Erste Hilfe: Schnittwunden richtig versorgen

So handelt man richtig bei blutenden Verletzungen

Verletzung am Finger mit Pflaster
Für kleinere Verletzungen reicht oft ein Pflaster. Doch wie reagiert man bei stark blutenden Wunden? (Symbolbild: Getty Images)

Das scharfe Messer, ein zerbrochenes Glas, ein leicht stumpfer Rasierer – zack, es blutet: Schnittverletzungen gehören zu den häufigsten Verletzungen im Haushalt. Wie man solche Wunden versorgt, lernt man spätestens im Erste-Hilfe-Kurs, aber der liegt bei vielen Menschen schon eine ganze Weile zurück.

Das führt nicht selten zu gefährlichem Halbwissen, denn: Gut gemeint ist leider nicht immer gut gemacht, das gilt auch für das Versorgen von Schnittwunden. So sollte zum Beispiel Speichelkontakt mit der offenen Wunde vermieden werden – auch wenn man bei einer Blutung oftmals reflexartig daran saugen möchte. Doch in der Spucke sind viele Keime enthalten, die zu einer Infektion führen können.

Bei kleineren Schnitten reicht ein Pflaster aus, aber auch hier gibt es einiges zu beachten. Vor allem bei stark blutenden oder sehr tiefen Schnitten kommt es auf eine gute Erstversorgung an – wie die auszusehen hat und ab wann man eine*n Ärzt*in aufsuchen sollte, erklären wir hier.

Erste Hilfe bei kleinen und größeren Schnitten

Die meisten Schnittverletzungen entstehen im Finger-Hand-Bereich oder an den Zehen sowie der Fußsohle. Ist die Wunde nicht besonders tief und werden nur die obersten Hautschichten verletzt, kann der Schnitt zwar ein wenig bluten und schmerzen, doch das Reinigen mit fließend Wasser oder etwas Kochsalzlösung und ein Pflaster sind ausreichend. Welches Pflaster man am besten verwendet, kann hier nachgelesen werden.

Etwas anders hingegen sieht es aus, wenn die Schnittwunde sehr tief geht: Zwar ist das Bluten eine sehr sinnvolle Maßnahme des Körpers, um Fremdkörper oder Keime aus der Wunder zu spülen – stoppt die Blutung nach mehr als 20 Minuten nicht von selbst, sollte aber unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Tiefe Schnittwunden sind auch daran zu erkennen, dass gelbes Fettgewebe, Knochen oder Sehnen freiliegen. Wurden beispielsweise Arterien verletzte, ist im ersten Schritt das Anlegen eines Druckverbands notwendig, um den Blutverlust einzudämmen. Das gelingt so:

So sollte bei (stärker) blutenden Schnittverletzungen vorgegangen werden

Um bei Schnittwunden erste Hilfe zu leisten und diese selbst zu versorgen, gibt es ein paar wichtige Punkte zu beachten: Ehe man die Verletzung versorgt, sollte man sich gründlich die Hände waschen. Noch besser wäre es, Einweghandschuhe anzuziehen, um einer (eigenen) Infektion vorzubeugen.

Anschließend geht man am besten wie folgt vor:

  1. Die Blutung stillen: Nachdem die Wunde "ausgeblutet" hat, wird eine sterile Kompresse (aus dem Verbandskasten) für einige Minuten auf die Wunde gedrückt. Falls die Blutung weiter anhält, sollte, wie bereits erwähnt, medizinische Hilfe angefordert/gesucht werden.

  2. Wunde säubern und desinfizieren: Die Verletzung wird mit Leitungswasser, steriler Kochsalzlösung oder speziellen Wundspüllösungen gereinigt und anschließend desinfiziert. Bitte nicht ablecken und sofort Salben oder Sprays daraufgeben! Dies kann die Wundheilung beeinträchtigen. Lieber vorsichtig trockentupfen.

  3. Verband anlegen: Um die Schnittwunde vor Schmutz und Erregern zu schützen, sollte anschließend ein Verband – bei kleineren Schnitten reicht ein Pflaster – angelegt werden. Blutet die Wunde noch nach, empfiehlt sich ein Druckverband. Bei Verletzungen an Fingern oder Fingerkuppen, wie es beim Kochen schnell passiert, sind ein sogenannter Schmetterlingsverband oder spezielle Fingerkuppenpflaster sinnvoll.

Ärztliche Hilfe ist in folgenden Fällen notwendig:

  • wenn die Schnittwunde sich im Gesicht befindet.

  • wenn die Blutung nicht aufhört oder sich der*die Betroffene im verletzten Bereich Taubheitsgefühle verspürt.

  • wenn die letzte Tetanus-Impfung länger als zehn Jahre zurückliegt und der Schutz nicht mehr gewährleistet ist.

  • wenn Fremdkörper, z. B. Glassplitter, nicht restlos entfernt werden konnten und in der Wunde verblieben sind.

Der*die Ärzt*tin wird die Schnittwunde dann nähen oder klammern. Ausnahme: Liegt der Zeitpunkt der Verletzung mehr als sechs Stunden zurück, wird in der Regel nicht genäht oder geklammert, da sonst eine erhöhte Gefahr besteht, dass bereits Keime in die Wunde gelangt sind und zu einer Infektion führen. Bei verletzten Nerven, Sehnen oder Muskeln muss die Schnittwunde sogar operativ versorgt werden.

Erste-Hilfe-Kenntnisse regelmäßig auffrischen

Um sich im Ernstfall gut gewappnet und sicher zu fühlen, empfiehlt es sich, sich die Maßnahmen des Erste-Hilfe-Kurses immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Es gibt zwar keine gesetzliche Regelung, dass oder wie oft man seine Kenntnisse auffrischen sollte, das Deutsche Rote Kreuz (DRK) empfiehlt jedoch, mindestens alle zwei Jahre einen Kurs zu besuchen.