Better Life: Ist das Backen mit Silikonformen gesundheitsschädlich?
Wer kennt sie nicht? Die kleinen bunten Silikonformen für Muffins, die zwar etwas umständlich in den Ofen zu schieben, dafür aber super leicht zu reinigen sind. Doch ist das Backen damit eigentlich unbedenklich? Das sagt die Verbraucherzentrale.
Silikonformen gibt es in den buntesten Farben und in den verschiedensten Größen. Ob zum Brotbacken oder zur Zubereitung von Muffins oder Soufflés, mit den Backformen gelingen Kuchen und Co. im Handumdrehen. Außerdem sind Silikonbackformen robust, langlebig und spülmaschinengeeignet. Sie können auch bei der Herstellung von Eis nützlich sein und sind vor allem hitzebeständig. Doch geben sie beim Erhitzen im Backofen eigentlich schädliche Stoffe ab und kann man sie ohne Bedenken verwenden?
Gesundheitlich unbedenklich beim Erhitzen? Das sagt die Verbraucherzentrale
"Aus Silikonbackformen können Chemikalien ins Lebensmittel übergehen, auch solche, die als besonders besorgniserregende Schadstoffe eingestuft wurden“, schreibt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen auf ihrer Webseite. Leider sei derzeit aber nicht bekannt, welche Chemikalien insgesamt aus Silikon übergehen können. Ein Gesetz, das speziell Anforderungen an Silikon für den Lebensmittelkontakt festlegt, fehle bisher auch.
Laut der Verbraucherzentrale zeigen Untersuchungen von deutschen und schweizerischen Behörden, dass bei der ersten Verwendung von Silikonbackformen bei hohen Temperaturen einige flüchtige Verbindungen in die Luft gelangen oder in die Lebensmittel übergehen können, insbesondere, wenn die Hersteller den wichtigen "Ausheizprozess" vernachlässigen, der dafür sorgen soll, dass genau das eben nicht passiert.
Zwar hielten die meisten Formen und Backmatten den empfohlenen Richtwert des Bundesinstituts für Risikobewertung von 0,5 Prozent Gewichtsverlust beim Erhitzen ein. Das sei jedoch keine Garantie dafür, dass keine gesundheitsschädlichen Substanzen aus dem Material freigesetzt wurden.
"Stoffe können auf die Lebensmittel übergehen"
"Silikon" ist eigentlich nur ein gängiger Name. Genauer gesagt handelt es sich bei diesem Weichkunststoff um Polysiloxan. Es besteht aus zahlreichen Einzelbausteinen, die als Siloxane bezeichnet werden, da sie Silizium und Sauerstoff enthalten. Diese grundlegenden Bausteine können sich aus fertigen Silikonprodukten lösen. Dabei handelt es sich vor allem um Cyclosiloxane, Moleküle mit ringförmiger Struktur, wie der Lebensmittelchemiker Christophe Goldbeck gegenüber Deutschlandfunk erklärt: "Da ist es so, dass die ECHA, also die Europäische Chemikalienagentur, gesagt hat: Oho! Diese Stoffe werden in Massen erstmal produziert, gelangen auch in Massen in die Umwelt. Und das Dumme dabei ist: Die werden als sehr persistent angesehen, und als besorgniserregend sind sie eingestuft worden. Für die Umwelt, aber auch für den Menschen.“ Im Backofen kämen diese Stoffe mit heißen Lebensmitteln in Kontakt. "Und da wissen wir: Die Stoffe können dann auf die Lebensmittel übergehen. Und dann werden die auch noch verzehrt, also aufgenommen“, so Goldbeck weiter.
Darauf solltest du achten
Wer sich allerdings an gewisse Vorgaben bei der Verwendung von Silikonbackformen hält, kann das Risiko dafür, dass gesundheitsschädliche Stoffe austreten, laut Verbraucherzentrale zumindest minimieren. Dazu gehört in erster Linie der Hinweis, dass Silikonbackformen niemals über 200 Grad erhitzt werden sollten – selbst wenn der Hersteller Temperaturen bis 230 oder sogar 280 Grad angibt.
Better Life: Schadstoffe vermeiden – das muss man beim Plätzchen backen beachten
Solltest du feststellen, dass deine Silikonformen beim Backen merkwürdig riechen, reklamiere sie sofort, anstatt sie zu benutzen oder zu erhitzen. Bevor du Silikonbackformen zum ersten Mal benutzt, solltest du sie gründlich abspülen und sie dann für eine Stunde bei 200 Grad im Ofen aufheizen. Sorge dabei für eine ausreichende Belüftung und spüle die Form nach dem Ausheizen nochmal kurz ab.
Die Verbraucherzentrale warnt außerdem: "Eiswürfelformen oder Pop-lt-Spielzeug aus Silikon sind nicht zum Backen geeignet.“ Zum Backen sollten lediglich Silikonformen verwendet werden, die für diese Verwendung hergestellt wurden. "Silikonformen, die für den Lebensmittelkontakt hergestellt wurden, sind am 'Glas-Gabel-Symbol' oder an dem Hinweis 'für Lebensmittel" erkennbar'", heißt es weiter. Achte außerdem darauf, dass du die Backform nicht mit scharfen Gegenständen beschädigst und sie während des Backvorgangs nicht direkt in Kontakt mit der Hitzequelle kommt. Für Silikonbackformen tabu ist laut der Verbraucherzentrale auch die Grill- oder Crisp-Funktion in Öfen oder Mikrowellenöfen.
Sieben von 20 Muffinformen fallen im Öko-Test durch
Da die Qualität der Produkte stark variieren kann, kannst du außerdem prüfen, ob deine Muffinförmchen in einer Untersuchung von Öko-Test auftauchen. Dort wurden beispielsweise 20 Formen unter die Lupe genommen. Das erschreckende Ergebnis: Sieben Silikonbackformen sind im Test durchgefallen, da sie mehr flüchtige organische Stoffe ausgasen als das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt. Es kann also nicht ausgeschlossen werden, dass sich darunter auch gesundheitlich bedenkliche Stoffe befinden.
Better Life: Backpapier, Backmatten oder gar nichts - was ist beim Backen besser?
Als langlebige Alternative zu Silikonbackformen empfiehlt die Vebraucherzentrale Backformen aus Edelstahl oder emaillierte Backformen, bei denen Grenzwerte der DIN EN ISO 4531:2018 eingehalten werden. Von der Neuanschaffung von Muffinformen mit PTFE-Antihaftbeschichtung wird abgeraten. Kritisch betrachtet werden auch Muffinförmchen aus Papier: Diese können nämlich krebserzeugende Chlorpropanole oder primäre aromatische Amine freisetzen.
VIDEO: Pro und Contra: Backofentür nach dem Backen offen oder zu lassen?