"Dermatologisch getestet": Was bedeutet der Hinweis auf Kosmetikprodukten?

Sicheres Siegel oder nur Marketing?

Was bedeutet es wirklich, wenn sich ein Kosmetikprodukt
Was bedeutet es wirklich, wenn sich ein Kosmetikprodukt "dermatologisch getestet" nennt? (Symbolbild: Getty Images)

Auf vielen Kosmetikprodukten prangen die Hinweise "dermatologisch getestet" oder auch "klinisch getestet" und suggerieren professionelle Prüfung und damit besonders gute Hautverträglichkeit. Doch ist das Versprechen, "dermatologisch getestet" zu sein, wirklich das Gütesiegel, für das viele es halten?

Tatsächlich handelt es sich dabei um eine reine Werbeaussage. Um diese nutzen zu dürfen, gibt es zwar Vorgaben, die in der EU-Verordnung für Werbung auf Kosmetika geregelt ist, die sind allerdings so locker, dass in "dermatologisch getestet" kaum noch eine verlässliche Aussage steckt. Denn laut Verordnung bedeutet sie lediglich, dass eine Hautcreme, eine Bodylotion oder ein Make-up-Produkt unter hausärztlicher Aufsicht getestet wurde. Das Bundesamt für Verbraucherschutz hat dem noch hinzugefügt, dass der Test erfolgreich sein muss, die Haut also nicht gereizt wird. Wie der Test durchgeführt wurde oder wie die Rolle des Hautarztes dabei konkret aussieht, ist hingegen vollkommen offen.

Darum hat "dermatologisch getestet" wenig Bedeutung

Dementsprechend wenig sagt der Hinweis "dermatologisch getestet" letztlich aus, wie die Hautärztin Dr. Yael Adler im Gespräch mit Bayern 1 bestätigt: "Das sagt überhaupt nichts aus, für den Verbraucher hat das überhaupt keinen Nutzen. Da hat sich der Hersteller bemüht, einen Dermatologen zu beschäftigen, mit dem Produkt irgendwie umzugehen. Ob das Produkt damit gut ist oder nicht, das wird damit nicht gesagt."

Noch weniger Sicherheit bestünde bei der Aufschrift "klinisch getestet", die laut Dr. Adler lediglich besage, dass eine Studie stattgefunden haben müsse. "Ob das jetzt mit 10 oder mit 1.000 Leuten war, ist egal. Und ob das positiv oder negativ für die Testpersonen ausfiel, ist auch egal."

Wie Öko-Test berichtet, ist es eine Selbstverständlichkeit für jeden Kosmetikhersteller, zu überprüfen, ob ein Produkt Reizungen auf der Haut auslöst, weswegen der Hinweis "dermatologisch getestet" auf derart vielen Kosmetika zu finden ist.

Um das Prädikat
Um das Prädikat "dermatologisch getestet" zu erhalten, reicht es für den Hersteller theoretisch, sich im Beisein eines Hautarztes das Produkt kurz aufzutragen – oder sogar noch weniger. (Symbolbild: Getty Images)

Wie finden die dermatologischen Tests tatsächlich statt?

Da hierfür allerdings keine einheitlichen Standards existieren, hat die Organisation vor einigen Jahren selbst mehrere Marken angeschrieben, um zu ergründen, was hinter den Kosmetiklabeln steckt. Schon allein die Bitte um Informationen habe bei vielen der kontaktierten Herstellern für Konsternation gesorgt, wie Öko-Test schreibt. Manche brachten mit Formulierungen, dass die Tests durch "anerkannte und erfahrene Dermatologen" oder "renommierte, unabhängige Testinstitute" geprüft worden seien, kein Licht ins Dunkel des schwammigen Versprechens, dass Produkte "dermatologisch getestet" seien. Manche jedoch waren bereit, ihre Methoden und Prüfer zu nennen.

Häufig fiel dabei laut Öko-Test der Name des Münsteraner Instituts Dermatest. Dieses teilte der Organisation auf Nachfrage mit, dass bei neuen Produkten vor der Markteinführung in der Regel ein sogenannter Epikutantest durchgeführt wird. Das bedeutet, dass das Produkt bei mehreren Probanden auf die Haut aufgetragen und mit einem Pflaster bedeckt wird. Nach mindestens 24 Stunden wird die Hautstelle von einem Dermatologen auf Irritationen untersucht. Sind keine vorhanden, darf sich das Produkt "dermatologisch getestet" nennen.

An 30 Probanden testet Dermatest nach eigenen Angaben in der Regel. "Statistisch gesehen sind eigentlich 18 Leute schon eine ausreichende Menge", versicherte der Geschäftsführer, der Hautarzt Dr. Werner Voss, gegenüber Öko-Test. Er räumte jedoch ein, dass sicherlich nicht alle Unternehmen einen solchen Test in Auftrag geben würden, da es "rechtlich gesehen kaum Beschränkungen bei den Formulierungen" des Labels gebe.

Um die Inhaltsstoffe zu prüfen und damit Aufschluss über die Hautverträglichkeit von Kosmetika zu erhalten, gibt es hilfreiche Apps. (Symbolbild: Getty Images)
Um die Inhaltsstoffe zu prüfen und damit Aufschluss über die Hautverträglichkeit von Kosmetika zu erhalten, gibt es hilfreiche Apps. (Symbolbild: Getty Images)

Worauf man in Sachen Hautverträglichkeit achten sollte

Auch auf den Hinweis "hypoallergen" kann man sich laut Öko-Test nicht verlassen, da dieser weder rechtlich geschützt noch von festgelegten Kriterien gestützt sei. Wie Dr. Adler Bayern 1 erklärte, könne ein Produkt mit dem Vermerk "für Allergiker geeignet" zwar oft hautverträglicher sein, da hierbei meist auf Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe verzichtet würde. Eine Garantie gebe es jedoch nicht, da jede Haut anders reagiere. Auch bei Bio- oder Naturkosmetik könne man nicht sicher sein – hier könnten beispielsweise ätherische Öle allergische Reaktionen auslösen.

Bleibt also nur der Blick auf die Inhaltsstoffe? Dr. Adler warnt: "Am besten keine Duftstoffe, keine Konservierungsstoffe, Farbstoffe. Auch Emulgatoren sind problematisch und dann wird es langsam kompliziert." Sie rät, sich bei Allergien oder empfindlicher Haut im Zweifel stets beim Dermatologen des Vertrauens beraten zu lassen. Auch Apps können über Inhaltsstoffe von Kosmetika informieren, darunter die App ToxFox vom Bund für Natur- und Umweltschutz, die Cosmile-App von haut.de oder die Codecheck-App, mit der sich auch Reinigungsprodukte und Lebensmittel überprüfen lassen.