Gele, Cremes, Patches: Wie gut helfen sie bei Herpes?

Berlin (dpa/tmn) - Ein bis zwei Wochen dauert es, bis Lippenherpes von selbst abheilt. Eine Zeit, in dem Betroffene oft das Gefühl haben, alle Welt schaut ihnen auf den Mund. Wie schön es da wäre, die Bläschen schneller loszuwerden!

Rezeptfreie Cremes und Medizinprodukte wie Pflaster, Patches oder Thermostifte versprechen genau diese Abkürzung. So manches Mittel wirbt sogar mit einer Heilung innerhalb von 24 Stunden. Doch die Stiftung Warentest ist von den Lippenherpes-Helfern nur wenig überzeugt («test»-Ausgabe 6/2024).

26 Mittel haben sich die Testerinnen und Tester näher angeschaut. Heißt konkret: Sie haben Studien zu Wirksamkeit und Risiken gesichtet, um so zu einer Einschätzung zu gelangen, ob sich die Produkte zur Behandlung von Herpes eignen.

Das Fazit der Stiftung Warentest: Keines der 26 Mittel kann die Heildauer signifikant verkürzen. Cremes mit den Wirkstoffen Aciclovir oder Penciclovir können sie im besten Fall um einen halben bis einen Tag verringern. Mehr ist der Studienlage zufolge nicht drin. Selbst dann, wenn man die Cremes bei den ersten Beschwerden aufträgt, wie die Hersteller es empfehlen.

Der Stiftung Warentest zufolge dringen die Wirkstoffe nicht tief genug in die Haut ein, gelangen also nicht bis in die Nervenknoten, von denen die Virusinfektion ausgeht.

Kann man sich Mittel gegen Herpes also komplett sparen? So absolut lässt sich das nicht sagen, denn einige Produkte können nach Ansicht der Stiftung Warentest durchaus einen Nutzen bringen.

Zum Beispiel Patches gegen Herpes. Das sind spezielle Pflaster, die - auf die Bläschen geklebt - Schmutz und Keime fernhalten können. Außerdem bieten sie eine Möglichkeit, die Bläschen zu kaschieren. Denn die Pflaster lassen sich auch mit Lippenstift oder Make-up überschminken.

Und noch ein Nutzen der Patches: Sie verringern das Risiko, das man die ansteckenden Herpesviren weitergibt. Teebaumöl als Zusatz kann man sich aber sparen - es kann allergische Reaktionen auslösen, so die Stiftung Warentest.

Apropos anstecken: Damit man seinem Umfeld nicht auch eine Herpesinfektion beschwert, sollten Betroffene auf gute Hygiene achten. Das heißt: Finger von den Bläschen lassen. So kann man verhindern, dass sie sich entzünden - oder dass man die Viren weiter in die Augen trägt. Während der Infektion sollten Betroffene zudem keine Handtücher, Gläser, Trinkflaschen oder Lippenstifte mit anderen teilen.

Und noch eine Regel, die vor allem frischgebackenen Eltern sehr schwerfallen dürfte: Wer Herpes hat, sollte keine Babys küssen. Dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) zufolge kann eine Infektion mit Herpesviren bei Neugeborenen zu einer Gehirnentzündung führen, die lebensbedrohlich werden kann.