Balenciaga erregt Unmut mit einer sehr speziellen Jogginghose

Eine Jogginghose für 1.190 US-Dollar kann man an sich schon etwas schräg finden. Dabei ist es nicht vorrangig der Preis, mit dem die Luxusmarke Balenciaga eine Kontroverse heraufbeschworen hat. Vielmehr entzündet sich diese an den Konnotationen, die der spezielle Stil des Luxus-Joggers mit sich bringt.

Das Luxus-Label Balenciaga sieht sich derzeit heftigen Vorwürfen ausgesetzt. (Bild: Getty Images)
Das Luxus-Label Balenciaga sieht sich derzeit heftigen Vorwürfen ausgesetzt. (Bild: Getty Images)

Eine Jogginghose von Balenciaga bringt der Luxusmarke aktuell Ärger ein. Die weit geschnittene graue Hose weist ein Special auf: Sie sieht aus, als trüge der Träger darunter Boxershorts, deren Bund deutlich über dem der weit geschnittenen Trainingshose zu sehen ist. Tatsächlich ist das karierte Stück Stoff aber eingenäht und hat mit dem, was eventuelle Käufer tatsächlich drunter tragen, nichts zu tun.

Schwarze Kultur wird unreflektiert ausgenutzt

Das Problem an der Hose erklärt Dr. Marquita Gammage, Professorin für Africana Studies an der California State University, so: Balenciaga nutze schwarze Kultur, um damit Profit zu machen, wie sie gegenüber "CNN" mitteilte. Die Aneignung schwarzer Kultur unterlaufe immer wieder deren Einfallsreichtum, Funktionalität und Schönheit, wobei sie gleichzeitig die Unrechtserfahrungen der Schwarzen Community zugunsten kapitalistischer Ziele delegitimiere.

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Tief getragene Hosen, über denen die Unterwäsche zu sehen ist, seien durch Hip-Hop populär geworden, so die Wissenschaftlerin. Ein spezieller Stil, wegen dem vor allem schwarze Männer aber auch kriminalisiert und als Gangster und Bedrohung für die amerikanische Gesellschaft abgestempelt wurden. Einige von ihnen seien genau deswegen verhaftet oder sogar erschossen worden.

In den USA durfte das sichtbare Tragen von Shorts bestraft werden

So wie Anthony Childs, der am 5. Februar 2019 starb, nachdem ein Polizist ihn in Shreveport, Louisiana, wegen seiner tief herabhängenden Hosen verfolgt hatte. Während der Verfolgung hatte der Polizist gesehen, dass Childs eine Waffe bei sich trug und daraufhin das tödliche Feuer eröffnet. Laut eines 2007 erlassenen Gesetzes konnten Träger von unterhalb der Hüfte sitzenden Hosen in Louisiana damals mit einer Geldstrafe von 100 US-Dollar oder acht Stunden gemeinnütziger Arbeit bestraft werden. Das Gesetz, das es so ähnlich bis 2020 auch in Florida gab, wurde später abgeschafft. Dass Firmen wie Balenciaga über Vorfälle wie diese einfach hinwegsähen und den dahinterstehenden Rassismus ignorierten, hält nicht nur Dr. Marquita Gammage für eine Schande.

Gegenüber "CNN" verwies Chief Marketing Officer Ludivine Pont von Balenciaga lediglich darauf, dass in vielen Kollektionen der Marke verschiedene Kleidungsstücke wie Cargo-Shorts und Jeans oder T-Shirts und Hemden kombiniert würden.

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