Ungesund oder abhärtend: Macht Frieren wirklich krank?
Draußen wie drinnen wird es rasch kühler, und die Gaspreise lassen viele noch zögern, an der Heizung zu drehen. Dabei macht Frieren doch krank - oder härtet es doch ab? Ein Faktencheck.
Wer sich im Herbst und Winter nicht warm genug anzieht oder gar mit feuchten Haaren vor die Tür geht, riskiert Erkältung und andere Krankheiten. So zumindest lautet die gängige Meinung, und die Erkältungswellen in den kälteren Jahreszeiten geben dieser recht.
Frieren lautet allerdings das Motto des heranrollenden Winters, in der Rekordpreise für Gas viele deutlich sparsamer heizen lassen. Ist das ungesund - oder kann es einen gar für die tiefen Temperaturen abhärten?
Frieren löst eine Krankheit nicht aus - aber kann sie begünstigen
In einem sind sich Mediziner einig: Erkältungen werden, ebenso wie Grippe und viele andere Infekte, durch Viren ausgelöst. Ob Kälte zumindest zu Schnupfen führt, man sich also "verkühlen" kann, konnte bislang nicht wissenschaftlich nachgewiesen.
Frieren ist also kein Auslöser von Krankheiten. Allerdings kann es Viren und anderen Erregern die Arbeit erleichtern. Denn langanhaltende Kälte und Frieren belastet und schwächt auf Dauer das Immunsystem des Körpers, das es dann schwerer hat, gegen Erreger anzukämpfen. Zugluft und nasse Kälte sei besonders anstrengend für den Körper, wie der Hausarzt Dr. Jakob Berger "Utopia" erklärt.
Schon gewusst? Das bedeuten die Zahlen am Heizungsregler wirklich
Weitere Faktoren, die in Herbst und Winter Erkrankungen begünstigen, ist das vermehrte Aufhalten in geschlossenen Räumen bei trockener Heizungsluft. Das trocknet zum einen die Schleimhäute aus und drängt die Menschen in schlechter belüfteter Umgebung enger zusammen - ideale Voraussetzungen für Tröpfcheninfektion, über die unter anderem grippale Infekte, die echte Grippe oder Covid-19 übertragen werden.
Dauerhaftes Frieren: Kann man sich abhärten?
Dass der Mensch überhaupt friert, ist auf eine Schutzreaktion des Körpers zurückzuführen. Dieser muss seine Kerntemperatur konstant auf ziemlich genau 37 Grad halten und hat hierfür einige Methoden in seinem Repertoire. Bei Hitze hilft Schwitzen, den Körper abzukühlen, und bei Kälte sorgt das charakteristische Zittern dafür, Wärme zu produzieren. Auch Gänsehaut hat einen solchen Effekt, denn wenn sich die feinen Härchen auf der Haut aufstellen, entstehen winzige, isolierende Luftpolster.
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Vor allem ist das unangenehme Gefühl ein Signal des Körpers, dass die Temperatur im Körper kippt, was uns in Aktion treten lässt - im Sommer werden wir bei Unwohlsein dazu verleitet, ein Bad in kühlem Nass zu nehmen oder mehr zu trinken. Im Winter zeigt uns Frieren an, dass wir eine wärmere Jacke brauchen oder uns in einen beheizten Raum flüchten sollten.
Es lohnt also, auf den Körper zu hören - ohne Zweifel sind Menschen der ersten Welt allerdings auch etwas verwöhnt, was jene beheizte Räume betrifft. An der Theorie, dass man sich gegen Kälte abhärten kann, ist also durchaus etwas dran - rapide die Heizung herabzudrehen ist hierfür allerdings nicht der richtige Weg. Wie Dr. Berger erläutert, kann man sich mit Kneipp-Kuren, Wechselduschen oder Sport an der frischen Luft - auch bei kalten Temperaturen mit der richtigen Kleidung - an kühlere Temperaturen gewöhnen.
Achtung, Schimmelgefahr: Die Mindesttemperatur in der Wohnung
An eine Raumtemperatur von 18 Grad kann man sich also durchaus gewöhnen - den Bereich zwischen 18 und 20 Grad sieht Dr. Berger als gute Balance zwischen gesundheitlich sinnvollem und energiesparendem Heizen.
Kühler sollte es jedoch nicht sein. Wer seine Räume nicht ausreichend heizt, friert nicht nur, sondern riskiert auch Schimmelbefall, was ebenfalls ein erhebliches Risiko für die Gesundheit darstellt.
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