Creepy Horror und fragwürdige Held*innen: Die besten Serien von Ryan Murphy
Viele seiner Serien lassen einem das Blut in den Adern gefrieren. Ryan Murphy ist einer der weltweit erfolgreichsten und stilprägendsten Filmschaffenden. Immer wieder sorgen seine Produktionen für heftige Diskussionen. Aber was macht Ryan Murphys Serien so besonders? Von American Horror Story bis Ratched – wir haben die besten Serien von Ryan Murphy für Sie ausgesucht.
Von AHS bis The Watcher: Die besten Serien von Ryan Murphy
Mit seinen unverwechselbar hyperstilisierten Visuals, einem Händchen für authentische Songs und Settings sowie seiner Vorliebe für vielschichtige, unvergessliche Figuren und Stories hat Ryan Murphy die TV-Landschaft revolutioniert. Wir stellen einige seiner besten und einflussreichsten Serien vor.
American Horror Story (seit 2011)
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American Horror Story, von Fans AHS abgekürzt, ist eine gruselige Anthologie-Serie, die eine neue Ära des Horrors einläutete. Mit jeder Staffel wird eine in sich abgeschlossene Geschichte erzählt. Die gespenstischen Settings reichen von einer Heilanstalt über ein Spuk-Hotel und einen einsamen Bauernhof bis hin zu einer "Freakshow". AHS ist bekannt für seine schaurig-schönen Bilderundbizarren, aber tiefgründigen Figuren. Die scary Plots haben oft eine durchaus wichtige Message: In American Horror Story: Cult (Staffel 7) geht es um die beängstigende Macht von Donald Trump, in American Horror Story: NYC (Staffel 11) wird die AIDS-Krise in den 80ern thematisiert. Viele Schauspieler*innen tauchen in mehreren Staffeln auf, darunter Evan Peters, Sarah Paulson und Lily Rabe. Die Erfolgsserie brachte 2016 unter dem Titel American Horror Stories sogarein Spin-off hervor, das in jeder Folge eine eigene Schauergeschichte erzählt.
American Crime Story (seit 2016)
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Nach dem Erfolg von AHS entwickelte Ryan Murphy eine weitere düstere Anthologie-Serie, dieses Mal rund um True Crime. American Crime Story konzentriert sich auf reale, berühmte Kriminalfälle, wie den Mordprozess gegen O.J. Simpson und die Ermordung von Modedesigner Gianni Versace. Die Staffeln liefern psychologische Einblicke in die Täterprofile und sind gleichzeitig als gesellschaftskritische Kommentare zu verstehen. American Crime Story: The People v. O. J. Simpson mit Cuba Gooding Jr., Sarah Paulson und John Travolta erhielt unfassbare zehn Emmy Awards, Die Ermordung von Gianni Versace wurde mit sieben Emmy Awards und zwei Golden Globe Awards ausgezeichnet.
Pose (2018–2021)
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Eine fantasievolle, einfühlsam erzählte Serie, die sich mit der Ballroom-Kultur in den späten 1980ern und frühen 90ern in New York beschäftigt. Damals traten sozial benachteiligte, queere People of Color, die zu Hause nicht akzeptiert und von ihren eigenen Eltern teilweise herausgeworfen wurden, in Tanz- und Beauty-Battles gegeneinander an und fanden durch diese Contests Ersatzfamilien. Als Vorbild für die queere Serie, die Themen wie Homofeindlichkeit und Rassismus aufgreift, diente die Real-Life-Doku Paris Is Burning (1990). Mit Pose rückte Murphy eine im Mainstream-TV oft vernachlässigte Minderheit in den Fokus.
Ratched (seit 2020)
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Die düstere Serie Ratched, mit einer herausragenden Sarah Paulson in der Hauptrolle, erzählt die Vorgeschichte zur berüchtigten Krankenschwester Mildred Ratched aus dem KultromanEiner flog über das Kuckucksnest (1962), die eine ganz eigene dunkle Agenda verfolgt. Die makabere Horror-Serie, in der auch Sharon Stone und Cynthia Nixon zu sehen sind, ist dank ihrer spektakulären Ausstattung ein echter Eyecatcher und zeigt die Mechanismen von Manipulation auf, während sie gleichzeitig das relevante Thema Mental Health aufgreift.
