Diese Fehler solltest du bei der Lagerung deines Lieblingsduftes vermeiden!
Er ist erfolgreicher Designer für Parfumflakons und gilt als absoluter Experte der Parfümerie: Lutz Herrmann – Creative Director von J.F. Schwarzlose Berlin – verrät im Interview mit Yahoo Lifestyle unter anderem, wie wir möglichst lange etwas von unserem Duft haben und was es mit der "verrückten Luft" auf sich hat.
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Yahoo Lifestyle: Bereits seit über zehn Jahren sind Sie als Creative Director ein bedeutender Teil von J.F. Schwarzlose Berlin. Was macht die Marke für Sie persönlich so besonders?
Lutz Herrmann: Vor zehn Jahren habe ich die Marke wiederbelebt, weil ich einmal alles, was ich sonst als reiner Auftragsdesigner von Flakons nicht beeinflussen kann, wahrnehmen wollte und weiterhin will: Düfte, Kommunikation und Vertrieb – aus einer anderen Perspektive. Die Marke hat den Bezug von 120 Jahren Geschichte "Made in Berlin". Das ist ein Merkmal, das unterscheidet. Die Geschichte ist Inspiration. Berlin ist Zeitgeist und Zukunftslabor. Dass Parfumhersteller in Deutschland vor dem Krieg mehrheitlich in Berlin ansässig waren, war eine riesige Überraschung. Der Berliner Geist ist Teil dieser Marke und Familie: charmant, manchmal amüsant.
Was genau meinen Sie mit "Berliner Geist"?
Die erste große Erfindung von Schwarzlose, die international für Aufregung gesorgt hat, war der Migränestift von 1883, der von den Berlinern scherzhaft "Gummiknüppel" genannt wurde. Ein Stift aus kristallisiertem Mentholöl, in einer Holzhülse verpackt: gut zum Mitnehmen, für Reisen und praktisch in der Anwendung. Kopfschmerz oder Migräne waren damit schnell gelindert- sofortige und spürbare Wirkung garantiert.
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Die Designinnovation dieses Stiftes – eine Hülse zum Aufschrauben mit einem streichfähigem und doch festem Pflegeprodukt darin – lebt in jedem Lippenstift heutzutage weiter. Diese Basis hat Schwarzlose also geschaffen. Schon cool! Und eben das meine ich mit "Berliner Geist": Neues wagen und umsetzen, auch wenn man dabei Fehltritte riskiert.
Die neueste Kreation aus dem Hause J.F. Schwarzlose Berlin trägt den Namen "Fougair". Wofür steht er?
Der Name steht für fühlbare, etwas herbe Frische. Eigentlich leitet es sich von Fougère aus dem Französischen ab, einer Duftformel, die Ende des 19. Jahrhunderts erfunden wurde und wie Farn (Fougère) der Wälder duftet: würzig und frisch. In jedem Dufthaus von Welt wurde es schnell Bestandteil des Sortimentes.
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So hatte Schwarzlose mehrere Fougère-Noten: Fougère, aber auch Fougère Royale. Wir haben den Namen neu interpretiert und aus der Endung das englische Air- für Luft gemacht, um deutlich zu machen, dass es nicht eine 1:1-Rekreation durch unsere "Nase" Véronique Nyberg ist, sondern einen modernen luftigen Touch hat: Transparenz. Sie hat die alte Formel analysiert aber noch moderne Komponenten hinzugefügt.
Welches Zusammenspiel macht einen brillanten Duft aus?
Ein brillanter Duft ist vielschichtig und facettenreich, er entwickelt sich mit der Temperatur des Körpers und hat eine lange Haltbarkeit.
Welcher Duft von J.F. Schwarzlose Berlin ist Ihr Favorit?
Gute Frage. Ich verwende immer die letzte Kreation. Das ist im Moment "Fougair", aber für manche Anlässe auch immer wieder "Rausch".
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Erstklassige Düfte haben oft auch ihren Preis, da wollen wir natürlich möglichst lange etwas von unseren Lieblingsparfümen haben. Wie lagert man sie eigentlich richtig?
Am besten lagert man Düfte bei konstanter Temperatur: kühl oder höchstens bei Raumtemperatur. Außerdem sollten sie dunkel oder zumindest vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt aufbewahrt werden. Man muss sie nicht in den Kühlschrank stellen, aber man sollte wirklich aufpassen, dass sie nicht zu warm werden. Deshalb empfiehlt es sich, unterwegs nicht den ganzen Flakon sondern eine kleine Reisegröße oder Abfüllung mitzunehmen, damit der Duft keinen Temperaturschwankungen ausgesetzt ist.
