Getrennte Betten: Frauen schlafen alleine besser – Männer aber nicht. Wieso eigentlich?
Ist man in einer Beziehung, teilt man sich normalerweise nicht nur ein Leben, sondern auch ein Bett. Dabei wird jedoch vollkommen ignoriert, dass Frauen dabei um ihren Schlaf gebracht werden. Zeit, im Bett getrennte Wege zu gehen?
Warum Frauen allein besser schlafen als Männer – und was das für unsere Partnerschaften bedeutet
Wenn Paare hierzulande in getrennten Schlafzimmern nächtigen, dann bedeutet das meistens nichts Gutes. Im besten Fall schnarcht lediglich einer von beiden, im schlimmsten Fall hängt der Haussegen schief. Dabei hat der Umstand, dass wir in Deutschland als Paar mit unseren Partnern in einem Bett schlafen, historisch gesehen vor allem pragmatische Gründe: es mangelt(e) an Platz. In anderen Ländern, den USA zum Beispiel, sind getrennte Schlafzimmer vollkommen normal. Wobei wir nicht verschweigen wollen, dass gemeinsames Schlafen in einer harmonischen Beziehung durchaus positive Aspekte hat, es beispielsweise beruhigend und stressreduzierend wirkt. Auch das gemeinsame Einkuscheln reduziert die Anspannungen des Alltags und kann beim Einschlafen helfen, Sex sowieso.
Zum Problem wird es allerdings, wenn eine*r in der Partnerschaft schnarcht – und das tun vor allem Männer. Zwanzig bis 46 Prozent aller Männer schnarchen, während es bei Frauen nur acht bis 25 Prozent sind. In heterosexuellen Partnerschaften leiden Frauen demnach deutlich häufiger unter schnarchbedingtem Schlafmangel. Hinzu kommt: Männer bewegen sich tendenziell auch mehr und intensiver im Schlaf und müssen häufiger nachts aufs Klo – alles Umstände, die dazu führen, dass die Partner*innen von Männern im Schlaf häufiger gestört werden. Frauen haben zudem häufig einen weniger tiefen Schlaf als Männer, was wohl vor allem daran liegt, dass Frauen sich traditionell mehr um Kinder kümmern und daher zuverlässig wach werden müssen und mussten, wenn Kinder nachts wach werden – was, insbesondere im Falle von Kindern, zu einer weiteren Intensivierung des Schlafproblems führt.
Frauen schlafen besser allein
Objektiv betrachtet muss man daher festhalten, dass Frauen alleine deutlich besser schlafen (würden) – auch wenn viele das womöglich nicht wahrhaben wollen, weil es ihnen wichtig ist, nachts ihre*n Partner*in an ihrer Seite zu haben und sich dadurch sicher und geborgen fühlen. Studien belegen jedoch, dass der Schlaf durchschnittlich eine höhere Qualität aufweist, wenn man alleine schläft.
Nun sollte man annehmen, dass auch Männer besser alleine schlafen, schließlich wäre eine potenzielle Störquelle eliminiert, wenn man sich sein Bett nicht teilt – stimmt aber nicht. Untersuchungen haben gezeigt, dass Männer tatsächlich sogar besser schlafen, wenn ein*e Partner*in nachts neben ihnen im Bett liegt. Warum das so ist, darüber kann man allerdings nur mutmaßen. Männer, das hatten wir bereits weiter oben, sind weniger anfällig für nächtliche Störungen, das hilft sicher. Aber womöglich fühlen sich Männer aus evolutionären Gründen auch sicherer und geborgener, wenn sie wissen, dass noch jemand da ist, der nachts mit aufpasst. Allerdings: Ab der Menopause steigt der Anteil schnarchender Frauen signifikant. Das wiederum hat dann ebenfalls negative Auswirkungen auf den Schlaf des Partners und/oder der Partnerin.
Getrennte Betten: Ja oder nein?
