CO2-Ausgleich: 10 Fakten, wie es richtig geht
Der Klimawandel betrifft nicht nur uns alle – wir sind auch alle (mehr oder weniger) mitverantwortlich, dass nach wie vor zu viel CO2 ausgestoßen wird. Wir haben interessante Fakten über den CO2-Fußabdruck zusammengestellt und alltagstaugliche Tipps, wie man seinen eigenen Carbon Footprint verringern kann.
Die Meldung, dass Ölkonzerne wie BP den Begriff CO2-Fußabdruck aus Marketing-Gründen groß gemacht, ja gar erfunden haben, um zum einen von der eigenen Verantwortung ab- und diese auf jede*n Einzelne*n zu lenken, hat kürzlich die Gemüter erhitzt. Und auch seitens der Politik passiert immer noch zu wenig, um die größten CO2-Verursacher in die Verantwortung zu nehmen: In Deutschland hatte im Jahr 2022 laut Umweltbundesamt die Energiewirtschaft mit 37 Prozent beispielsweise den größten Anteil an CO2-Emissionen, Industrie und Verkehr gehören ebenfalls mit zu den Bereichen mit dem höchsten Ausstoß.
Zwar gehen die CO2-Emissionen in Deutschland zurück – bis heute wird hierzulande allerdings pro Kopf mehr CO2 erzeugt als im weltweiten Durchschnitt (ca. 11 bis 12 Tonnen). Und das wird auch immer mehr spürbar: Temperaturanstiege, zu wenig Niederschlag, ausgetrocknete Böden, Todesfälle durch Hitze, Veränderungen im Ökosystem. Um die Klimaziele bis 2030, die Deutschland im Bundesklimaschutzgesetz festgelegt hat, zu erreichen, muss gehandelt werden; unter anderem sind mehr Schienenverkehr, reformierte KfZ-Steuer und weniger fossile Heizungen nötig.
Im Kollektiv gegen den Klimawandel
Doch auch jede*r Einzelne sollte ein Bewusstsein für das Thema Klimaschutz entwickeln, denn unsere Lebensweise trägt ebenfalls dazu bei, dass CO2 emittiert wird: Egal, ob wir Auto fahren, einkaufen gehen, mit dem Flugzeug verreisen oder Netflix streamen – bei der Produktion und dem Verbrauch von Produkten und Dienstleistungen werden Treibhausgase freigesetzt, die sich wiederum in unserem persönlichen CO2-Fußabdruck niederschlagen. Gänzlich schlecht ist es demnach nicht, sich einmal bewusst zu machen, wie der eigene CO2-Fußabdruck aussieht und wie der individuelle Lebenswandel in Bezug auf die Ökobilanz abschneidet, wie diese Grafik zeigt:
Wer also denkt: Was kann ich als einzelne Person schon gegen den Klimawandelt tun, dem*der sei gesagt – tatsächlich eine ganze Menge, und das meiste davon ist noch nicht einmal so anstrengend, wie man denkt, versprochen!
Damit jede*r den persönlichen CO2-Fußabdruck senkt, müssen wir uns unter anderem auf folgende vier Bereiche fokussieren, wie die Grafik zeigt: Energie, Wohnen, Mobilität und Ernährung.
Ganz konkret kommen hier also 10 Tipps, die garantiert alltagstauglich sind – kleine Stellschrauben, an denen jede*r von uns drehen kann:
Grüner reisen: Bahn statt Flugzeug
Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass Flüge das Klima belasten und dies die klimaschädlichste Art ist, sich fortzubewegen. Der Luftverkehr ist für rund fünf Prozent der globalen Erwärmung verantwortlich – höchste Zeit gegenzusteuern! Hierbei geht es nicht nur ums Reisen, sondern auch um Flüge im Business-Kontext, denn vor allem Kurzstrecken sind mit Bus und Bahn leicht zu umgehen. Manchmal ist man mit dem Zug zwar länger unterwegs, die Zeit auf den Schienen lässt sich aber super zum Arbeiten nutzen.
