Better Life: Krankheiten, die Haustiere auf Menschen übertragen können

Dass Hund und / oder Katz im Bett schlafen, versteht sich für viele Haustierbesitzer von selbst. Gründe, die dafür sprechen, gibt es einige. Doch eine Studie zeigt auf, dass das nächtliche Kuscheln mit den Vierbeinern auch sehr gefährlich sein kann.

Mit Hund oder Katze zu kuscheln ist in vielerlei Hinsicht gut für die Gesundheit - birgt aber auch Risiken, dass sich bestimmte Krankheiten übertragen. (Symbolbild: Getty Images)
Mit Hund oder Katze zu kuscheln ist in vielerlei Hinsicht gut für die Gesundheit - birgt aber auch Risiken, dass sich bestimmte Krankheiten übertragen. (Symbolbild: Getty Images)

Für viele Haustierbesitzer ist es ganz selbstverständlich, dass ihre geliebten Vierbeiner mit im Bett schlafen. Und "viele" lässt sich in diesem Fall sogar recht genau beziffern: Laut einer Umfrage der TNS Infratest teilt sich jeder dritte Deutsche das Bett mit dem Hund. Kein Wunder! Schließlich ist das gemeinsame Kuscheln doch am schönsten und es birgt (vor allem in den eisigen Wintermonaten) auch einen schönen Nebeneffekt: Wärme!

Dass es hin und wieder aber auch ein böses Erwachen geben kann, ist vielen Frauchen und Herrchen gar nicht bewusst. Denn Krankheiten, die von Tieren auf den Menschen - und umgekehrt - übertragen werden können, gibt es leider reichlich. Einen echten Warnschuss gibt eine aktuelle Studie ab, in deren Fazit eindringlich davor gewarnt wird, das Bett mit den Fellnasen zu teilen.

Multiresistentes Gen durch Haustiere übertragen?

Das sogenannte mcr-1-Gen, von dem angenommen wird, dass es von Tieren auf Menschen übertragen wird, soll demnach eine Resistenz gegen bestimmte lebensrettende Medikamente entwickelt haben. Dies bedeutet, dass zunächst harmlos erscheinende Krankheiten wie beispielsweise eine Harnwegsinfektion in Kombination mit mcr-1 nicht mehr auf Antibiotika ansprechen - und dadurch schnell lebensbedrohlich werden.

Der englische Mirror verweist darauf in einem Artikel und bezieht sich auf ein Forschungsteam der Vereinten Nationen (UN). Das Team habe vor einem Fall gewarnt, in dem Menschen den Erreger aufnehmen können, der 2015 erstmals in China entdeckt wurde.

So könnte sich bei Haustieren zum Beispiel mcr-1 im Darm ansiedeln, bevor es über mikroskopisch kleine Fäkalpartikel transportiert würde. Der Artikel behandelt zudem eine Studie der Universität Lissabon. Darin wurde demnach festgestellt, dass in zwei der Haushalte, in denen Hunde an Gewebeinfektionen erkrankten, das Gen sowohl beim Hund als auch beim Besitzer nachgewiesen wurde.

Vier Fälle des Super-Erregers bei Menschen

Bei Kotproben von 126 gesunden Menschen, die mit 102 Katzen und Hunden in 80 Haushalten zusammenlebten, seien bei acht Hunden und vier Menschen Bakterien nachgewiesen worden, darunter das gefährliche mcr-1-Gen. Die Ergebnisse zeigten demnach zudem, dass drei der Hunde gesund zu sein schienen und die anderen Gewebe- oder Harnwegsinfektionen aufwiesen. Die Ergebnisse wurden auf dem Europäischen Kongress für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten vorgestellt.

Dort sagte die Studienleiterin Dr. Juliana Menezes: "Wenn Bakterien, die gegen alle Medikamente resistent sind, dieses Resistenzgen erwerben, würden sie unbehandelbar werden, und das ist ein Szenario, das wir um jeden Preis vermeiden müssen."

Der Super-Erreger ist mit Sicherheit das drastischste Beispiel - leider kann die Nähe zwischen Vier- und Zweibeinern im Schlaf die Übertragung einer Vielzahl infektiöser Krankheiten vom Tier auf den Menschen und umgekehrt begünstigen.

