Experten( )Wissen: Was sind und nutzen Körperanalysewaagen?
Personal Trainer Nico Schinowski im exklusiven Interview
Während manche Menschen schon keine Lust haben, sich auf eine normale Waage zu stellen, wollen es andere ganz genau wissen. Neben dem Gewicht geben gute Körperanalysewaagen auch Auskunft über Werte wie den Körperfett- und den Muskelanteil. Wie genau das funktioniert und für wen sich das eignet, erklärt der Personal Trainer Nico Schinowski im Interview mit Yahoo Life.
Yahoo Life: Wie funktionieren Körperanalysewaagen?
Nico Schinowski: Das Ganze ist eine Bio-Impedanz-Analyse. Am Anfang stellt man die Körpergröße und das Alter ein. Dann werden verschiedene Elektroden an den Körper gesetzt. Die Fußflächen müssen frei sein, dann werden die Arme nach außen gestreckt, sodass sie außer der natürlichen keine Verbindung zum Körper haben. Danach werden die Daumen und Finger ergänzt, sodass der Strom wirklich durch den Körper fließen kann.
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Anschließend werden verschiedene Megaherzzahlen an Strom durch den Körper geleitet, der für den Weg durch viszerales Fett, normales Gewebefett und durch die Muskelzellen unterschiedlich lange braucht. Die Waage kann also die einzelnen Widerstände unterscheiden.
Was ist denn der beste Zeitpunkt, um sich auf die Waage zu stellen?
Im optimalen Fall morgens nüchtern. Denn wenn ich vorher gegessen oder viel getrunken habe, kann das den Messwert stark verändern. Falls man schon eine Mahlzeit gegessen hat, sollten zwei bis drei Stunden bis zur Messung vergehen. Schlecht wäre es auch direkt nach dem Krafttraining, nach dem man eine erhöhte Wassereinlagerung in der Muskulatur hat, weil kleine Mikroverletzungen erst einmal mit Wasser gefüllt werden. Dann geht der Strom da schneller durch.
Es gibt Körperanalysewagen für ein paar Hundert Euro und welche für etliche Tausend. Worin besteht der Unterschied?
Bei den kleinen Waagen für den Hausgebrauch sind Messwerte einprogrammiert worden und es wird nicht der ganze Körper durchgemessen. Da wird dann zum Beispiel nur von einem Bein ins andere gemessen. Bei einem Mann hat der Oberkörper den meisten Fettanteil. Bauch, Hüfte, dieser Bereich. Wenn ich jetzt eine Waage habe, die nur die Beine misst, ist das natürlich nicht ideal. Solche Waagen sind mehr zum Spaß oder als Hobby da.
Bei den medizinischen Geräten mit der Bio-Impedanz-Methode werden die Extremitäten einzeln gemessen und auch der Torso. Die ganz neuen und teuren Waagen im Medizinbereich gehen auch wirklich segmental vor. Wenn ich ernsthaft aussagekräftige Daten haben möchte, sollte es definitiv ein Medizinprodukt sein.
Setzen Sie die Waagen standardmäßig bei ihren Kund*innen ein?
Ja, wir kontrollieren das alle vier Wochen. Die Medizinprodukte geben nicht nur den Körperfettanteil wieder, sondern auch Körperwasser und Muskelmasse, die Knochendichte und das Viszeralfett. So habe ich alles eins zu eins vor mir liegen und kann auch die richtigen Schlüsse ziehen.
In einer Studie mit zwei Versuchsgruppen war es so: Die Teilnehmer einer Gruppe haben acht Stunden geschlafen und die einer anderen nur fünf. Dabei haben alle ein Kilo pro Woche verloren. Die Teilnehmer der Gruppe mit den acht Stunden Schlaf haben aber 60-80 Prozent Körperfett verloren und nur 20 Prozent Muskelmasse. Bei der anderen Gruppe war es genau andersherum: Die haben 50 bis 90 Prozent nur Muskelmasse verloren. So etwas weiß man nur, wenn die Waage das Fett und die Muskelmasse getrennt anzeigt und nicht nur das Gewicht. Und danach muss man auch die Ernährung und das Training ausrichten.
Was sind die Vorteile?
Ich bekomme dadurch ein ganz genaues Bild von meiner Körperzusammensetzung und sehe anhand der Kategorisierung, in welchem Bereich ich mich befinde. Bin ich zu leicht, habe ich zu wenig Muskeln, ist meine Muskelverteilung optimal oder bin ich sogar darüber? Ich kenne auch den Viszeralfettanteil, der mit bestimmten Krankheiten zusammenhängt. Wenn ich über ein bestimmtes Level hinausgehe, muss ich schauen, dass ich das reduziere, um gesundheitlich fit zu bleiben. Das kann ich anders kaum feststellen. Und die Waage kann aus den Parametern auch ausrechnen, wie hoch der Grundumsatz ist. Damit ist der Körperverbrauch von Kalorien in der Ruhe gemeint. Damit kann man noch ein bisschen besser rechnen.
Gibt es auch Nachteile?
Die besten Messergebnisse habe ich nur morgens und es gibt Messschwankungen, zum Beispiel im Zyklus von Frauen. Wenn die Menstruation gerade einsetzt und auch noch drei, vier Tage danach wird im Körper mehr Wasser eingelagert. Da können verschiedene Messparameter herauskommen, die im zweiten Teil des Zyklus anders aussehen könnten. Und man braucht natürlich eine Möglichkeit, die Messung durchzuführen.
Wo kann man denn solch eine Waage nutzen, sofern man keine*n Personal-Trainer*in hat?
Es gibt Unikliniken, die bestimmte Stoffwechselanalysen anbieten. Oder man schaut nach großen Unternehmen wie zum Beispiel Inbody. Wichtig ist, dass nach einer Messung auch genügend Zeit bleibt, um die Messergebnisse durchzusprechen, zu schauen, wo man liegt und was zu tun ist.
Wie finden Ihre Kund*innen das, wenn alles so schonungslos offenliegt?
Man macht das ja nur alle vier Wochen und es erspart einem das tägliche auf die Waage gehen, das einen ja wirklich verrückt macht. Bei einem Mann können von Tag zu Tag Gewichtsschwankungen von 2 bis 5 Kilo auftreten und bei Frauen zwischen 1 und 2 Kilo. Dann denkt man, man macht etwas falsch, obwohl eigentlich alles richtig ist. So kann man sich darauf konzentrieren, die Ernährung umzustellen, zu schauen, dass man genug schläft und möglichst wenig Stress hat und den Trainingsplan einhält. Zusätzlich arbeite ich gerne mit Bildern und Umfängen, damit die Motivation ein bisschen höher bleibt.
Unser Experte: Personal Trainer Nico Schinowski
Nico Schinowski arbeitet als Personal Trainer und Ernährungsberater in Karlsruhe und Bruchsal, kann aber auch als Online-Coach gebucht werden. Der Ex-Soldat und -Feuerwehrmann ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er verspricht, bei seinen über 100 Kund*innen auch den Spaßfaktor hochzuhalten.
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