Better Life: Ist Schmelzkäse ungesund?
Ob in Scheiben oder zum Streichen: viele Menschen lieben Schmelzkäse - allerdings ist er nicht gerade gesund. Was macht ihn problematisch und was sind gesündere Alternativen?
Ob pur, zum Verfeinern einer deftigen Lauchsuppe oder in Scheibenform auf Toast oder Burgern - Schmelzkäse ist beliebt und bei vielen Gerichten eine - scheinbar - unentbehrliche Zutat. Der in Schalen verpackte Schmelzkäse sind ein beliebter Brotaufstrich.
Doch ist Schmelzkäse eigentlich wirklich so ungesund wie sein Ruf? Und wenn ja, was genau macht ihn so ungesund?
Was ist Schmelzkäse?
Schmelzkäse wurde im 20. Jahrhundert erfunden, um Käse für wärmere Regionen haltbar zu machen. Ein Vorteil: Noch ungeöffnet bedarf er keiner Kühlung.
Schmelzkäse zählt zu den sogenannten hochverarbeiteten Lebensmitteln. Zur Herstellung wird Käse wie Gouda, Cheddar oder Emmentaler gerieben, mit Schmelzsalzen und Wasser oder anderen Milcherzeugnissen gemischt und erhitzt. Dann wird die flüssige Käsemasse in Formen gefüllt, kühlt ab und verfestigt sich wieder. Strenggenommen handelt es sich also gar nicht wirklich um Käse. Die US-Lebensmittelaufsicht FDA hat Schmelzkäse und Co. zum Beispiel tatsächlich nicht als Käse klassifiziert.
Man unterscheidet schnittfähigen Schmelzkäse, der oft in Scheiben angeboten wird, die in einer dünnen Plastikfolie verpackt sind ("Scheiblettenkäse") sowie streichfähigen Schmelzkäse, der ähnlich wie Frischkäse aussieht und oft mit Kräutern, Pilzen oder Schinken verfeinert in einer Plastikschale angeboten wird.
Schmelzkäsezubereitungen erfreuen sich großer Beliebtheit. Eine Untersuchung des Instituts für Ernährung, Konsum und Gesundheit aus dem Jahr 2015 kommt zu dem Ergebnis, dass ultraverarbeitete Produkte, zu denen auch Schmelzkäse gehört, in Deutschland etwa 27 bis 28 Prozent der gesamten Kalorienaufnahme abdecken.
Ein Problemstoff bei diesen Produkten ist Phosphat, das in unzähligen Fertigprodukten und eben auch in Schmelzkäse steckt - was den "Käse" neben viel Fett und Salz so ungesund macht.
Was sind Phosphate?
Phosphate stecken auch in Schmelzsalzen von Schmelzkäse und sorgen dafür, dass der Käse butterweich wird. In fast allen verarbeiteten Produkten werden Phosphate eingesetzt, um Wasser zu binden.
Während der menschliche Körper natürliches Phosphat für viele Stoffwechselvorgänge benötigt und dieses über Lebensmittel wie Fleisch, Hülsenfrüchte und Nüsse aufnimmt, stößt der Körper bei einem Überangebot an künstlich zugesetzten Phosphaten schnell an seine Grenzen und ist überfordert. Künstliche Phosphate stecken vor allem in hochverarbeiteten Fertiglebensmitteln.
So schädlich kann Phosphat sein
Laut dem "Deutschem Ärzteblatt" nehmen wir heute mehr als doppelt so viel Phosphat zu uns als noch in den 1990er Jahren. Ärztinnen und Ärzte warnen vor allem vor den Folgen für Nieren und Gefäße, die ein hoher Phosphatverzehr aus Fertigprodukten mit sich bringen kann.
Dass künstlich zugesetzte Phosphate unseren Körper schädigen können, darüber berichtete auch die NDR-Verbraucher-Sendung „Markt“. Forschungen haben demnach ergeben, dass ein erhöhter Phosphatwert im Blut das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall sowie Osteoporose erhöhen kann. Außerdem kann er zur schnelleren Alterung von Haut und Muskeln führen.