Die häufigsten Zoonosen im Überblick

Solche Krankheiten, die sich vom Tier auf den Menschen übertragen, werden Zoonosen genannt. Damit beschäftigte sich unter anderem der Schweizer Robin Maksay unter der Betreuung von Dr. med. vet. Cristina Pérez Vera in seiner Masterarbeit. Demnach seien die meisten dieser Erkrankungen gutartig und verursachten keine schwerwiegenden Beschwerden. Hingegen könnten andere Zoonosen verschiedene Probleme verursachen und sogar lebensbedrohlich für den Menschen sein.

Die wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen im Überblick:

Stressreduzierung, Sicherheit, Schlafqualität - für einen Hund im Bett sprechen auch laut Studien viele Faktoren. Wer absolut nicht auf die Vorteile verzichten möchte, sollte seine Fellnase unbedingt regelmäßig auf Wurmbefall untersuchen. Außerdem sollte regelmäßig gecheckt werden, ob das Tier frei von Zecken und Flöhen ist.

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Hundebesitzer sollten die Bettwäsche häufiger wechseln, wenn sie es mit ihrem Vierbeiner teilen. Solltest du dein Bett ohne Haustiere alle zwei bis maximal drei Wochen frisch beziehen, so verkürzt sich die Zeit mit Kuschelkompagnon auf maximal sieben Tage. Und auch der Staubsauger sollte öfter ran. Vor allem in der Zeckenzeit ist die gründliche Reinigung ebenfalls einmal pro Woche Pflicht.

Schlafen Haustiere im Bett, sollte die Bettwäsche unbedingt öfter gewechselt werden (Bild: Getty Images)
Schlafen Haustiere im Bett, sollte die Bettwäsche unbedingt öfter gewechselt werden (Bild: Getty Images)

Allergiker sollten ohne Haustier schlafen

Generell gilt: Allergiker (und zwar aller Art) sollten von den nächtlichen Kuschelstunden mit dem Haustier absehen. Schließlich hinterlassen Hunde nicht nur Haare, sondern auch andere Überbleibsel aus ihrem Fell im Bett. Für gesunde Menschen ist das völlig harmlos, Asthmatikern hingegen kann das Atemnot bescheren.

Die wichtigsten Krankheiten im Überblick:

Giardiose

Giardiose ist eine der häufigsten Magen-Darm-Parasitosen des Menschen: In der Schweizer Masterarbeit wird erläutert, dass diese weltweit vorkommt und eine häufige Ursache der "Reisediarrhoe" beim Menschen darstellt. Laut Tropeninstitut wurde dieser Erreger bislang in rund 140 Ländern weltweit festgestellt wurde.

Giardien-Infektionen zählen zu den Krankheiten, die wechselseitig zwischen Menschen und Tieren übertragen werden können. Die Ansteckung für Menschen ist dabei insbesondere für kleine Kinder und Menschen mit geschwächtem Immunsystem gefährlich.

Es gibt laut der oben genannten Masterarbeit sieben verschiedene Typen der Erkrankung - bezeichnet mit einem Buchstaben von A bis G. Der Hund werde meistens durch den Genotypen C und D infiziert, die Katze durch F und Menschen durch A und B. Von E und F werde selten berichtet. Das Risiko von Übertragung vom Tier zum Menschen sei also sehr gering.

Giardien greifen den Darm an

Giardia kolonisiere die Därme und werde mit dem Kot des Tieres ausgeschieden. Die Infektion erfolgt demnach durch die Aufnahme des Dauerstadiums des Parasiten. Beim Hund betrugen die Infektionsraten laut Masterarbeit etwa 25 Prozent.

Besonders an Pfützen oder öffentlichen oder verschmutzten Trinknäpfen holen sich Hunde Giardien. (Symbolbild: Getty Images)
Besonders an Pfützen oder öffentlichen oder verschmutzten Trinknäpfen holen sich Hunde Giardien. (Symbolbild: Getty Images)

Die meisten Ansteckungen bleiben unbemerkt. Wenn sich jedoch Symptome zeigen, erscheinen sie laut Experten fünf bis 15 Tage nach der Ansteckung und sind beim Menschen und beim Tier ähnlich. Es handelt sich hauptsächlich um Durchfall, Austrocknung, Bauchschmerzen und schnellen Gewichtsverlust.

Eine Diagnose kann durch die Kotuntersuchung oder einen Antigennachweis gestellt werden. Die Behandlung bedarf der Einnahme von Medikamenten, welche die Parasiten eliminieren. Es gibt zurzeit keine funktionelle Impfung.

