Frauenärztin erklärt: So funktionieren Menstruationstassen
Menstruationstassen produzieren weniger Müll und sind auf Dauer günstiger als Tampons oder Binden. Doch für Anfängerinnen können die kleinen Becherchen aus medizinischem Silikon anfangs einige Fragen aufwerfen. Wie führt man sie richtig ein und wie finde ich eigentlich die richtige Größe? Wir haben mit einer Frauenärztin gesprochen.
Das Ding soll wirklich in meine Vagina passen? Wer sich das oder Ähnliches beim Anblick einer Menstruationstasse auch schon mal gedacht hat, ist nicht allein. Denn der Becher aus Silikon wirkt tatsächlich ganz schön groß. Zu groß? Dr. Stephanie Eder, Frauenärztin aus Gräfelfing bei München, Mitglied des Berufsverbands für Frauenärzte, kann beruhigen: "Die Scheide ist ein muskulärer Schlauch, der mit der ersten Periode weit und dehnbar wird. Da passt so eine Tasse locker rein." Doch die Medizinerin bestätigt auch, dass es ein wenig Übung erfordert, bis man den Dreh mit der Menstruationstasse mal raus hat und die richtige Größe für sich gefunden hat. "Es ist eine Lernkurve. Die meisten Frauen, die anfangen, Menstruationstassen zu benutzen, sagen, dass sie das Handling erst einmal üben mussten."
Doch wie steht es eigentlich um die hygienische Sicherheit der Menstruationstasse und wie kannst du sie am besten reinigen? Die wichtigsten Fragen und Antworten rund um die Menstruationstasse!
Yahoo Life Deutschland: Welche Vorteile hat eine Menstruationstasse im Vergleich zu herkömmlichen Tampons oder Binden?
Menstruationstassen punkten mit einer besseren Klimabilanz als Tampons und Binden, weil man sie immer wieder benutzen kann und nichts wegschmeißt. Die meisten Frauen, die sich für eine Menstruationstasse entscheiden, haben aus Sicht von Dr. Stephanie Eder diesen Nachhaltigkeitsaspekt im Hinterkopf. "Wobei man auch hier etwas vorsichtig sein muss. Wenn man sich so einen ökologischen Fußabdruck anschaut, dann fließen da ganz viele Aspekte mit hinein. Die Klimabilanz einer Menstruationstasse erscheint auf den ersten Blick natürlich besser, weil man keinen Müll produziert. Aber man muss auch die Reinigung oder die Entsorgung, wenn die Tasse dann tatsächlich ausgedient hat, mit in diese Klimabilanz hineinrechnen", erklärt die Expertin.
Gibt es auch Vorteile aus medizinischer Sicht?
"Es gibt keine von Studien gesicherten Vorteile einer Menstruationstasse gegenüber Tampons und Binden. Das muss man ganz klar sagen", so Dr. Stephanie Eder. Auch wenn es medizinisch nicht belegt ist, gibt es eine Sache, die Frauen häufig als angenehmer ansehen: "Manche Patientinnen haben den Eindruck, dass Tampons die Scheide austrocknen können, während bei Menstruationstassen, die nur das Periodenblut auffangen, dieses Gefühl seltener entsteht."
Diese Menstruationstasse lässt sich flach falten und passt so in ein praktisches Etui. Sie bietet bis zu acht Stunden Schutz, je nachdem, wie stark die Blutung ausfällt.
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Die umweltfreundliche Tasse aus körperverträglichem Silikon enthält keine Toxine. Erhältlich ist der "Lily Cup Compact" in zwei Größen: Größe A wird für Frauen, die keine Kinder haben oder für Frauen nach einem Kaiserschnitt empfohlen. Größe B eignet sich für Frauen nach einer vaginalen Entbindung oder mit schwachem Beckenboden.
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Wie führt frau die Tasse richtig ein?
Laut Dr. Stephanie Eder ist es für viele Frauen am einfachsten, wenn man die Tasse nimmt und in der Mitte einknickt. Sieht man sich die Tasse im Querschnitt an, sollte es aussehen wie ein "C". Auf diese Art bekommt man einen kleinen Durchmesser hin. "Ähnlich wie beim Tampon ist es wichtig, dass man sich beim Einführen der Menstruationstasse versucht, zu entspannen", erklärt die Ärztin.
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Wer das zum ersten Mal macht, dem empfiehlt die Medizinerin in die Hocke zu gehen oder ein Bein auf den Badewannenrand oder den Klodeckel zu stellen. "Dann geht die Scheide ein bisschen auf und die Tasse rutscht unter Umständen leichter rein. Ganz wichtig: Anschieben, bis man die Tasse nicht mehr spürt. Ist beim Tampon das gleiche: So lange ich ihn spüre, ist er noch nicht da, wo er hingehört. Tendenziell trägt man die Tasse etwas tiefer als den Tampon", so Dr. Eder.