Die Frage, ob man in Zeiten der Klimakrise noch guten Gewissens mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen möchte, muss sich jede*r selbst beantworten. Wir wollen jedenfalls eine Lanze dafür brechen, dass es auch ohne Fernreisen so viele wunderschöne Plätze innerhalb von Deutschland und Europa zu entdecken gibt: Hinsichtlich der Anreise lautet das Motto "Der Weg ist das Ziel." Per Schnell- oder Nachtzug sind viele Destinationen bequem erreichbar und währenddessen entgehen wir nicht nur langwierigen Staus, sondern können dabei die vorbeiziehende Landschaft genießen, lesen, spielen…
Wer nicht gänzlich auf Flugreisen verzichten kann, kann zumindest die dadurch entstandenen CO2-Emissionen kompensieren: Im Netz gibt es zahlreiche Anbieter, bei denen man sich den CO2-Fußabdruck des Fluges berechnen lassen und dann eine entsprechende Summe bezahlen kann, die wiederum einem Klimaschutzprojekt zugutekommt.
Vor allem in der Stadt: Öffis und Fahrrad
Auch im Alltag rangiert der Bereich Mobilität laut dem Umweltbundesamt mit 23 Prozent auf Platz 2 der größten CO2-Verursacher. Vor allem für kürzere Strecken wird im Stadtgebiet nach wie vor aufs Auto zurückgegriffen – das muss nicht sein! Der Umstieg aufs Fahrrad ist nämlich nicht nur gut fürs Klima, sondern bietet einige weitere Vorteile: keine lästige Parkplatzsuche, kein Stau zur Rush-Hour und man hat auch gleich noch etwas für die eigene Gesundheit getan.
Menschen, die in Gebieten mit gut ausgebautem öffentlichen Verkehrsnetz leben, können neben dem Rad für etwas weitere Strecken die Bus, U- und S-Bahn nutzen. Oft ist man damit sogar schneller unterwegs, als mit dem Auto.
Weitere Möglichkeiten im Bereich Mobilität: Wer auf das Auto nicht verzichten kann, sollte möglichst spritsparend fahren – Tempolimit 130km/h, vorausschauend fahren und Stop&Go vermeiden. Wer die finanziellen Möglichkeiten hat, tauscht das herkömmliche Auto gegen ein E-Modell oder – noch besser – gegen ein Lastenfahrrad.
Shopping: Lokal und saisonal
Wenn das Obst und Gemüse über weite Transportwege aus Europa und Übersee importiert werden muss, hat das nicht nur Auswirkungen aufs Klima, auch der Vitamingehalt leidet darunter: Erdbeeren im Winter, exotische Früchte, die lange See- oder sogar Flugreisen hinter sich haben – das geht auch anders! Beim Einkauf von Lebensmitteln sollte im Sinne des Klimaschutzes auf Saisonalität und Regionalität geachtet werden, sprich die Produkte sollten möglichst aus der näheren Umgebung kommen und gerade Saison haben. Mit dem Saisonkalender "Heimisches Obst und Gemüse" unterstützt die Verbraucherzentrale alle, die mit dem Einkauf von regionalen, frischen Saisonprodukten das Klima schonen wollen.
Aber Achtung, gerade wenn Hersteller mit Aufdrucken wie "regional" oder "aus der Region" werben, muss genau hingeschaut werden, denn: Diese Begriffe sind rechtlich nicht geschützt, sind diese auf Produkten zu finden, bedeutet dies leider nicht zwingend, dass die Ware aus dem Großraum rund um den eigenen Wohnort kommt – sondern möglicherweise nur dort verpackt wurde.
Die "Initiative Regionalfenster" setzt sich mit ihrem Siegel dafür ein das Erkennen und den bewussten Einkauf regionaler Produkte für die Konsument*innen transparenter zu gestalten.
Wer also lokale Produzenten unterstützen will, kauft direkt beim Bauern, studiert die Etiketten oder fragt direkt auf dem Wochenmarkt nach, woher die Stände ihre Ware beziehen.
Weniger tierische Lebensmittel essen
Wer sich wie ernährt, ist ein teils hochemotionales Thema, das polarisiert. Verzicht wird oft als aufoktroyierte Pflicht denn als Option gesehen. Niemand muss gleich Veganer*in werden, aber Fakt ist auch: Je weniger tierische Lebensmittel wir konsumieren, desto klimafreundlicher. Hinsichtlich Anbau, Ernte, Transport, Weiterverarbeitung und Lagerung entfallen fast 70 Prozent der CO2-Emissionen auf tierische Produkte – auf pflanzliche hingegen nur knapp ein Drittel. Bei einer komplett veganen Ernährung lassen sich beispielsweise mehrere Hundert Kilo CO2 pro Jahr einsparen.