Nip/Tuck – Schönheit hat ihren Preis (2003-2010)
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Mit der FX-Serie gelang Ryan Murphy der Durchbruch; die sechs Staffeln machten bereits seine Vorliebe für blutige Details deutlich. Nip/Tuck dreht sich um zwei plastische Chirurgen, die – selbstverständlich nur beruflich – an Menschen herumschnippeln. Die OPs werden ziemlich explizit gezeigt. Gleichzeitig taucht die Serie nicht nur, pardon, tief in die Körper der unterschiedlichen Patient*innen ein, sondern auch in ihre Psyche. Das menschliche Verlangen nach äußerlicher Perfektion inszeniert Ryan Murphy als mitunter blutigeHochglanz-Serie mit Soap-Elementen. Diese Mischung bescherte ihm unter anderem einen Golden Globe in der Kategorie "Beste TV-Serie – Drama".
The Politician (2019-2020)
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Die sarkastische Netflix-Serie folgt einem ehrgeizigen jungen Mann, der seit seiner Kindheit davon träumt, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden. Ein ziemlich ambitioniertes Berufsziel für einen Teenager. Im Rahmen der zwei Staffeln werden in der Polit-Satire, mit Ben Platt und Gwyneth Paltrow in den Hauptrollen, die Machenschaften und fiesen Manipulationsmechanismen in der amerikanischen Politik vorgeführt. Ob reale Personen als Vorbild dienten? Safe.
Monster (seit 2022)
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Einer von Murphys bis dato größten Erfolgen: Die erste Staffel der Monster-Reihe, Dahmer – Monster: The Jeffrey Dahmer Story, zeigt die verstörenden Verbrechen des Serienmörders Jeffrey Dahmer, grandios gespielt von Murphy-Langzeitkollaborateur Evan Peters. Dabei geht die beklemmend inszenierte Serie unter anderem auf die vielen Versäumnisse der Polizei aufgrund rassistischer Vorurteile und das Leid der Opferfamilien ein. Dahmer gehört zu den beliebtesten englischsprachigen Netflix-Serien. Die zweite Staffel, die im September 2024 unter dem Titel Monster: The Lyle and Erik Menendez Story auf Netflix startete, widmet sich den Menendez-Brüdern, die 1989 brutal ihre Eltern ermordeten. Mit beiden Monster-Staffeln löste Ryan Murphy gesellschaftliche Debatten über die Fiktionalisierung von echten Verbrechen aus.
The Watcher (2022)
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Auch diese Ryan-Murphy-Serie basiert auf wahren Ereignissen. Erzählt wird die unheimliche Story einer Familie, die von einem mysteriösen Stalker bedroht wird, nachdem sie in ihr Traumhaus gezogen ist. Wer aus der Nachbarschaft ist der ominöse "Watcher", der ihnen furchteinflößende Briefe schreibt? Die Serie mit Naomi Watts, Bobby Cannavale und Jennifer Coolidge überzeugt durch subtilen Horror und geht den dunklen Geheimnissen nach, die in scheinbar perfekten Vorstadtgemeinschaften lauern.
Wer ist Ryan Murphy?
Ryan Murphy, geboren am 9. November 1965 in Indianapolis, startete seine Karriere in der Medienbranche als Journalist, bevor er sich dem Drehbuchschreiben und der Filmproduktion zuwandte. Laut eigener Aussage zog er 1989, damals gerade mal Mitte 20, nach Hollywood – mit 55 US-Dollar in der Tasche. Heute ist er dank seiner vielen Serien-Hits und lukrativer Mega-Deals ein millionenschwerer Medienmogul.
Von High-School-Drama bis Horror-Thriller
Zu Ryan Murphys frühesten Produktionen zählt Popular (1999-2001). Die bissige Teenie-Drama-Serie war eine Art Blaupause für eine seiner bahnbrechendsten Serien: Die Dramedy-Serie Glee, deren sechs Staffeln ursprünglich von 2009 bis 2015 bei Fox zu sehen waren, brachte Murphy 2010 seinen ersten Primetime Emmy Award ein. Mit dieser ultrapositiven Coming-of-Age-Serie machte er mal eben Musicals und A-capella-Bands cool. Yep, Musicals und A-capella-Bands! Vor allem aber ist Glee wegweisend in der vielschichtigen Darstellung gesellschaftlicher Randgruppen. Denn die Serie um einen High-School-Chor rückte unter anderem queere Menschen, ihre Sexualität und Geschlechtsidentität, aber auch People of Color sowie Menschen mit Behinderung, in den Fokus.
2018 unterzeichnete der Regisseur, Autor und Produzent einen exklusiven Produktionsdeal mit Netflix. Es folgten verschiedene Serien und Filme für den Streaming-Anbieter, die mal mehr, mal weniger gut ankamen, darunter der Horror-Thriller The Watcher, die Miniserie Hollywood (2020) und das Biopic Halston (2021). Und die beiden Dokumentationen Circus of Books (2019) über die Lebensgeschichte eines heterosexuellen Paars, das gegen viele Missstände ein Pornogeschäft in der Schwulenszene von Los Angeles betrieb, sowie Eine geheime Liebe (2020), ein lesbischer Coming-out-Film, beweisen: Ryan Murphy kann nicht nur Horror.
