Die psychologischen Gründe dafür, dass die Leute jetzt Toilettenpapier hamstern

Aus Angst vor dem Coronavirus und den möglichen Folgen auf die Gesellschaft nehmen die Hamsterkäufe zu: Viele Leute horten derzeit Konserven, Nudeln - und Toilettenpapier. Warum hat ausgerechnet ein Artikel eine derartige Hochkonjunktur, der zwar unerlässlich für einen gewissen Komfort ist, aber sicher nicht überlebenswichtig? Laut Psychologen gibt es dafür mehrere mögliche Gründe.

Last pad of tissue paper on background
Was, wenn in der Quarantäne plötzlich das Toilettenpapier ausgeht? Diese Angst scheint viele derzeit umzutreiben (Symbolbild: Getty Images)

Wer derzeit einkaufen geht, sieht das eine oder andere leere Regal. Hamsterkäufe sind eine unweigerliche Nebenwirkung einer potentiellen Gesundheitskrise, wie das Coronavirus sie auslösen könnte. Doch dass vor allem das Toilettenpapier ein begehrter Posten ist, überrascht doch viele. Auf Social Media zeigen irritierte Shopper Bilder von leergefegten Klopapier-Regalen.

Und nicht nur Deutschland ist davon betroffen. International kursieren die Hashtags #toiletpapergate und #toiletpapercrisis (deutsch: Toilettenpapierkrise), und in diversen anderen Ländern hamstern die Menschen derzeit Klopapier, obwohl die Händler immer wieder betonen, dass keine Knappheit daran herrscht.

Die sichtbarste Lücke in den Supermarkt-Regalen

Ist das irrational? Laut Psychologen ja - dennoch gibt es natürlich Erklärungen für das Verhalten. Zum einen steckt dahinter eine Art Herdentrieb, die durch die Medien und Social Media noch dazu angestachelt wird. Wenn sich Twitter-User also mit Fotos von leeren Regalen über die Hamsterkäufe lustig machen, machen sie die Sache also womöglich nur noch schlimmer.

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“Was man bedenken sollte ist, dass es sehr sichtbar ist, wenn 50 Packungen Toilettenpapier aus den Regalen verschwinden, weil sie so viel Platz einnehmen”, sagt Professor Debra Grace von der Griffith University der BBC. “Es ist auffälliger als 50 Dosen Bohnen oder Desinfektionsmittel, das aufgekauft wird.”

Von der Kaufkraft der anderen lassen die Leute sich in Zeiten wie diesen anstecken. “Sie denken, wenn diese Person das kauft, muss es einen Grund dafür geben, und dann sollte ich das auch kaufen”, sagt Professor Nitika Garg von der University of New South Wales der BBC.

Angst und Machtlosigkeit münden in Aktionismus

Jede Art von Hamsterkauf vermittelt den Menschen zudem ein Gefühl von Sicherheit. Mit dem Coronavirus seien die Menschen mit einem “unsichtbaren Feind” konfrontiert, sagt Stephan Grünewald, Psychologe und Geschäftsführer des Markt- und Medienforschungsinstituts rheingold, “tagesschau.de”. Das hinterlasse ein Gefühl von Ohnmacht. "Die Hamsterkäufe sind ein Versuch, dem etwas entgegenzusetzen und sich wieder handlungsfähig zu fühlen", erklärt Grünewald.

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Aber mal ehrlich - Toilettenpapier? Jenes Luxusprodukt, für das jedem auf Anhieb mindestens drei Alternativen einfallen? “Ich glaube, die Menschen wollen sicherstellen, dass sie einen gewissen Komfort haben, wenn sie lange mit ihrer Familie eingeschlossen werden sollten”, vermutet Konsumexperte Dr. Rohan Miller von der University of Sydney. “Klopapier ist im Grunde egal - verglichen mit Nahrung und Wasser ist es weit unten auf der Liste der lebensnotwendigen Dinge - aber es ist etwas, an dem sich die Menschen festklammern als einen Mindeststandard.”