Duft-Experte klärt auf, warum wir Parfüm immer falsch benutzen
Andere Menschen überschütten dich mit Komplimenten wegen deines Parfüms, doch du selbst riechst es ein paar Minuten nach dem Auftragen selbst nicht mehr? Der Grund dafür liegt keineswegs daran, dass deine Nase sich an den Duft gewöhnt hat, sondern schlichtweg am falschen Auftragen - weiß Duft-Experte Michael Werner, National Fragrance Ambassador Dior Germany.
Viele von uns geben stattliche Summen für tolle Düfte aus. Oft bedeutet das, viel Geld für nichts. Denn nach nur wenigen Minuten riechen wir selbst unser aufgetragenes Parfüm nicht mehr. Doch woran liegt das? Wir haben bei einem Experten nachgefragt, welche Fehler wir bei der Parfümierung vermeiden sollten und wie etwas, von dem wir dachten, man könne es nicht falsch machen, richtig geht.
Möglichkeit Nummer 1: Man riecht den eigenen Duft selbst nicht, andere schon
Ist dies der Fall, liegt es laut Michael Werner, Fragrance Ambassador im Hause Dior, am suboptimalen Ort der Parfümierung. “Die erste Vermutung ist immer, man habe sich an den Duft ‘gewöhnt’, allerdings kann sich eine Nase nicht an Düfte ’gewöhnen’”. Tatsächlich liegt es schlichtweg daran, wo der Duft aufgetragen wird. Man spricht vom sogenannten Bermudadreieck des Geruches. “Es lässt sich etwa von unterhalb der Brust über die Schultern bis einschließlich des Kopfes skizzieren. Im Zentrum dieses Bermudadreiecks befindet sich die Nase”, erklärt Michael Werner. “Treten Düfte für einen längeren Zeitraum von beispielsweise 10 bis 15 Minuten permanent stark in diesem Zentrum auf, ist unsere Nase so entwickelt, dass sie die permanent stark auftretenden Gerüche ausblendet, um andere wahrnehmen zu können.”
Die einfache Lösung: Der Duftmacarena-Tanz
“Die einfachste Hilfe ist es, die Stellen, an denen das Parfum aufgetragen wird, tiefer zu wählen. Da Duft – um sich zu entwickeln und um sein Herz zu öffnen - Wärme benötigt, empfiehlt es sich dazu die mitunter wärmsten Partien am Körper zu wählen: Armbeugen - unterer Bauchbereich - Kniekehlen”. Um sich die richtigen Stellen einfach und für immer zu merken, hat Dior Fragrance Ambassador Michael Werner einen einfachen Vergleich: Der Macarena. Vorm Spiegel diesen kurz getanzt, erwischt man die richtigen Stellen für das langanhaltende Dufterlebnis. Wer diese Partien bei einem „Duftmacarena-Tanz” parfümiert hat, wird sein Parfüm künftig wieder selbst riechen und das nicht nur für 10 Minuten.
Für einige mag es auf den Blick unlogisch erscheinen, sich Parfüm weiter unten am Körper anzusprühen, um es aber intensiver riechen zu können. Warum es aber Sinn ergibt, erklärt Michael Werner: “Da die bezeichneten Stellen immer wärmer sind als andere Körperpartien, steigt die Wärme physikalisch nach oben und nimmt so den Duft mit, den man dadurch immer und immer wieder im Laufe des Tages wahrnehmen kann”.
Möglichkeit Nummer 2: Du und auch andere riechen deinen Duft nicht
Ist das der Fall, ist der Grund sehr simpel. Die Haut ist zu trocken. “Gerade hochwertige Düfte aus dem Bereich der Haute Parfümerie bestehen überwiegend aus natürlichen, pflanzlichen Rohstoffen. Da unsere Haut nicht unterscheiden kann, ob eine pflanzliche Essenz zur Pflege oder zur Parfümierung dient, absorbiert sie diese Öle/Essenzen als „Nahrung“ und der Duft verschwindet”. Die Abhilfe bei diesem Problem ist ganz einfach. Vor dem Auftragen des Duftes sollte die Haut mit Bodylotion, Bodycream, Bodyöl, oder auch Bodymist gepflegt werden.
Viele sprühen sich ihr Parfüm auf die Haare - ist das sinnvoll?
Michael Werner hat auf diese Frage eine ganz entschiedene kurze Antwort: “Nein”! Zwar bieten Haare eine große unebene Fläche, an der sich der Duft perfekt anhaften kann. Allerdings setzt man sein Haar bei jedem Sprühstoß hochkonzentriertem Alkohol aus, welcher eine austrocknende Wirkung hat. Das Haar wird brüchig und spröde.
Wie findet man eigentlich den richtigen Duft bei so viel Auswahl?
Wichtig ist, bei einem Besuch nicht zu viele Düfte zu testen. Nach dem 6. Parfüm braucht es eine Riechpause, ansonsten nimmt man lediglich ein paar Bruchteile des Parfüms wahr. Am besten sucht man zusammen mit Fachpersonal 4 bis 5 Düfte aus. Zeichnet sich aus diesem einen Favorit ab, sollte man diesen auf keinem Fall nur auf einem Papierstreifen testen. “Sprühen Sie diesen stattdessen mit etwa 30cm Abstand auf die Haut, am besten in die Armbeuge, und halten Ihre andere Hand kurz schützend über die besprühte Stelle. NICHT REIBEN ODER DRÜCKEN. Warten Sie eine Weile und riechen Sie erst jetzt an der besprühten Stelle. Warum der ganze Aufwand? Durch das Abdecken mit der Hand schenken Sie dem Duft Wärme, der Alkohol verfliegt, der Duft kann sich schneller entwickeln und präsentiert seine Herznoten, also die Noten, die Sie im Normalfall auch den ganzen Tag riechen. So erleben Sie direkt, wie sich ein Duft im Laufe des Tages entwickeln wird. Versuchen Sie es zuhause mal mit Ihrem Lieblingsparfum: eine Seite zugedeckt und eine Seite offen und vergleichen Sie. Sie werden sehen, Düfte brauchen immer Wärme und Freiheit”.