Corona und danach: Welche Hygiene-Maßnahmen wir dauerhaft beibehalten sollten - und welche nicht
Schon vor langer Zeit sagten Experten voraus, dass Corona nicht verschwinden würde, sondern wir lernen müssten, damit zu leben. Aktuell sieht vieles danach aus, als würden wir genau das machen - doch die Pandemie ist noch nicht vorbei, und neben dem Coronavirus gibt es schließlich noch weitere Krankheitserreger. Welche Maßnahmen aus der Pandemie sollten wir also beibehalten - und welche sind auf Dauer eher schädlich?
Der Alltag ist ein wenig wiedergekehrt, die Masken sind in vielen Bereichen des Lebens gefallen, und auch das Desinfektionsmittel fließt nicht mehr in Strömen. Doch nicht nur angesichts der aktuell steigenden Corona-Zahlen sollte man nicht alle Hygiene-Vorkehrungen, die wir während der Corona-Pandemie angeeignet haben, loswerden.
Gesundheitsminister Dr. Karl Lauterbach warnte bei der Gesundheitsministerkonferenz vor wenigen Tagen vor einer schweren Herbst-Welle, die auf Deutschland zurollen könnte. Abgesehen davon gibt es auch über das Coronavirus hinaus weitere Viren und Erreger, die Krankheiten auslösen können. Experten verraten, welche Hygiene-Maßnahmen jenseits der Pandemie in unserem Alltag verankert bleiben sollten.
Weitermachen: Händewaschen
Einer Studie der Universität Oxford zufolge hat sich vor der Corona-Pandemie weltweit in den Regionen, in denen Menschen ausreichenden Zugang zu Sanitäranlagen haben, nur jeder zweite Mensch nach dem Toilettengang die Hände gewaschen. Seit Corona waschen sich alle nicht nur dann gründlich die Hände, wenn sie den Toilettentürgriff berührt haben, sondern auch alles andere.
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Das sollte auch so bleiben: Wie die Internistin Dr. Kerry Hancock der Zeitung "The Guardian" sagte, ist eine gute Handhygiene der "Eckpfeiler" für die Prävention von Infektionen - selbst bei Erregern, die wie das Coronavirus vor allem über die Atemwege übertragen werden. Ihrer Erfahrung nach seien die Leute bereits nachlässiger als noch vor sechs Monaten, dabei sei Händewaschen ein simpler und effektiver Weg, sich vor allen möglichen Ansteckungen zu schützen - auch über die Corona-Pandemie hinaus.
Wer sich vor Corona und allen anderen Viren und Bakterien schützen will, sollte sich also regelmäßig und gründlich die Hände waschen. Und wenn gerade Waschbecken und Seife außer Reichweite sind, gilt weiterhin Desinfektionsmittel als beste Alternative.
Lieber lassen: Handschuhe
Sich mit Einweghandschuhen vor dem direkten Kontakt mit Erregern zu schützen, sei jedoch nicht effektiv, wie Epidemiologin und Verhaltenforscherin Professor Holly Seale von der Universität New South Wales warnt. "Menschen, die Handschuhe tragen, waschen sich dafür meist seltener die Hände und erhöhen damit ihr Risiko womöglich, weil sie denken, ihre Hände seien sauber", sagte sie "The Guardian".
Weitermachen: Lüften
Viele Unternehmen, Restaurants und Veranstaltungsräume haben bereits mit modernen Lüftungssystemen nachgerüstet. Doch auch im privaten Bereich, in der Arbeit oder in Schulen sollte weiterhin regelmäßig für Durchzug gesorgt werden, um stickige, mit Aerosolen belastete Luft mit frischer zu ersetzen.
"Wir wissen, dass ausreichendes Lüften enorm wichtig ist, vor allem bei Krankeiten, die sich über Aerosole übertragen", sagte Hancock. Sie rät, bei privaten Treffen in Innenräumen regelmäßig gründlich zu lüften und bei der Wahl von Restaurants oder Kinos solche zu bevorzugen, die dies in ausreichendem Maße tun oder ein passendes Lüftungssystem installiert haben.
Lieber lassen: Trennwände
Als physische Barriere für eben jene Aerosole wurden zudem in vielen Betrieben und Läden Plastiktrennwände erreichtet. Dass diese vor Ansteckung schützen, sei jedoch ein Trugschluss, wie Hancock meint.
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Nicht nur würden diese einen ausreichenden Luftdurchzug verhindern, sondern Kunden und Mitarbeiter auch in falscher Sicherheit wiegen. Plastikwände würden zwar größere Tröpfchen aufhalten, nicht aber kleinste Aerosole, die durch die Luft wirbeln und so auch die Trennwände überwinden würden. Besser sei es, eine Maske zu tragen, um sich vor Infektionen zu schützen.
Weitermachen: Bei Krankheitsgefühlen zu Hause bleiben
Ob Corona, Grippe oder andere Infektionskrankheiten: Wer ansteckend ist, sollte Menschenansammlungen meiden. Dies gilt sowohl für die Arbeit als auch für soziale Veranstaltungen und Events. Dies sei eine der Lektionen, die die Corona-Pandemie uns für den Alltag gelehrt habe, sagte Epidemiologin Sheena Sullivan "The Guardian". Wem dies aus dringenden Gründen nicht möglich sei, sollte eine Maske tragen.
Sie hoffe jedoch, dass Arbeitgeber mit gutem Beispiel vorangehen würden und nicht nur weiterhin Home-Office-Lösungen ermöglichen werden, sondern auch ein Umdenken in Sachen Krankschreibung anregen würden - der Gedanke, dass man "sein Team im Stich lasse", wenn man trotz Krankheit nicht zur Arbeit erscheine, müsse aus den Köpfen der Menschen raus.
Weitermachen: Impfen
Ein Umdenken könnte auch beim Thema Impfen stattgefunden haben. Seale rät also, sich weiterhin regelmäßig impfen zu lassen. Nicht nur gegen das Coronavirus gebe es Impfstoffe, sondern auch gegen Grippeerreger. Alle sechs Monate, so Seale, sollte man sich gegen Influenzaviren impfen lassen. Und auch weitere Infektionskrankheiten können sich regelmäßigem Piks verhindern lassen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt für Erwachsene folgende Auffrischungsimpfungen:
Diphtherie
Tetanus
Masern
Grippe
Pneumokokken-Infektion
Herpes Zoster (Gürtelrose)
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