Die größten Touri-Enttäuschungen Deutschlands

Der Sommer naht und mit ihm die Ferienzeit. Viele Menschen machen gerne Urlaub in Deutschland. Doch gerade viele der beliebtesten Ziele halten längst nicht das, was sie versprechen.

Bitte stillhalten: Das Schloss Neuschwanstein muss man sich täglich mit unzähligen Touristen teilen. (Bild: REUTERS/Michael Dalder)
Bitte stillhalten: Das Schloss Neuschwanstein muss man sich täglich mit unzähligen Touristen teilen. (Bild: REUTERS/Michael Dalder)

Das Männeken Piss in Brüssel ist winzig, die Mona Lisa auch. Vor dem Eiffelturm steht man stundenlang in der Schlange und auf dem berühmten Balkon in Verona haben weder Romeo noch Julia je gestanden: Wer auf Reisen geht, muss mit ein paar Enttäuschungen rechnen. Das Schlimmste dabei: Oft sind die nicht nur ganz anders, als erwartet, sondern auch noch völlig überlaufen und überteuert. Das gilt aber längst nicht nur im Ausland. Auch in Deutschland gibt es ein paar echt enttäuschende Touri-Fallen.

Wenn man einige der größten Attraktionen des Landes besuchen möchte, lässt es sich kaum vermeiden, dass diese auch mal hinter den Erwartungen zurückbleiben. Hier ist unsere Top-Ten der größten Touristen-Enttäuschungen in Deutschland.

Rügen

Die Ostseeinsel lockt jedes Jahr hunderttausende Besucher an, die sich an den Stränden sonnen oder die spektakulären Kreidefelsen besuchen wollen. Doch so schön die Landschaft ist, so ärgerlich ist mittlerweile der Umgang mit Touristen. Die Kurtaxen der einzelnen Urlaubsorte sind zuletzt deftig angestiegen, dabei gelten sie dann meist nur für einen einzelnen Ort. Dazu kommen Parkplatzgebühren und hohe Eintrittspreise für die Rügener Attraktionen. So wird aus dem günstigen Deutschland-Urlaub schnell ein teurer Vergnügen!

Die berühmten Kreidefelsen auf Rügen sind ein fantastischer Anblick - wenn man die teuren Parkgebühren und Eintritte vergessen kann. (Bild: Getty)
Die berühmten Kreidefelsen auf Rügen sind ein fantastischer Anblick - wenn man die teuren Parkgebühren und Eintritte vergessen kann. (Bild: Getty)

Schloss Neuschwanstein

Das "Disney"-Schloss ist vor allem für ausländische Besucher ein Highlight jeder Deutschland-Reise. Doch das weiße Kitsch-Schloss, dass König Ludwig II. im späten 19. Jahrhundert als romantische Version einer Ritterburg erbauen ließ, ist ein echtes Touri-Ärgernis. Nicht nur, dass es schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist, einmal angekommen, muss man sich auf ewig lange Schlangen und Wartezeiten einstellen. Wenn man sich dann mit den Menschenmassen durch das Schloss schieben lassen will, muss man vorab eine Führung buchen. Diese kostet immerhin 15 Euro pro Person. Danach kann man sich dann im schlosseigenen Café und Bistro einen überteuerten Kaffee schmecken lassen.

So ruhig liegt Schloss Neuschwanstein wohl nur im Morgengrauen da, bevor die ersten Touri-Busse einrollen. (Bild: Frank Bienewald/LightRocket via Getty Images)
So ruhig liegt Schloss Neuschwanstein wohl nur im Morgengrauen da, bevor die ersten Touri-Busse einrollen. (Bild: Frank Bienewald/LightRocket via Getty Images)

Frankfurter "Altstadt"

Der Frankfurter Römer gehört ebenfalls zu den bekanntesten Orten Deutschlands. Inzwischen wurde das wiederhergestellte Fachwerk-Ensemble zu einem einheitlichen Viertel ausgebaut. Dafür musste das Technische Rathaus weichen und entstanden ist eine Art Disney-Land der Frankfurter Geschichte. Wer also durch das sogenannte Dom-Römer-Quartier mit seinen engen Gassen und schmucken Lädchen streift, sollte sich im Klaren sein, dass die Gebäude allesamt erst im Jahr 2018 fertiggestellt wurden. Und eine bessere Grüne Soße findet man wohl in jeder Frankfurter "Äppelwoi"-Kneipe fernab des Stadtzentrums.