Vor allem (Rind-)Fleisch sorgt in der Produktion für einen hohen CO2-Fußabdruck: Weltweit werden Waldflächen für den Anbau von Soja als Futtermittel für die Tiere gerodet – Gebiete, die normalerweise als CO2-Speicher gebraucht werden. Außerdem stoßen die Tiere selbst Methan und Lachgas aus. Tatsächlich schneiden auch Milchprodukte nicht gut ab, Käse ist vergleichsweise ähnlich belastend wie Geflügel- oder Schweinefleisch.
Das Umweltbundesamt empfiehlt deshalb: "Weniger tierische Produkte, mehr Bio". Dies kommt nämlich nicht nur der Umwelt zugute, sondern auch der Gesundheit: Die Deutschen verzehren im Durchschnitt nämlich rund ein Kilogramm Fleisch und Wurst – pro Woche! Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt hingegen nur 300 bis maximal 600 Gramm pro Woche zu essen.
Baumpatenschaften und Aufforstungsprojekte unterstützen
Wer in der Schule aufgepasst hat, weiß: Bäume können das Treibhausgas CO2 aufnehmen und binden und Sauerstoff freisetzen. Nicht umsonst werden die Regenwälder als "die grüne Lunge" des Planeten bezeichnet. Regenwälder wie der Amazonas-Regenwald schwinden aber immer mehr und fallen der Abholzung durch die Industrie und Lebensmittelproduktion zum Opfer. Und auch hierzulande werden intakte Wälder immer kleiner, Trockenheit, Brände, der Borkenkäfer gehören zu den Ursachen. Wollen wir das Klima retten, müssen wir also auch die Bäume und Wälder retten – Spenden oder ein ehrenamtliches Engagement bei Aufforstungsprojekten können hier ein erster, wichtiger Schritt sein.
Eine privatwirtschaftliche Initiative, die sich diesem Thema verschrieben hat, um vorhandene Kahlflächen in Deutschland wiederaufzuforsten, ist Waldemarie: Es reicht nicht, einfach nur Bäume zu pflanzen, denn durch die klimatischen Veränderungen sind einige Arten gar nicht mehr für die Aufforstung geeignet. Aus Monokulturen sollen Mischwälder werden. "Unser Ziel ist es, den Wald fit für die Zukunft zu machen und für unsere Kinder und Enkel als gesundes Ökosystem zu erhalten", so Carolin und Josef Guggemos, die Waldemarie ins Leben gerufen haben.
Mit der Online-Plattform Waldemarie wird es den Menschen, die ihren CO2-Fußabdruck verbessern und der Natur etwas zurückgeben möchten, ganz einfach gemacht: Mit einem Wald-Abo bekommt man jeden Monat eine bestimmte Fläche in Quadratmetern gutgeschrieben – diese kann dann selbst virtuell bepflanzt werden oder Waldemarie verwendet den Beitrag automatisch dort, wo er am dringendsten gebraucht wird.
Energie und Wasser sparen
Dass wir auf unseren Verbrauch in den Bereichen Strom und Wasser achten sollten, wissen wir spätestens seit der Energiekrise. Wir rekapitulieren also: Geräte nicht auf Stand-by lassen, keinen Wäschetrockner benutzen, Heizung runter drehen, Stoßlüften statt Fenster auf Kipp lassen, alte Geräte gegen energieeffiziente Produkte mit dem Energie-Label "A" austauschen und ja, auch der Energieverbrauch und der damit verursachte CO2-Ausstoß durch Streaming ist nicht zu verachten.
Und auch durch Wassersparen kann man das Klima schützen – nicht nur, weil man dadurch weniger einer immer knapper werdenden Ressource verbraucht: Um Wasser zu fördern, aufzubereiten und zu transportieren wird fossile Energie genutzt – wodurch CO2 emittiert wird. Es lohnt sich also, den Wasserverbrauch generell einzuschränken, vor allem aber den von warmem Wasser: Kürzer duschen, keine Vollbäder, mit geringerer Temperatur Wäsche waschen und Geschirr spülen sowie auch die Nutzung wassersparender Geräte und Armaturen spart wertvolles Trinkwasser und verbraucht weniger Energie.
