Better Life: Hilft eine neue Zahnpasta bei Erdnussallergie?

In einer vielversprechenden Studie haben Allergiker*innen über einen längeren Zeitraum eine spezielle Zahnpasta mit Erdnussprotein genutzt. Das Produkt soll zur Hyposensibilisierung bei Erdnussallergie eingesetzt werden – und könnte vor allem Kindern helfen.

Zähneputzen gegen Anaphylaxie? Forschende haben eine Zahnpasta getestet, die schweren Reaktionen bei Erdnussallergie vorbeugen soll. (Symbolfoto: Getty Images)
Zähneputzen gegen Anaphylaxie? Forschende haben eine Zahnpasta getestet, die schweren Reaktionen bei Erdnussallergie vorbeugen soll. (Symbolfoto: Getty Images)

Wie NBC berichtet, haben US-Forschende eine erste Studie mit einer Zahnpasta durchgeführt, die Erdnussprotein enthält und Allergiker*innen so schrittweise an den Auslöser der teils lebensgefährlichen Immunreaktion gewöhnen soll. Der erste Versuch mit insgesamt 40 Proband*innen war ein voller Erfolg und macht Hoffnung auf weitere Fortschritte.

Erdnussallergie: schon winzige Mengen können gefährlich sein

Im Grunde funktioniert eine Allergie immer so, dass der Körper auf einen nicht-infektiösen Fremdstoff mit Abwehrmechanismen des Immunsystems reagiert. Deshalb kommt es bei Betroffenen je nach Art der Allergie zum Beispiel zu Verdauungsbeschwerden, Schwellungen oder Ausschlag.

Im Fall von Erdnüssen besteht neben Hautreaktionen besonders die Gefahr von Atemproblemen durch eine Schwellung des Halses. Bei jeder Allergie kann es im schlimmsten Fall zu einem anaphylaktischen Schock kommen, bei dem ein Kreislaufstillstand droht – was auch zum Tod führen kann.

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Eine Erdnussallergie ist deshalb besonders gefährlich, weil laut Allergiezentrum Schweiz schon wenige Mikrogramm der Hülsenfrucht reichen, um Betroffene körperlich reagieren zu lassen. Spuren von Erdnüssen können nach Angaben des Deutschen Allergiker- und Asthmabunds bei der Verarbeitung sogar in Lebensmittel gelangen, die offiziell eigentlich keine enthalten sollten. Die Vermeidung des Allergens ist dadurch besonders schwierig. Bei Kindern ist die Erdnussallergie der häufigste Auslöser eines anaphylaktischen Schocks.

Anti-Allergie-Zahnpasta: Körper gewöhnt sich an Auslöser

Die Bekämpfung schwerer allergischer Reaktionen – gerade bei Kindern – ist also besonders wichtig. Bei der Studie des Forschungsteams bekamen 32 Erwachsene mit Erdnussallergie eine Zahnpasta ausgehändigt, die Erdnussprotein enthielt. Acht Proband*innen erhielten als Kontrollgruppe ein Placebo.

Die Teilnehmer*innen nutzten die Zahnpasta über elf Monate hinweg täglich für mindestens zwei Minuten. Dabei wurde die Dosis des Erdnussproteins über den Zeitraum stetig gesteigert, bis hin zu einem Drittel eines Erdnusskerns – für manche Allergiker*innen bereits eine gefährlich hohe Konzentration.

Trotzdem kam es bei niemandem aus der Versuchsgruppe zu schweren allergischen Reaktionen oder gar anaphylaktischen Schocks. Als einzige Nebenwirkung berichteten Teilnehmer*innen von einem leichten Jucken des Mundraums.

Die Zahnpasta soll das Immunsystem von Allergiker*innen schrittweise an das auslösende Protein gewöhnen, ganz im Sinne einer Hyposensibilisierung. Wie Studienleiter Dr. William Berger gegenüber NBC erklärt, sei aber nicht das Ziel, ein Heilmittel zu erfinden, sondern schweren Reaktionen vorzubeugen.

Hyposensibilisierung: Zahnpasta statt Spritzen

Hyposensibilisierungen werden zum Beispiel bei Wespenallergien oder Heuschnupfen durchgeführt. Dafür müssen Patient*innen oft über viele Monate hinweg regelmäßig eine Arztpraxis aufsuchen, wo ihnen Spritzen mit geringen Dosen ihres Allergens verabreicht werden.

Laut Berger habe die Zahnpasta den Vorteil, dass sie unkomplizierter und mit weniger Unterbrechungen zu verabreichen sei. Besonders bei Kindern dürfte die Zahnpasta gegenüber Spritzennadeln deutlich gewinnen.

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Bisher befindet sich die Studie noch im Anfangsstadium und es wurde auch nur die Verträglichkeit der Zahnpasta getestet, nicht der tatsächliche Effekt, Anaphylaxie zu verhindern. Nach den guten Ergebnissen mit Erwachsenen will man das Produkt jetzt aber an Kindern testen. Eine Studie mit 80 minderjährigen Teilnehmer*innen ist für nächstes Jahr geplant.

Kinder sind durch Erdnussallergien nicht nur besonders gefährdet, sie haben bei frühzeitiger Therapie auch eine besonders hohe Chance, die ansonsten lebenslange Allergie stark einzudämmen.

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