Sieht alt aus, ist aber brandneu: Das Frankfurter Dom-Römer-Viertel. (Bild: Getty)
Sieht alt aus, ist aber brandneu: Das Frankfurter Dom-Römer-Viertel. (Bild: Getty)

Rotlichtviertel St. Pauli

Es ist wohl Deutschlands berühmt-berüchtigstes Ausgehviertel. Rund um die Reeperbahn dreht sich alles um Bars, Musik, Party und Sex. Kein Wunder, dass im größten Rotlichtviertel Europas an jeder Ecke eine Touri-Falle lauert. Wenn nicht gerade "Koberer" versuchen, Touristen in eine überteuerte Sex-Show zu locken, gibt es teures, schlechtes Essen oder von Junggesellenabschieden überfüllte Bars im Angebot. Auch Taschendiebe und Kreditkartenbetrug sind auf der Reeperbahn keine Seltenheit. Vor allem am Wochenende gilt deshalb: Den Kiez unbedingt vermeiden!

Wo so viel Reklame leuchtet, ist eine Touri-Falle meist nicht fern. Die Große Freiheit nahe der Reeperbahn. (Bild: REUTERS/Christian Charisius)
Wo so viel Reklame leuchtet, ist eine Touri-Falle meist nicht fern. Die Große Freiheit nahe der Reeperbahn. (Bild: REUTERS/Christian Charisius)

Münchener Hofbräuhaus

Weiter im Süden liegt das neben dem Berliner Tor und Schloss Neuschwanstein vermutlich bekannteste Gebäude Deutschlands. Das Hofbräuhaus lockt mit "echtem bayrischen Flair". Blasmusik, Kellnerinnen im Dirndl und deftiges Essen. Ehrlicherweise muss man aber sagen, dass man anderswo in bayrischen Biergärten günstiger, besser und authentischer isst und trinkt, als in dem sauteuren nach Selbstauskunft auf der Homepage "berühmtesten Wirtshaus der Welt".

Der Name lockt Touristenmassen an, besser schmeckt's aber anderswo. (Bild: Getty)
Der Name lockt Touristenmassen an, besser schmeckt's aber anderswo. (Bild: Getty)

Münchner Oktoberfest

Ebenfalls in München lauert die wohl größte Abzocke unter den deutschen Touri-Fallen. Denn die Millionen von Besuchern, die jedes Jahr auf die "Wiesn" ziehen, werden an jeder Ecke um Heller und Pfennig gebracht. Es ist inzwischen so weit, dass der jährliche Preis für eine Maß schon zu einer Art Gradmesser der deutschen Wirtschaftslage geworden ist. Im letzten Jahr lag er bei stattlichen 12,60 bis 13,80 Euro. Oder wie wir anderswo in Deutschland sagen: Einem Kasten Bier. Wer's mag, der mag's. Um die allergrößten Menschenmengen zu vermeiden, sollte man das Oktoberfest wenigsten unter der Woche aufsuchen. Nur dann hat man überhaupt eine Chance auf einen Platz in einem der sons völlig ausgebuchten Festzelte.

Ab der dritten Maß ist einem vermutlich auch die Abzocke egal. Na dann: Prost! (Bild: REUTERS/Michaela Rehle)
Ab der dritten Maß ist einem vermutlich auch die Abzocke egal. Na dann: Prost! (Bild: REUTERS/Michaela Rehle)

Ski-Gebiet Zugspitze

Klar, die Zugspitze klingt spektakulär. Schließlich ist sie mit 2962 Metern Deutschlands höchster Berg. Doch wer gerne Wintersport betreibt, sollte sich besser zweimal überlegen, ob es wirklich die Zugspitze sein muss. Garmisch-Partenkirchen gehört wohl zu den überlaufensten Ski-Orten des Landes, was auch bedeutet, dass man auf den umliegenden Ski-Pisten eigentlich nur im Slalom um Selfie-Fotografen oder im Gänsemarsch hinter betrunkenen Anfängergruppen unterwegs sein kann. Wer sein Monatsgehalt gerne in zwei Abende Aprés-Ski investiert, ist dort aber herzlich willkommen.

