Better Life: 7 Ernährungsmythen, mit denen Ernährungswissenschaftler endgültig aufräumen wollen
Das Thema Ernährung gehört zu denjenigen, zu denen die meisten Menschen sehr starke Meinungen haben. Tatsächlich handelt es sich dabei jedoch um ein Thema, bei dem es nicht immer allgemeingültige Antworten gibt. Was für die einen gesund ist, kann anderen schaden. Doch es gibt auch Ernährungsmythen, die schlichtweg falsch sind und sich dennoch hartnäckig halten.
Yahoo Style hat acht Ernährungswissenschaftler - also jene Experten, die das Thema tatsächlich studiert haben - gewandt, um herauszufinden, mit welchen dieser Ernährungsmythen sie endgültig aufräumen wollen. Das ist das Ergebnis.
Ernährungsmythos 1: Lebensmittel mit wenigen Kalorien und wenig Fett sind gesünder
"Wer immer zu der Option mit weniger Kalorien greift, wird sich hungrig und unzufrieden fühlen, was zu Heißhunger und Essattacken führt", erklärt Ernährungswissenschaftlerin Alyssa Pacheo Yahoo Life. "Darüber hinaus kann es auf Dauer nach hinten losgehen, nicht genügend Kalorien zu sich zu nehmen, weil sich dadurch der Stoffwechsel zurückschrauben kann."
Tatsächlich gibt es viele fett- und kalorienreiche Lebensmittel, die voller wichtiger und gesunder Nährstoffe stecken, darunter Nüsse, Avocado oder Pflanzenöle. Fettarme Lebensmittel sind also ebenfalls nicht unbedingt besser als fetthaltige. Fette unterstützen das Sättigungsgefühl, helfen bei der Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen und fungieren als Geschmacksverstärker.
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Ernährungswissenschaftlerin Catherine Karnatz warnt zudem, dass fettreduzierte Produkte wie Joghurt oder Salatdressings den fehlenden Geschmack, den Fett liefern würde, durch Zuckerzusatz ausgleichen.
Experten raten also dazu, nicht immer nach kalorien- und fettarmen Lebensmitteln zu greifen und stattdessen genügend Kalorien und gesunde Fette zu sich zu nehmen, um sich satt und vital zu fühlen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät Erwachsenen dazu, etwa 30 Prozent der gesamten Energiezufuhr des Tages aus Fetten zu beziehen.
Ernährungsmythos 2: Natürlicher Zucker ist gesünder als Industriezucker
Zwar wirken Honig und Ahornsirup antioxidativ und entzündungshemmend, doch in Sachen Nährstoffe ist Fehlanzeige - ebenso wie bei anderen natürlichen Zuckerquellen wie Agavendicksaft, Dattelzucker oder Reissirup. Sie bieten keinen Vorteil gegenüber dem weißen Industriezucker.
"Letztlich verarbeitet der Körper all diese Lebensmittel genauso wie Zucker und reagiert dementsprechend darauf", sagt Pacheco. Der Blutzuckerspiegel steigt also rapide an, ohne dass der Körper dabei wertvolle Nährstoffe bekommt. Wer auf Dauer zu viel Zucker zu sich nimmt, riskiert also Diabetes und andere Stoffwechselkrankheiten, Herz-Kreislauf-Störungen oder Depressionen.
Laut Pacheco sollte man also weniger darauf achten, welche Form von Zucker man zu sich nimmt, sondern vor allem auf die Menge. Welchen Zucker man letztlich (in Maßen!) isst, entscheidet dann die persönliche Vorliebe. Die DGE empfiehlt eine maximale Zuckermenge von 50 Gramm pro Tag - und das schließt sämtliche Zuckerarten und auch natürlich in Lebensmitteln vorkommenden Zucker mit ein. Zur Orientierung: Eine durchschnittlich große Banane enthält bereits etwa 15 Gramm Zucker.
Ernährungsmythos 3: Meersalz ist gesünder als Speisesalz
Ähnlich wie beim Zucker gibt es beim Salz gewissen Trendprodukte, die sich als hochwertigere Alternativen zum gemeinen Tafelsalz vermarkten. Doch auch Meersalz, Himalaya-Salz, Fleur de Sel und Co. sind letztlich einfach nur Salz: Sie alle enthalten etwa 40 Prozent Natrium - ebenso wie herkömmliches Speisesalz.
Zwar kann Meersalz winzige Spuren von Mineralstoffen wie Magnesium, Kalzium oder Kalium enthalten, doch mit einer ausgewogenen Ernährung bekommt man diese in weit größerer Menge aus anderer Quelle. Speisesalz hingegen wird oft mit Jod versetzt, was gut für die Schilddrüsen ist.
Ebenso wie beim Zucker ist es auch beim Salz nicht die Sorte, sondern die Menge, die sich auf die Gesundheit auswirkt. Und die ist bei den meisten Deutschen zu hoch. Wie die Verbraucherzentrale meldet, übersteigen 70 Prozent der Frauen und 80 Prozent der Männer die DGE-Empfehlung von sechs Gramm Salz pro Tag (etwa ein Teelöffel) - die übrigens auch Salz in verarbeiteten Lebensmitteln mit einschließt. Die Folgen: "Exzessiver Natrium-Konsum wird mit hohem Blutdruck und vielen anderen gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht", erklärt Ernährungswissenschaftlerin Michelle Rauch. Daher solle man seinen Salzverbrauch einschränken - egal, welches Salz es nun ist.