Und wie bekomme ich die Tasse wieder heraus?
Auf keinen Fall einfach an den Halteschlaufen ziehen, die an vielen Menstruationstassen angebracht sind, warnt die Expertin! Die Tassen poppen in der Scheide nämlich auf und saugen sich an der Vaginalwand fest. "Wenn man an der Halteschlaufe einfach nur anzieht, dann kann das sehr unangenehm sein. Es ist wichtig, dass man beim Entfernen den Finger vorsichtig zwischen die Tassenwand und die Scheidenwand schiebt, diesen Sog erst mal löst, und dann die Halteschlaufe als Hilfe zum Herausziehen benutzt."
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Wie findet man die richtige Größe?
"Ehrlich gesagt nur durch Ausprobieren", erklärt die Expertin aus München. "Ich würde mit der mittleren Größe starten. Außer, ich bin eine Frau, die schon drei Kinder geboren hat, und ich weiß, dass mein Beckenboden ein bisschen an Elastizität verloren hat. Als junges Mädchen würde ich erst mal mit der kleinen Tasse anfangen."
Was gibt es sonst noch beim Kauf zu beachten?
Welches Modell einem zusagt, muss man selbst entscheiden und ausprobieren. "Aus medizinischer Sicht sollte man auf jeden Fall darauf achten, dass keine schädlichen Inhaltsstoffe enthalten sind", erklärt Dr. Eder. Es lohnt sich deshalb, die Tasse, die man kaufen möchte, im Ökotest-Vergleich zu suchen. Im Ökotest 2022 wurden beispielsweise in drei der 20 getesteten Silikoncups flüchtige Bestandteile nachgewiesen.
Flüchtige Bestandteile sind Stoffe, die aus einem Material entweichen können. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung sollten nicht mehr als 0,5 Prozent der Masse entweichen. Ist der Anteil höher, kann das ein Hinweis darauf sein, dass die Tassen nach der Produktion nicht ausreichend wärmebehandelt wurden. Das bedeutet auch, dass die Qualität der Tassen möglicherweise beeinträchtigt ist.
Doch keine Sorge: Eine Gefahr für die Gesundheit entsteht beim Tragen der Menstruationstassen insofern nicht, als dass sie bei Temperaturen von 200°C getestet werden. Für den Körper ist das deshalb nicht relevant. Unser Tipp: Tassen am besten vor der ersten Anwendung auskochen!
Wie reinige ich die Menstruationstasse nach der Anwendung und wie bewahre ich sie richtig auf?
In Bezug auf Tampons gibt es genug Studien, die sich mit dem toxischen Schocksyndrom beschäftigen. Studien, die das klinische Risiko für Infektionen – inklusive TSS – an Tampons und Menstruationstassen direkt vergleichen, gibt es allerdings nicht. Deshalb ist eine hygienische Anwendung umso wichtiger. "Die meisten Hersteller empfehlen, die Tasse nach dem Gebrauch herauszunehmen, mit milder Seife zu waschen und wieder einzuführen", sagt Dr. Stephanie Eder. Laut der Frauenärztin gibt es aber eine Tasse, die sich die Tasse aus der Apotheke nennt, die den warnenden Zeigefinger hebt: "Dort heißt es nämlich: Nach jedem Gebrauch auskochen, um das Risiko zu minimieren, dass sich dort irgendwelche Keime festsetzen."
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Wenn man auf Nummer sicher gehen möchte, dann sollte man der Ärztin zufolge die Tasse nach dem Gebrauch einmal heiß auskochen. Die meisten Frauen, die regelmäßig Menstruationstassen benutzen, haben deshalb mindestens zwei Tassen, um sie regelmäßig wechseln zu können. Sonst reicht es auch, die Tasse am Ende der Monatsperiode auszukochen.
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Hergestellt aus medizinischen Materialien ist der Sterilisator BPA-frei und kompatibel mit Menstruationstassen jeder Marke. Zum Reinigen einen Teelöffel bzw. fünf bis zehn Milliliter Wasser in die Mitte geben, die Menstruationstasse mit Stiel nach oben auf die kleine Plattform im Inneren legen und die Abdeckung darauf geben. Knopf drücken und die Sterilisation startet. Es sind zudem zwei Menstruationstassen (in zwei verschiedenen Größen) inklusive.
Es gibt übrigens auch Menstruationstassen, die etwas anders geformt sind: Sogenannte Menstruationsscheiben oder Discs.
Wie kocht man die Tasse am besten aus?