Wie lange sind Düfte im Schnitt haltbar?
Wie lange ein Duft stabil bleibt, also so riecht wie er komponiert wurde, hängt von der Lagerung ab, aber auch von den Inhaltsstoffen und der Konzentration des jeweiligen Parfums. Düfte mit einem hohen Anteil natürlicher Inhaltsstoffe verändern sich über die Zeit oft mehr als solche aus hauptsächlich synthetischen Duftstoffen. Wenn ein Duft sich verändert, ist das aber auch kein Drama, einige können mit der Zeit sogar besser werden, also reifen – ähnlich wie Wein. Generell sollten kühl und vor direktem Sonnenlicht geschützt gelagerte Düfte mindestens etwa 3 Jahre haltbar sein. Ich habe aber auch Flakons in meiner Sammlung, die 20 Jahre oder sogar länger stabil geblieben sind. Wenn ein Duft sich sehr stark verändert, durch Licht und Luft oxydiert, zeigen sich oft Ablagerungen oder Flocken im Flakon. Dann sollte man vielleicht doch besser einen neuen Flakon nachkaufen.
In Ihrer beispiellosen Karriere haben Sie zahlreiche Flakons designt. Worauf kommt es bei einem gelungenen Flakon an?
Es ist immer wichtig, die Markenpersönlichkeit im Duftbereich zu portraitieren. Der Charakter, die Eigenschaften oder herausstechende Facetten müssen sofort sichtbar werden, ohne Plattitüden zu liefern. Beispiele dieser Umsetzung sind in ganz unterschiedlichen Markenwelten der Flakon zur Duftkollektion von Talbot Runhof, der die Schneiderkunst, das Handwerk, die Stofflichkeit der Materialien dieser feinen Couture-Marke darstellt: durch eine Garnrolle als Kappe, durch den schlichten, schlanken Flakon gleichsam der abstrakten Silhouette eines Körpers und der Umverpackung, die wie ein Buchcover die Story eines jeden Duftes erzählt.
Oder der Flakon zu Laura Biagiotti‘s Duft "Forever". Hier ist das Leitmotiv modernes italienisches Design in den Mittelpunkt zu stellen. Dies entsteht durch die dreidimensionale Umsetzung des grafischen Symbols für Unendlichkeit ∞. Dabei zu berücksichtigen war, dass Kappe und Körper ein elegantes, feminines Objekt ergeben, das auch in der Anwendung haptisch und emotional ist. Das war ausschlaggebend für diesen Entwurf – das Thema spiegelt sich ebenso in der grafischen Gestaltung wider.
Flakons sind kleine Kunstwerke. Gibt es Beispiele aus der Vergangenheit, die dich bis heute begeistern?
Für mich persönlich sind bahnbrechende Entwürfe immer mit Innovation verbunden. 1896 hat Schwarzlose eine neue Pumptechnologie erfunden. Damals wurden Sprühmechaniken mit dem neu entdeckten Material Kautschuk mit Hilfe von Gummibällen umgesetzt. Sie hatten aber keine lange Lebensdauer, weil das Material irgendwann brüchig wird. Paul Köthner der damalige Eigentümer der Firma Schwarzlose hat jedoch weitergedacht und Techniken entwickelt, die über reine Hydraulik in Miniatur funktionieren und darum keinen Gummiball benötigen. Man kennt in Berlin die Straßenpumpen aus Gusseisen, die überall in der Stadt im 19 Jhd. aufgestellt wurden. Sie wurden Abessinierbrunnen genannt und Köthner hat dies auf Parfumflaschen adaptiert und patentiert. Eine wirklich charmante und innovative Idee. die Pumpen sehen tatsächlich aus wie diese Wasserpumpen des Berliner Stadtbildes und sitzen aufgeschraubt auf sehr schönen Flakons. Innovation ist die treibende Kraft für Designer, auch für mich. Sich zu wiederholen ist ein bisschen langweilig.
Was inspiriert Sie beim Kreieren eines Flakons?
Alles kann mich inspirieren: Musik, eine Umgebung, ein Gespräch, ein Bild, ein Mensch, Gegenstände, ein Duft – Dinge, die Emotion schwingen lassen. Es geht immer darum, bei der Aufgabe meditativ die Umwelt wahrzunehmen und dann das Beste daraus in das Projekt einfließen zu lassen. Selbst bin ich nach Berlin gezogen, weil es hier so viele Inspirationsquellen gibt. Wäre ich nicht hier, wäre ich in einer anderen Metropole, denn die Abwechslung und die Möglichkeiten einer Großstadt sind als Anregung für mich wichtig.