Ernährungsmythos 4: Eier sind ungesund und schlecht für den Cholesterinspiegel
Jahrelang sind Eier ihren schlechten Ruf als Cholesterin-reiche Gesundheits-Vernichter nicht mehr losgeworden. Und tatsächlich enthält ein Ei von 60 Gramm etwa 240 Milligramm Cholesterin - ein Nährstoff, der das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen steigen lässt. Doch wie die DGE berichtet, konnten bisher keine Studien Eier mit derartigen Gesundheitsproblemen in Verbindung bringen. Der Fokus solle daher vielmehr auf einer allgemein ausgewogenen Ernährung liegen, zu denen in Maßen auch tierische Proteine und Fette wie aus Eiern gehören können, als ein einzelnes Lebensmittel vom Speiseplan zu streichen.
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Denn Eier bringen durchaus auch wertvolle Inhaltsstoffe mit sich, darunter hochwertiges Protein, B-Vitamine, Vitamin D und Cholin, wodurch sie sich auch positiv auf die Gesundheit auswirken können. "Eier können einer gesunden Ernährung, dem Muskelaufbau und dem allgemeinen Wohlbefinden zuträglich sein und sind eine vielseitige Eiweißquelle", erklärt uns Sporternährungswissenschaftlerin Umo Callins.
Ernährungsmythos 5: Nach 18 Uhr/19 Uhr/nach Sonnenuntergang sollte man nichts mehr essen
An der genauen Uhrzeit scheiden sich die Geister, doch viele halten an der Annahme fest, dass man ab einem bestimmten Zeitpunkt am Tag nichts mehr essen sollte, um Gewicht und Stoffwechsel etwas Gutes zu tun. Katie Schimmelpfenning widerlegt das: "Der Körper hat keine innere Uhr, die den Zellen zuruft: 'Es ist 18 Uhr, ab jetzt wird das Essen an den Hüften gelagert!' Energie ist Energie, egal, wann man sie zu sich nimmt."
Wer später am Tag noch Sport treibt, braucht sogar Nahrung für Muskelregeneration und -wachstum, wie die Sporternährungswissenschaftlerin betont. Ebenso bräuchten Menschen, die im Schichtdienst arbeiten, oft Energie für Spätschichten. Studien hätten zudem erwiesen, dass Gewichtszunahme nicht dadurch entsteht, dass man spät am Tag isst, sondern dass das Abendessen die größte Mahlzeit am Tag darstellt. Um dagegen vorzugehen, solle man früher am Tag mehr zu sich nehmen.
Wer Gewichtsprobleme hat, solle der Ernährungsexpertin Rhyan Geiger zufolge seine gesamten Ernährungsgewohnheiten unter die Lupe nehmen und nicht einfach nur eine zeitliche Grenze einführen. Dazu gehöre, gesund zu snacken, wenn man Hungergefühl empfinde, und nicht aus Langeweile oder emotionaler Kompensation - zwei weitere Gründe, warum sich abends die Kalorien häufen. "Am Ende läuft es immer darauf hinaus, was man isst", erklärt Geiger. "Wer zu frischem Obst, Gemüse oder Vollkornprodukten greift anstatt zu Süßigkeiten und Gebäck, fährt immer besser."
Auswirkungen haben abendliche Naschattacken lediglich auf Menschen, die zu Sodbrennen oder Verdauungsproblemen neigen. Diese sollten etwa drei Stunden vor dem Schlafengehen nichts mehr essen.
Ernährungsmythos 6: Kaffee ist eine Mahlzeit
Ohne mindestens eine Tasse Kaffee können viele Menschen ihren Tag nicht beginnen. Doch als Frühstücksersatz sollte Kaffee, der schwarz lediglich fünf Kalorien pro Tasse hat, nicht fungieren, wie Patricia Kolesa betont. "Bei manchen enthält der Kaffee Fett und Protein aus der Milch, doch er schafft weder Sättigung noch Energie, so wie ein ausgewogenes Frühstück es machen würde." Sie empfiehlt, zum Kaffee zumindest eine schnelle Kleinigkeit zu essen, beispielsweise einen griechischen Joghurt mit Früchten oder einen Avocado-Toast mit Ei, um gut und energetisch in den Tag starten zu können.
Ernährungsmythos 7: Im Supermarkt die Mitte meiden
Ein Ernährungstipp, der sich in den USA hartnäckig hält und dank TikTok den Weg ins internationale Bewusstsein geschafft hat, ist, im Supermarkt nur im äußeren Bereich einzukaufen und die Mitte zu meiden. "Shop the perimeter" nennt sich diese Weisheit und besagt, dass im äußeren Bereich die frischen, gesunden Lebensmittel wie Obst, Gemüse sowie Fleisch und Käse direkt von der Theke erhältlich sind. In den mittleren Gängen hingegen würden abgepackte, industriell verarbeitete und damit ungesunde Lebensmittel lauern.
Lauren Harris-Pincus will mit dieser Annahme aufräumen: "In den mittleren Gängen befindet sich ein wahrer Schatz an Lebensmitteln mit großer Nährstoffdichte, darunter Tiefkühlgemüse und -fisch, Dosenbohnen, getrocknete Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Nüsse, Samen und Gewürze."
Wie sie Yahoo Style erklärt, ist der Tipp damit nicht nur Unsinn, sondern potentiell schädlich, weil man sich damit günstige und einfache Wege, an die notwendigen Nährstoffe zu gelangen, verwehren würde. Sie rät also, den ganzen Supermarkt nach gesunden und hochwertigen Lebensmittel abzusuchen - und die ungesunden einfach in den Regalen zu lassen.
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