Ein Autor brachte mit seiner Kolumne Frauen gegen sich auf

Einem Autor wird gerade die Hölle dafür heiß gemacht, dass er nach eigener Aussage nie eine Feministin daten würde – und er dafür auch noch lächerliche Gründe nennt. Dave Hon, Kolumnist des Magazins „Josephine“ in St. Joseph, USA, schrieb die kontroverse Kolumne.

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(Bild: Getty Images)

„Wenn Sie nach Gründen suchen, Männer zu hassen, dann finden Sie sehr wahrscheinlich welche“, so beginnt Hon seine Kolumne und zitiert die allgemeine – und falsche – Annahme, dass alle Feministinnen Männer hassen würden und dass es beim Feminismus um etwas anderes gehe als um Gleichberechtigung. Anschließend legt er einige der für ihn lächerlichen Unwahrheiten dar, mit denen Feministinnen seiner Meinung nach hausieren gehen, reichend von den Vergewaltigungs-Mythen über die Gehaltsunterschiede bis hin zum allgemeinen - Sie wissen schon - Männerprivilegien in praktisch allen Bereichen des Lebens, wie etwa der Wirtschaft, Sozialpsychologie, Politik und Mode.

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Aber nein, Hon besteht darauf, dass diese historisch gewachsenen gesellschaftlichen Ungleichheiten, die durch traditionelle Geschlechter-Vorstellungen bedingt sind, nicht existierten. Sie seien lediglich der Klatsch verärgerter Frauen, die „schlechte Erfahrungen“ mit Männern gemacht haben.

Hä?

Lassen Sie uns einen Blick auf die Fakten werfen. Hon glaubt nicht, dass ein Vergewaltigungs-Problem besteht – allerdings berichtet das „National Sexual Violence Resource Center“, dass jede fünfte Frau im Lauf ihres Lebens vergewaltigt wird und jede Zehnte bereits von einem Lebenspartner vergewaltigt wurde. Hier eine weitere ernüchternde Statistik: 91 Prozent aller Vergewaltigungsopfer und Opfer sexueller Belästigungen sind weiblich. Jede fünfte Frau wird während ihrer College-Zeit sexuell belästigt – und über 90 Prozent dieser Opfer am College melden den Vorfall nicht. Warum ist das so? Nun, Falschaussagen betreffen nur zwei bis zehn Prozent aller Belästigungsanzeigen – so viel zum Mythos, Frauen würden mit Anzeigen über sexuelle Belästigung nur Aufmerksamkeit erzeugen wollen. Und darin liegt das Problem. Der Teufelskreis von sexueller Belästigung am Campus wird permanent davon angetrieben, dass die Worte der Frauen angezweifelt werden, wenn sie den Vorwurf äußern, dass nicht einvernehmlicher Geschlechtsverkehr stattgefunden hat.

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Zum Thema Gehaltsunterschiede: Die sind für Frauen nicht nur ganz real – vor allem für farbige Frauen –, sondern Frauen haben, wie das Center for American Progress Anfang des Sommers bestätigte, auch langfristig gesehen ein geringeres Lebenseinkommen, weil sie eine Auszeit genommen und sich um die Kinder gekümmert haben. Das ist heute übrigens immer häufiger nötig, denn die Kosten für die Kinderbetreuung steigen und (Sie ahnen es) die Gehälter der Frauen sind bereits geringer. Das Center rechnete aus, dass eine 26-jährige Vollzeit arbeitende Frau mit rund 27.000 Euro Jahresgehalt – das durchschnittliche Gehalt für jüngere Vollzeit arbeitende Angestellte 2014 –, die fünf Jahre lang nicht arbeitet, um sich um ihre Kinder zu kümmern, dass diese Frau also auf ihre gesamte Lebensarbeitszeit gerechnet 415.000 Euro verliert, was das lebenslange Gesamteinkommen um 19 Prozent reduziert.