Video: In der NDR-Sendung "Markt" wird erläutert, wie Phosphor in Schmelzkäse die Gesundheit schädigen kann
Dabei gilt: Je mehr Phosphat wir konsumieren, desto schneller verlieren die Nieren die Fähigkeit, es aus dem Blut wieder "herauszuwaschen". Bereits eine geringe Erhöhung des Phosphatwertes im Blut kann dann die Blutgefäße des Herzen schädigen.
Gefahr auch für jüngere Menschen
Wissenschaftler fanden in einer Studie aus der Schweiz vor einigen Jahren heraus, dass auch jüngere Menschen von den ungesunden Folgen des künstlichen Phosphat-Anteils betroffen - und dass Schmelzkäse somit auch junge Menschen belasten kann, sofern sie eine sehr hohe Dosis künstlichen Phosphats zu sich genommen haben. "Unsere Ergebnisse belegen, dass eine phosphatreiche Ernährung zu einem Anstieg von Herz-Kreislauf-Beschwerden und einer erhöhten Sterblichkeit führen kann", erklärte Studienautor Reto Krapf.
Unsere Ergebnisse belegen, dass eine phosphatreiche Ernährung zu einem Anstieg von Herz-Kreislauf-Beschwerden und einer erhöhten Sterblichkeit führen kannReto Krapf, Wissenschaftler
Besonders Nierenpatienten sollten deshalb künstlich zugesetztes Phosphat, also auch Schmelzkäse, möglichst meiden. Aber auch gesunden Menschen wird empfohlen, die Aufnahme von Phosphaten durch verarbeitete Lebensmittel möglichst zu begrenzen.
Alternativen zu Schmelzkäse
Schmelzkäse ist also deutlich ungesünder als Naturkäse und sollte deshalb nur in Maßen und im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung genossen werden. Wie bei vielen Lebensmitteln gilt auch bei Schmelzkäse, dass die Portionierung und die Häufigkeit des Konsums wichtig sind. Wer sich gesund ernähren möchte sollte am besten statt Schmelzkäse weitestgehend auf Käse zurückgreifen, in dem natürliches Phosphat steckt, wie zum Beispiel Cheddar. Auch Gouda und Edamer haben ähnliche Eigenschaften wie Schmelzkäse, haben einen milden Geschmack und sind cremig.
In Suppen kann man alternativ Schmelzkäse auch mit Frischkäse ersetzen. Mozzarella ist aufgrund seines milden Geschmacks ebenfalls eine gute Alternative, die beim Kochen schnell schmilzt.
Verpackung schlecht für die Umwelt
Ein weiterer Nachteil von Schmelzkäse ist übrigens seine umweltunfreundliche Verpackung: Oftmals wird die Creme in Plastikbehältern angeboten, während die Scheiben einzeln in Plastik verpackt sind.
Experten fordern Kennzeichnung von Phosphat in Lebensmitteln
Wer künstliche Phosphate beim Einkauf meiden möchte, hat es noch schwer. Der Zusatz von Phosphaten muss nämlich bisher nicht angegeben werden, wenn sie nur in einem Vorprodukt oder einer Zutat enthalten sind. Auch bei vielen Schmelzkäsesorten steht der genaue Phosphatgehalt nicht auf der Verpackung. Experten und Mediziner monieren seit Jahren, dass die ungesunden Phosphate in Schmelzkäse für den Verbraucher nicht transparent gekennzeichnet sind.
Phosphate werden auf der Verpackung zum Beispiel als Schmelzsalze, Stabilisatoren oder Konservierungsstoff gekennzeichnet. Außerdem verbergen sich Phosphate hinter diversen E-Nummern, sind für Verbraucher also nur schwer erkennbar.
Hinter diesen Bezeichnungen verstecken sich beispielsweise ungesunde Phosphate in Käse:
E338 = Phosphorsäue
E339 = Natriumphosphat
E340 = Kaliumphosphat
E341 = Calciumphosphat
E450 = Diphosphat
E451 = Triphosphat
E452 = Polyphosphat
E442 = Ammoniumphosphatide
E541 = Saures Natriumaluminiumphosphat
E1410 = Monostärkephosphat
E1412 = Distärkephosphat
E1413 = Phosphatiertes Distärkephosphat
E1414 = Acetyliertes Distärkephosphat
E1442 = Hydroxypropyldistärkephosphat
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