Recycling und Mülltrennung
Nicht nur der Müll, der in unsere Umwelt gelangt, belastet unsere Ökosysteme. Auch hier beginnt das Problem mit der Produktion: Bei der Herstellung von Plastik und anderen sogenannten Primärrohstoffen wird fossile Energie verbraucht, wodurch CO2 entsteht. Recycling spart insofern Energie, als dass für die Verwertung und Aufbereitung der Primärrohstoffe weniger Energie als für eine Neuproduktion aufgewendet werden muss.
Am besten ist es natürlich, erst gar keinen Müll zu produzieren, was natürlich utopisch ist. Aber auch kleine Maßnahmen helfen: Plastik lässt sich beim Einkauf im Unverpacktladen ebenso vermeiden, wie auf dem Wochenmarkt und durch das Nutzen einer wiederverwendbaren Stofftasche. Glas ist zudem ökologischer als Kunststoff. Wer seinen Müll trennt, entsprechend entsorgt und so dem Recycling-Kreislauf zuführt, leistet ebenfalls einen wertvollen Beitrag.
Sharing is caring: Tauschbörsen und Co.
Wie einige der vorangegangenen Punkte aufgezeigt haben, wird unser CO2-Fußabdruck vor allem durch die Herstellung von Produkten in die Höhe getrieben. Um dem entgegenzuwirken wäre die logische Konsequenz also: deutlich weniger, am besten gar kein Konsum.
Die Gegenbewegung hierzu nennt sich Nachhaltigkeit und lässt sich auf ganz vielfältige Weise in den Alltag integrieren: Vom klassischen Carsharing oder die Mitfahrzentrale über Tauschbörsen bis hin zu Second-Hand-Shops – das Credo lautet "Teilen, Wiederverwenden und Tauschen" statt immer neu zu kaufen.
Nachhaltig konsumieren und reparieren
Muss es denn immer ein ganz neues Smartphone sein? Kann man den Wintermantel nicht doch noch tragen, indem der kaputte Reißverschluss repariert wird? Uns haftet der Ruf einer Wegwerfgesellschaft an, es schadet also nicht, auch das eigene Konsumverhalten kritisch zu hinterfragen – und Veränderungen anzustoßen.
Sogenannte "Refurbed"-Geräte sind zwar nicht nagelneu, aber generalüberholt und in einwandfreiem Zustand; in der Regel erwirbt man die Smartphones, Laptops, Tablets und Co. wie ein neues Produkt auch mit einer Garantie.
In Repair-Cafés wird defekten Elektrogeräten, Spielsachen, Fahrrädern oder Bekleidung neues – und damit zweites – Leben eingehaucht. Apropos Kleidung: Auf Flohmärkten oder in Second-Hand-Shops kauft man nicht nur nachhaltiger, sondern auch günstiger. Im Bereich Babybekleidung profitiert man außerdem von einem weiteren Vorteil: Da die Sachen gebraucht sind, kann man davon ausgehen, dass mögliche chemische Rückstände definitiv ausgewaschen sind.
Zu einer grünen Bank wechseln
Beim Thema Bankkonto denkt man nicht unbedingt an einen Zusammenhang zum Thema Klimaschutz, doch auch hier schlummert Potential: Denn all die Spareinlagen der Kund*innen nutzten die Finanzinstitute für eigene Investitionen und Kredite – leider landet das Geld unter anderem auch bei Unternehmen der Rüstungsindustrie, bei Firmen, die Kinderarbeit dulden, oder Konzernen von klimaschädlichen Öl oder Kohlekraftwerken.
Glücklicherweise haben viele Banken den Wunsch der Verbraucher*innen Folge geleistet und haben ihr Portfolio angepasst: Immer mehr Kreditinstitute investieren inzwischen in besonders klimafreundliche Unternehmen und Projekte, fördern die Bereiche Bildung, Gesundheit und Pflege, aber auch Erneuerbare Energien, Ökologisches Bauen und Energiesparmaßnahmen.
Eine gute Übersicht über Banken, die ethische und ökologische Wertevorstellungen vertreten, findet sich bei der Verbraucherzentrale.
Auch wenn wir als Individuum allein das Klima nicht retten können, wird klar: Die Klimakrise ist ein globales Problem und all unsere Konsum- und Verhaltensweisen hängen mit dem Klima zusammen. So ist es dennoch unsere Pflicht, den uns möglichen Teil zum Schutze unseres Planeten beizutragen.
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