Campylobacter und Salmonellen - nur bei Lebensmitteln gefürchtet?

Beide Erreger sind bekannt und gefürchtet in der Lebensmittelbranche, selten aber bedenkt man ihre Übertragung zwischen Haustieren und Menschen. Laut der Masterarbeit gehen die Experten alleine in der Schweiz von bis zu 9000 Fällen jährlich aus - alle Übertragungsarten eingeschlossen.

Hunde und Katzen zeigen laut den Experten selten Symptome. "Etwa jedes zehnte Kind, bei dem sich Salmonellen im Blut tummeln, hat sich die Krankheitserreger durch Kontakte mit Haustieren eingefangen", sagte Volker Schuster, Professor an der Klinik für Kinder und Jugendliche am Universitätsklinikum Leipzig zur Online-Plattform Der Westen.

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Die Salmonellen finden laut Schuster schnell ihren Weg zum Menschen. Etwa durch das Streicheln oder aber wenn der Hund das Kind vor Freude abschleckt.

Nach einer Inkubationszeit von einigen Stunden bis einigen Tagen zählen unter anderem Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen zu den klassischen Symptomen der Salmonellen. Es droht dadurch ein großer Flüssigkeitsverlust. Behandelt wird eine durch Salmonellen ausgelöste Darminfektion in der Regel mit oral verabreichter Flüssigkeit, die bei schweren Infektionen intravenös verabreicht wird.

Hautinfektionen durch verschiedene Milben

Herbstgrasmilben ist die bekannteste und häufigste Form der Zoonose. Die Milben machen es sich zuerst auf den Hunden und Katzen gemütlich - und verursachen bei unseren Fellnasen Juckreiz, Hautentzündungen sowie Haarverlust. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt durch engen Kontakt mit einem Trägertier. Wie bei Hunden und Katzen verursachen sie auch bei uns die Symptome Juckreiz und Hautentzündungen.

Ganz viel Wäsche waschen

Gefährlich sind Milben für uns Menschen glücklicherweise nicht - aber unglaublich nervig! Die einzige mögliche Therapie besteht aus einer geeigneten Behandlung für das betroffene Tier - und der peniblen Reinigungn von all den schönen Sachen (Körbchen, Teppiche - und eben auch das Bett), mit denen der Hund oder die Katze in Berührung gekommen ist. Was auch immer in die Waschmaschine wandern darf, sollte dies unverzüglich und bei mindestens 60 Grad tun. Gegenstände, die den Waschgang nicht überleben würden, sollten mindestens 72 Stunden isoliert werden. Diese Zeitspanne können Milben nicht ohne Wirt überleben.

Katzenkratzkrankheit

Die Katzenkrankheit, die auch Hunde betreffen kann: Sie wird durch Kratz- oder Bisswunden infizierter Katzen auf den Menschen übertragen. Dabei wird das weltweit verbreitete Bakterium Bartonella henselae weitergegeben.

Katzen haben scharfe Krallen - und die können die sogenannte Katzenkratzkrankheit übertragen (Symbolbild: Getty Images)
Katzen haben scharfe Krallen - und die können die sogenannte Katzenkratzkrankheit übertragen (Symbolbild: Getty Images)

Katzenbabys sind laut der Masterarbeit der Hauptträger des Erregers. Doch Hunde können ebenfalls mit verschiedenen Bartonellae-Arten infiziert sein. Parasiten übertragen das Bakterium. Sie leben auf der Hautoberfläche der Tiere - die Übertragung erfolgt vor allem durch Katzenflöhe. Der Erreger befindet sich zudem im Kot der Flöhe und gelangt dadurch ins Tierfell.

Als eine der schwerwiegendsten Folgen der Erkrankung tritt bei Hunden wie Menschen die Herzklappenentzündung auf. Bei Katzen sind Symptome eher seltener. Die Experten dokumentierten dennoch Fälle von Fieber, Lethargie, geschwollenen oder entzündeten Lymphknoten, Augen- und Zahnfleischentzündung sowie neurologischen Problemen.

Bei gesunden Menschen sei die Katzenkratzkrankheit nicht lebensgefährlich, jedoch könne die Heilung langwierig sein. Besondere Vorsicht geboten ist bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Hier kann diese Krankheit zu einer Blutvergiftung, zu einer Hirnhaut- oder einer Herzklappenentzündung führen.

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