Wer an einem Ort lebt, an dem das Leitungswasser sehr verkalkt ist und sich gerne im Wasserkocher oder im Topf auf dem Boden absetzt, für den hat die Frauenärztin einen guten viralen Tipp. Man nehme einen Schneebesen und setze die Tasse dort hinein. Dann lege man den Schneebesen mit der Tasse in den Topf, damit die Tasse nirgendwo anliegt und sich der Kalk nicht festsetzen kann. Drei Minuten auskochen, fertig! Danach kannst du deine Menstruationstasse wieder verwenden.
Wie bewahre ich die Menstruationstasse auf, wenn ich unterwegs bin?
Es gibt Beutel für Menstruationstassen. Da dort aber leicht Menstruationsblut hinkommt, rät die Frauenärztin zu kleinen Cases oder Döschen, die man abwischen kann.
Wie wechsle ich die Tasse auf öffentlichen Toiletten – irgendein Tipp?
Patientinnen von Dr. Stephanie Eder sagen: "Sie nehmen Feuchttücher mit. Wenn sie gezwungen sind, die Tasse auf einer öffentlichen Toilette zu wechseln, dann holen sie die Tasse raus, putzen sie mit dem Feuchttuch, packen sie in ihr Döschen, und führen die frische Reservetasse wieder ein.“
Wer sollte die Menstruationstasse nicht verwenden?
Laut Dr. Eder werden Patientinnen, die Spiralenträgerinnen sind, darüber aufgeklärt, dass sie bei der Verwendung einer Menstruationstasse vorsichtig sein müssen. Diese kann nämlich unter Umständen vor allem beim Entfernen dafür sorgen, dass die Spirale verrutscht. "Man sollte sehr sorgfältig darauf achten, dass man zuerst den Sog löst, bevor man sie herauszieht“, so die Medizinerin. Wenn jemand eine Allergie auf Silikon oder silikonähnliche Substanzen hat, sollte er die Tasse ebenfalls nicht benutzen.
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Die Menstruationsscheibe ist wiederverwendbar, aus medizinischem Silikon gefertigt und kann bis zu 12 Stunden am Stück getragen werden. Im Rand ist ein Silikonfaden als Rückholbändchen eingearbeitet, der Rand selbst ist weich, flexibel und abgerundet, sodass er sich perfekt in die runden Wände des Vaginalkanals einfügt und es keine undichte Stelle gibt.
Der Rand der Menstruationsscheibe gleitet vom Schambein und weiter zum Eingang der Vagina. Die "Lumma Unique" ist in drei Größen verfügbar, L für einen hohen, M für einen mittleren und S für einen niedrigen Gebärmutterhals.
Wie lange kann man eine Menstruationstasse verwenden?
Die Hersteller sagen jahrelang. Wenn man eine Silikontasse mehrfach auskocht, dann nimmt sie nach einer gewissen Zeit eine Verfärbung an. "Auch, wenn diese nicht gefährlich ist, findet man es vielleicht nicht angenehm, sie weiter anzuwenden", sagt Dr. Eder. Natürlich komme es aber auch sehr auf folgende Dinge an: Benutze ich die Menstruationstasse bei jeder Periode? Blute ich sehr stark? Wie häufig muss ich wechseln? Muss ich häufig auskochen? "Ich denke, die Patientinnen neigen dazu, sich häufiger eine neue zu kaufen als sie jahrelang zu benutzen", schlussfolgert die Frauenärztin.
Wie entsorge ich die Menstruationstasse am besten?
Wenn du deine Menstruationstasse entsorgen möchtest, ist der richtige Platz dafür die graue Tonne. Die Menstruationstasse besteht aus medizinischem Silikon, das zwar ein Kunststoff ist, aber aus dem üblichen Recyclingprozess aufwändig herausgefiltert werden müsste. Kunststoff ist nämlich nicht gleich Plastik.
Sind Menstruationstassen teurer als Tampons?
Im Vergleich zu anderen Periodenprodukten wie Tampons oder Binden ist die Nutzung einer Menstruationstasse mit höheren Anschaffungskosten verbunden. Die Preise für eine Tasse liegen in der Regel zwischen zehn und 30 Euro.
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Um herauszufinden, ob sich eine Menstruationstasse lohnt, reicht eine einfache Rechnung: Bei etwa fünf Tampons pro Tag der Periode kostet ein Tampon je nach Marke zwischen drei und 30 Cent. Die meisten Blutungen dauern drei bis sieben Tage, wobei der Durchschnitt bei fünf Tagen liegt. Wenn wir von einem Durchschnittspreis von fünf Cent pro Tampon ausgehen, würden die Periodenprodukte für einen Monatszyklus etwa 1,25 Euro kosten. Angenommen, die Menstruationstasse kostet rund 20 Euro, würde sich die Anschaffung also ab dem 17. Zyklus lohnen. Die Tassen sollen jedoch sogar bis zu zehn Jahre halten.