Kleine Misserfolge
Längst nicht alles, was Ryan Murphy anfasst, wird ein Hit – da hilft auch ein gigantisches Aufgebot an Superstars nichts. Seine Spielfilmadaption des Broadway-Hits The Prom (2020) mit einer hochkarätigen Besetzung inklusive Meryl Streep und Nicole Kidman fand, bis auf das illustre Ensemble, wenig Beachtung. Und der Kinofilm Eat Pray Love (2010) mit Julia Roberts und Javier Bardem, bei dem Murphy Regie führte, war zwar ein kommerzieller Erfolg, wurde von der Kritik jedoch verrissen. Trotz solcher Misserfolge ist Ryan Murphy eine Institution in der Welt des Streamings.
Was macht Ryan-Murphy-Produktionen so besonders?
Obwohl Ryan Murphy mit jedem Projekt neuen Jungtalenten eine Chance gibt, scheint er Kontinuität zu schätzen. So arbeitet er immer wieder mit denselben Schauspieler*innen zusammen, allen voran Jessica Lange, Evan Peters und Sarah Paulson. Auch Kreativpartner wie Brad Falchuk und Ian Brennan tauchen regelmäßig in den Credits seiner Serien auf.
Eine weitere Besonderheit: Die Mischung aus Unterhaltung und brisanten Tabu-Themen macht die Produktionen von Ryan Murphy für ein breites Publikum spannend. Im Gegensatz zu beschaulichen Serien wie The Bear, sind viele von Murphys Netflix-Serien für Zuschauer*innen unter 16 Jahren nicht geeignet. Kein Wunder, denn der Schockmeister überschreitet gern Grenzen. Bei ihm verschmelzen Gesellschaftskritik und High-Quality-Entertainment, was im Fall seiner True-Crime-Serien auch durchaus auf Kritik stößt. Provokant setzt er kontroverse Themen um, verpackt in eine schaurig-schöne Ästhetik. Ryan Murphys Serien zeichnen sich oft durch knallige, satte Farben, umwerfende und verblüffende Kostüme sowie sorgfältig gestaltete, hyperstilisierte Sets aus. Abgerundet werden die hochwertigen Produktionen durch eine treffende Song-Auswahl. "Ryan Murphy hat so eine besondere Liebe für Details und ein fast enzyklopädisches Wissen über so viele Dinge, dass er seine Welten wirklich auszufüllen weiß", erzählt Nicholas Alexander Chavez im Esquire-Interview, der in Murphys Monster-Reihe als Lyle Menendez zu sehen ist. In eine solche Welt hineingeworfen zu werden und mit dieser Fülle an Leben, die der Serienschöpfer kreiert habe, spielen zu können, sei ein enormes Privileg, so der Schauspieler.
Neue Perspektiven: So beeinflusst Ryan Murphy die TV-Welt
Ryan Murphy hat die Art und Weise verändert, welche Menschen die Geschichten in Film und TV erzählen. Murphy, selbst schwul, gibt in seinen Produktionen marginalisierten Gesellschaftsgruppen eine Stimme. So spielen Frauen, People of Color und queere Figuren oft eine Schlüsselrolle. Serien wie Glee oder der schwule FilmThe Boys In The Band (2020) verhalfen der LGBTQIA+-Community zu mehr medialer Sichtbarkeit. Der Regisseur, Produzent und Drehbuchautor setzt regelmäßig auf einen diversen Cast. Darüber hinaus sorgt er dafür, dass nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera Filmschaffende tätig sind, die in Mainstream-Hollywood oft benachteiligt werden. Für Pose engagierte er zum Beispiel viele zuvor unbekannte trans Schauspielerinnen wie Michaela Jaé Rodriguez, Dominique Jackson und Indya Moore und holte mit Our Lady J und Janet Mock zwei trans Frauen in sein Writing-Team.
What's next? Zukünftige Projekte von Ryan Murphy
Geplant ist unter anderem die 13. Staffel von American Horror Story (Medienberichten zufolge auch die letzte). Für eine seiner jüngsten Produktionen, die im September 2024 startet, gelang Ryan Murphy ein cleverer Casting-Coup: So konnte er American-Football-Star und Taylor-Swift-Boyfriend Travis Kelce für eine Nebenrolle gewinnen. Die, eh klar, unheimliche FX-Miniserie Grotesqueriemit Niecy Nash, dreht sich um eine Polizistin, die zusammen mit einer Nonne eine Reihe bizarrer Fälle aufklären muss.