Fasten, Kälte- und Rotlichttherapie: So effektiv sind die Longevity-Trends wirklich, laut einer Ärztin
Ein langes Leben bedeutet nicht automatisch ein gesundes Leben. Denn gerade in den letzten Lebensjahren häufen sich Beschwerden wie Arthritis, Herzkrankheiten oder Osteoporose, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können.
Um Probleme wie diese zu verhindern, beschäftigen sich immer mehr Menschen mit dem Thema Longevity (Langlebigkeit) und tauschen sich beispielsweise in Internetforen darüber aus, wie sie dem Altern eine Kampfansage machen möchten. Business Insider hat drei Longevity-Trends genauer unter die Lupe genommen und eine Ärztin gefragt, was wirklich an ihnen dran ist.
Das Intervallfasten ist mit vielen gesundheitlichen Vorteilen verbunden
Das intermittierende Fasten (Intervallfasten) ist einer der beliebtesten Longevity-Trends. Dabei legt ihr bestimmte Zeitfenster fest, in denen ihr auf die Nahrungsaufnahme verzichtet. Je nach gewählter Methode fastet ihr stunden- oder tageweise. Viele Menschen setzen zum Beispiel auf das 16:8-Fasten. Das bedeutet, dass sie ihre Mahlzeiten in einem Zeitraum von acht Stunden einnehmen und die restlichen 16 Stunden lang fasten. Auf bestimmte Lebensmittel verzichten muss man beim intermittierenden Fasten jedoch nicht. Deswegen kommt diese Ernährungsweise für viele Menschen eher in Frage als eine klassische Ernährungsumstellung.
Nicht nur Stars wie Hugh Jackman und Jennifer Aniston schwören auf das Intervallfasten, sondern auch viele Experten und Expertinnen empfehlen es für ein gesünderes Leben. Eine von ihnen ist Evelyne Bischof, Ärztin und Medizindozentin in Shanghai. "Das Intervallfasten kann sicher zur Gewichtsreduktion führen. Aber in der Longevity ist es für die meisten nicht das primäre Ziel. Vielmehr ist die Verbesserung der Stoffwechselfunktionen, die Senkung des Risikos für Typ-2-Diabetes und die Verbesserung der Herzgesundheit von Bedeutung", so die Ärztin über die möglichen Vorteile des Intervallfastens. "Viele profitieren zudem von einer besseren Schlafqualität", sagt sie.
Die Studienlage zum Intermittierenden Fasten ist jedoch nicht eindeutig. Insbesondere die "langfristigen Auswirkungen sind noch nicht vollständig verstanden", erklärt Bischof. Dennoch sei diese Ernährungsweise "eine empfehlenswerte Maßnahme." Voraussetzung dafür sei allerdings, dass sie "individuell angepasst" und "unter Anleitung eines Arztes" erfolgt, um potenziellen Gefahren wie einem gestörten Hungergefühl oder Nährstoffmangel infolge einer falschen Anwendung entgegenzuwirken.
Kältetherapien haben positive Effekte – aber "nicht spezifisch für die Langlebigkeit"
Wer sich beispielsweise nach einer Prellung schon einmal ein Eispack auf die verletzte Stelle gelegt hat, weiß: Kälte kann Schmerzen entgegenwirken und die Regeneration fördern. Aus diesem Grund sind Kältetherapien wie Eisbäder und Kältekammern insbesondere bei Sportlern sehr beliebt. Doch auch Wellness-Enthusiasten und Longevity-Fans entdecken sie zunehmend als mögliche Geheimwaffe zur Förderung ihrer Gesundheit.
Bei der Kryotherapie geht es darum, den Körper für wenige Minuten sehr kalten Temperaturen auszusetzen. Im Falle einer Eiskammer sind das circa zwei bis vier Minuten bei -110 bis -180 Grad Celsius. Solche Kälteschocks sollen der Abhärtung dienen und mit verschiedenen gesundheitlichen Vorteilen verbunden sein. Hersteller von Kältekammern werben etwa damit, dass eine regelmäßige Anwendung gegen Müdigkeit und Depressionen helfen und das Immunsystem stärken soll. Doch was verbirgt sich hinter den eisigen Temperaturen und den verlockenden Versprechungen?
"Einige Studien zeigen positive Effekte, aber nicht spezifisch für die Langlebigkeit", sagt Evelyne Bischof. Mehrere Untersuchungen kommen etwa zu dem Ergebnis, dass Sportler weniger Muskelschmerzen haben und sich schneller regenerieren, wenn sie während der Erholungsphase eine Ganzkörper-Kryotherapie erhalten. Außerdem könne die Anwendung "Entzündungen reduzieren" und "das allgemeine Wohlbefinden verbessern", so die Longevity-Ärztin.
Allerdings rät sie bei der Anwendung zur Vorsicht. "Eine Kryotherapie kann für einige Personen vorteilhaft sein, sollte aber nur unter fachkundiger Anleitung genutzt werden." Bei falscher oder unbeaufsichtigter Anwendung droht eine Erfrierung.
Eine Rotlichttherapie kann unter anderem eure Hautgesundheit verbessern
Rotlichttherapien sind in den letzten Jahren immer populärer geworden. Ursprünglich experimentierte die Nasa damit, um das Pflanzenwachstum im Weltraum oder die Wundheilung bei Astronauten zu fördern. Doch mittlerweile ist vor allem im kosmetischen Bereich ein regelrechter Hype darum entstanden.
Bei einer Rotlichttherapie werden einzelne Körperpartien für zehn bis 30 Minuten mit speziellen LED-Lampen oder Lasern mit rotem Licht bestrahlt. Das soll mit verschiedenen gesundheitlichen Vorteilen verbunden sein. Anbieter versprechen unter anderem, dass Rotlichttherapien
die Kollagenproduktion ankurbeln
schneller Wunden heilen
Falten und Altersflecken reduzieren
Hautschäden infolge von Sonneneinstrahlung verbessern
Inwieweit all diese Werbeversprechen tatsächlich der Wahrheit entsprechen, lässt sich laut Evelyne Bischof jedoch nicht eindeutig sagen. "Es gibt einige positive Studien, aber weitere Forschung ist notwendig, um vollständige Schlussfolgerungen zu ziehen", sagt sie gegenüber Business Insider. Insbesondere die Langzeitwirkungen seien noch nicht vollständig bekannt. Experten kritisieren außerdem, dass viele der Studien nur eine kleine Anzahl von Personen umfassten, keine Placebogruppen einschlossen oder nur an Tieren durchgeführt wurden.
Was Untersuchungen bereits zeigen, ist aber, dass Rotlichttherapien "die Hautgesundheit verbessern, Entzündungen reduzieren und die Muskelregeneration unterstützen" können, so Bischof. Ihr zufolge kann dieser Longevity-Trend daher "als Teil eines umfassenden Gesundheitsplan nützlich" sein. Übertreiben sollte man es mit der Bestrahlung jedoch nicht, da eine "übermäßige Anwendung Hautschäden verursachen" könne.