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Dave Hon, der Autor der umstrittenen Kolumne. (Bild: Facebook)

Und während Hon missmutig anmerkt, dass Mütter nach einer Scheidung öfter das Sorgerecht für die Kinder bekommen als Väter, ist diese Tatsache aus dem Kontext gerissen: Der American Time Use Survey vom Bureau of Labor Statstics von 2015 gibt an, dass Frauen in Haushalten mit Kindern unter sechs Jahren im Schnitt pro Tag eine Stunde die Kinder versorgen, sie also baden und füttern – Männer dagegen nur 25 Minuten. Und Männer tendieren dazu, zu glauben, dass dies so besser ist, denn 65 Prozent – beziehungsweise sogar 69 Prozent der Väter mit Kindern unter 18 – glauben, dass es ihren Kindern besser geht, wenn ein Elternteil zu Hause bleibt. Wenn man bedenkt, dass Frauen geringere Gehälter haben, ist es normalerweise die Mutter, die mit den Kindern zu Hause bleibt, wenn eine Familie sich für dieses Modell entscheidet. Allerdings fand eine Studie des Pew Research Center 2012 heraus, dass sowohl die Mehrheit der arbeitenden als auch jener Mütter, die zu Hause sind, angegeben haben, dass sie am liebsten Teilzeit arbeiten würden. Nur 36 Prozent der Mütter, die zu Hause sind, sagten, überhaupt nicht zu arbeiten wäre die ideale Situation für sie.

Wenn also Frauen – und manche Männer – solche Themen öffentlich ansprechen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, dann sind sie nicht „verbiestert“, weil sie „schlechte Erfahrungen“ mit Männern gemacht haben.

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Beim Feminismus, um aus dem Lexikon der Popkultur zu zitieren, geht es nicht darum, Männer zu hassen, sondern darum, festzuhalten, dass eine systembedingte Ungleichheit existiert: Für Frauen, für Farbige, für Individuen des dritten Geschlechts, für alle, die in irgendeiner Form benachteiligt werden, indem sie von einer vorherrschenden kulturellen Gruppe – und zwar weiße Männer – als „anders“ abgestempelt werden. Ja, Feministinnen sprechen Probleme an, weil sie davon überzeugt sind, dass Unterdrückung, Unterwerfung oder Ungleichheit für niemanden gut ist, egal, ob männlich oder weiblich.

Während es für Hon leicht ist, die ökonomischen und soziologischen Herausforderungen, denen Frauen ausgesetzt sind, auszublenden – und er es deshalb vorzieht, Frauen, die diese Realitäten ansprechen, lieber nicht zu daten –, waren manche der Feministinnen, die er so verspottet, ziemlich schnell, ihm ein paar Antworten auf seine Anschuldigungen zu geben.

So scherzte Autorin und Komikerin Sara Benincasa am Donnerstag auf Twitter: „Ich date den Typen, der den Gastkommentar darüber geschrieben hat, dass er nie eine Feministin daten würde, und ja, wir sind zutiefst unglücklich, aber so ist es nun mal.“

Benincasa erzählt Yahoo Style: „Ich kenne diesen Typen nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass er letztendlich entweder unglaublich stolz auf seine Kolumne ist oder sie wird ihm extrem peinlich sein. Vielleicht ist er im Alltag sogar ein richtig netter Kerl, aber leider beurteilen ihn die meisten in der großen weiten Welt des Internets lediglich aufgrund dieses einen Artikels. Es ist ein wirklich blöder Artikel. Er gibt blöden Meinungen eine Plattform, die leider nicht nur auf den Autor beschränkt sind.“

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Sie fügt hinzu: „Wenn du dich selbst eine Feministin nennst, dann bist du wahrscheinlich eine Frau, die ihre Meinung sagt. Ich bin mir sicher, dieser Typ wusste das, und er wusste auch, dass er dafür kritisiert werden würde. Aber so wie es nicht die Aufgabe von Dunkelhäutigen ist, Weiße wie mich an die Hand zu nehmen und mir geduldig den strukturellen Feminismus zu erklären, ist es nicht die Aufgabe von Frauen, andere Männer oder sogar andere Frauen an die Hand zu nehmen, die nicht verstehen, warum Feminismus so notwendig und wichtig ist.“

So wie Autorin und Feministin Jessica Valenti am Donnerstag twitterte:

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Feministinnen: Stimmt

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