Wer an der Zugspitze Ski fahren will, muss Geduld mitbringen. (Bild: REUTERS/Lukas Barth)
Wer an der Zugspitze Ski fahren will, muss Geduld mitbringen. (Bild: REUTERS/Lukas Barth)

Rothenburg ob der Tauber

Rothenburg gehört auch zu diesen Touristen-Phänomenen, die in erster Linie durch den Andrang an US-amerikanischen und japanischen Touristen bekannt geworden sind. Klar, das gut erhaltene mittelalterliche Städtchen sieht verlockend aus - wenn man sich nicht gerade durch Menschenmassen kämpfen muss. Auch wenn es kulturell nicht nur wegen der Altstadt, sondern auch wegen einiger interessanter Museen durchaus etwas zu bieten hat, ist es doch ein Klassiker unter den deutschen Touri-Fallen. Vom Mittelaltercharme bleibt eingequetscht zwischen lauter Reisegruppen allerdings kaum noch etwas übrig. In der Hauptsaison sollte man das mittelfränkische Rothenburg also lieber meiden und sich anderweitig auf die Suche nach authentischen Mittelalter-Orten begeben, denn die gibt es gerade in Süddeutschland allerorts.

Der Anblick trügt: So leer ist es in Rothenburgs malerischen Gassen so gut wie nie. (Bild: Getty)
Der Anblick trügt: So leer ist es in Rothenburgs malerischen Gassen so gut wie nie. (Bild: Getty)

Checkpoint Charlie

Es gibt nicht wenige Berlin-Touristen, die den Checkpoint Charlie als größte Enttäuschung ihres Hauptstadtbesuchs nennen. Denn an der Kreuzung Friedrichstraße und Zimmerstraße ist lediglich eine kleine Nachbildung eines Wachhäuschens zu sehen, vor dem falsche russische und US-amerikanische Soldaten patrouillieren. Mit denen kann man gegen eine Gebühr Erinnerungsfotos machen. Das zugehörige Museum bietet für zehn Euro Eintritt auch nicht wirklich Sehenswertes, dafür gibt es allerhand teuren Touri-Kitsch zu kaufen. Wer sich also wirklich über die Geschichte des geteilten Berlins informieren will, ist bei der neu gestalteten Gedenkstätte an der Bernauer Straße deutlich besser aufgehoben.

Etwas enttäuschend: Nur ein kleines Wachhäuschen zeugt noch von der ehemaligen innerdeutschen Grenze am Checkpoint Charlie in Berlin. (Bild: REUTERS/Michele Tantussi)
Etwas enttäuschend: Nur ein kleines Wachhäuschen zeugt noch von der ehemaligen innerdeutschen Grenze am Checkpoint Charlie in Berlin. (Bild: REUTERS/Michele Tantussi)

Kölner Dom

Die gotische Kathedrale in Köln hat vor allem einen Riesenvorteil: Sie ist gut angebunden. Sehr gut sogar, denn sie liegt direkt auf dem Bahnhofsvorplatz der Rhein-Metropole. Und damit in einer der hässlichsten Innenstädte Deutschlands. Das klaut dem Dom, offiziell der Hohen Domkirche Sankt Petrus, ziemlich viel von seinem Charme. Da hilft es auch nicht, dass der Putz des gotischen Baus der hohen Luftverschmutzung der Region heftig Tribut zollen musste. Zwar wird der Dom ständig an allen Ecken restauriert und in Stand gesetzt, das vermittelt aber eher das Gefühlt, auf einer Großbaustelle unterwegs zu sein.

Immerhin gut angebunden: Die Züge fahren direkt bis zu den Füßen des Kölner Doms. (Bild: Getty)
Immerhin gut angebunden: Die Züge fahren direkt bis zu den Füßen des Kölner Doms. (Bild: Getty)

Geheimtipp: Schöner und weniger überlaufen ist dagegen der Aachener Kaiserdom. Mit dem Zug ist man aus Köln ruck-zuck in der Nachbarstadt.

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