte Adam Brody 2003 mit der Serie „The O.C.“ rundum privilegierte Schüler*innen in Orange County, Kalifornien. Als lieber Nerd eroberte er schon damals die Herzen der Millenials. Zuvor spielte er in „Gilmore Girls“ für ein paar Folgen den Boy-Next-Door Dave Rygalski. Die Rollen des süßen Normalos verfolgen den Schauspieler quasi schon seit Anfang seiner Karriere.

Auch sein Serien-Counterpart Kristen Bell wurde Anfang der 2000er mit einer Teenie-Produktion bekannt, der Mystery-Serie „Veronica Mars“. Sie drehte danach mehrere Kinokassenschlager und wurde deutlich bekannter als Adam Brody. Laut eigenen Angaben war sie es auch, die Brody als Noah in der gemeinsamen Serie vorschlug. Die Rechnung ging auf!

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Perfekter Normalo oder doch zu gut, um wahr zu sein? Adam Brody wird in „Nobody Wants This“ zum Social-Media-Phänomen

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Netflix-Hit „Nobody Wants This“: Wann ist perfekt zu perfekt?

In den letzten Jahren haben uns die meisten Serien und Filme erzählt, dass die „starke“ Frau ihren Love-Interest einfach nur retten muss. Das veraltete Spiel von Ritter-rettet-ritterlich wurde umgedreht, als feministisch getarnt und die Erzählung, dass man jede Red Flag retten kann, wenn man nur will, wurde zur Lieblingshandlung – von „Twilight" bis „Maxton Hall“.

In „Nobody Wants This“ rettet aber keiner keinen. Es sind einfach zwei erfrischend normale Menschen, die eine Beziehung eingehen (übrigens extrem privilegiert, aber das ist ein anderes Thema). Und entgegen der weitläufigen Behauptung, Noah sei perfekt, macht auch er Fehler. Er steht in wichtigen Momenten nicht zu Joanne, verheimlicht ihr Beziehungs-verändernde Dinge. Eines ist aber entscheidend: Noah gesteht sich seine Fehler ein, zieht Konsequenzen daraus und redet darüber. Überhaupt wird in dieser Serie sehr viel geredet – endlich.

Und ja, vielleicht ist Joanne an manchen Stellen viel. Sie ist laut, steht gerne im Mittelpunkt und ist manchmal sogar hinterlistig. Aber hat nicht auch sie einen Freund verdient, der damit klarkommt, ihr die vermeintlich schlechten Charaktereigenschaften verzeiht und die guten sogar fördert? Weg mit den perfekten Serienrollen! Während in anderen Serien die Frauenfiguren meist wenig bis gar keine Tiefe haben – sie müssen ihren männlichen Love-Interest, der mit sämtlichen Daddy Issues und Bindungsproblemen ausgestattet ist, nur retten – ist es in „Nobody Wants This“ Joanne, die die größeren Probleme mitbringt. Was sie nicht zur Antiheldin, sondern einfach nur zu einem normalen Menschen macht. Und so sind es fünf Worte, die eine ganze Generation an einem gebrochenen Herzen heilen: „Ich kann mit dir umgehen“.

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Happy End? Kristen Bell und Adam Brody in der Netflix-Serie „Nobody Wants This“

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Am Ende verfällt auch „Nobody Wants This“ in das typische Romcom-Schema, verspricht ein Happy End und Liebe, die alle Grenzen überwindet. Sorry für den Spoiler. Am Ende ist „Nobody Wants This“ aber auch einfach wie das Leben. Es ist eben nur die erste Staffel, es könnten noch Staffel Zwei, Drei oder Vier folgen – und aus dem vermeintlich perfekten Noah, auch einen unperfekten Normalo machen. Was auch immer passieren wird, am Ende hat „Nobody Wants This“ zahlreichen Millenials wieder Hoffnung auf ein gesundes Dating- und Beziehungsleben gegeben. Eine zweite Staffel wurde jedenfalls von Netflix schon bestätigt.