Ob getrennt schlafen Sinn macht, sollte man sich mit seinem Partner und/oder seiner Partnerin in erster Linie anhand einer einzigen Frage stellen: Leidet eine*r von beiden unter der vorhandenen Schlafsituation, bei der man sich das Bett teilt? Und diese Frage sollte man sich zum Wohle aller ehrlich beantworten, denn ansonsten kann sich aus dem dadurch entstehenden Schlafmangel schlimmstenfalls eine klinische Störung entwickeln. Dennoch tun sich viele Paare schwer damit, sich einzugestehen, wenn das geteilte Bett bei einem von beiden zu Schlafdefiziten führt. Männer vor allem deshalb, weil sie tendenziell besser schlafen, wenn noch jemand neben ihnen liegt, Frauen vermissen oft die Nähe und Wärme, wie Studien belegt haben – und ignorieren dabei, dass es ihnen mit mehr Schlaf womöglich dennoch besser ginge.
Dabei sollte man ganz klar festhalten: Getrennte Betten sind kein Indiz für eine bevorstehende Trennung – im Gegenteil. Wenn alle Partner*innen ausgeschlafen sind, dürfte das jeder Beziehung zuträglich sein – und die kurzfristige Distanz der getrennten Betten kann durchaus auch das sexuelle Verlangen und Begehren steigern. Niemand sagt ja, dass man nicht auch mal ins Bett des Partners/der Partnerin hineinhüpfen kann.
Getrennte Betten, getrennte Beziehung?
Wer Angst davor hat, dass das getrennte Schlafen negative Auswirkungen auf die Beziehung haben könnte, kann und sollte selbstverständlich gegensteuern. Helfen kann dabei beispielsweise ein gemeinsames Abendritual – etwa das Zubettbringen des Anderen oder eine Kuscheleinheit, bevor man sich ins andere Bett zurückzieht.
Und dass man sich im Laufe einer Beziehung beim Einschlafen etwas mehr „Freiheit“ zurückholt, kennen die meisten Menschen ja eh. Denn während viele frische Paare häufig noch deutlich mehr Sex vorm Einschlafen haben und dann auch oft eng umschlungen in den Schlaf gleiten, lässt das mit der Zeit in der Regel nach. Dann dreht man sich irgendwann auf die Seite und ist häufig froh, wenn man wieder ein bisschen autarker beim Schlafen ist. Denn klar, eng aneinandergeschmiegt einzuschlafen ist schön, aber wirklich gut, tief und fest schläft man so in der Regel nicht. Insofern ist auch hier wichtig zu wissen, dass es vollkommen normal ist, wenn man sich irgendwann auf die Seite dreht und für sich schläft, und dass man das nicht als Zeichen für eine Entfremdung deuten sollte. Man sollte es vielmehr so interpretieren, dass sich jede*r sicher und geborgen fühlt, aber vor diesem Hintergrund eben auch seinen Freiraum beansprucht.
Kinder sind Killer – zumindest, was den Schlaf angeht
Ein Sonderfall entwickelt sich innerhalb einer Partnerschaft, wenn Kinder dazukommen. Denn je nachdem, welche Schlafsituation man schafft, in der Regel schlafen Erwachsene dadurch immer schlechter – zumindest, solange man sich ein Schlafzimmer und gegebenenfalls auch noch Bett teilt. Denn auch ein Kind bewegt sich im Schlaf, macht Geräusche, wacht mal auf – allesamt Störquellen, die einem erholsamen Schlaf entgegenstehen. Meist wird es dann – auch weil Kinder hierzulande dann häufig nicht mehr im selben Zimmer/Bett schlafen – besser, doch manche Elternteile haben bis dahin schlichtweg verlernt, gesunden und ruhigen Schlaf zu finden; der Körper ist es dann gewohnt, ständig aufzuwachen. Manchmal kriegt man das selbst wieder in den Griff, manchmal ist aber auch schlafmedizinische Hilfe von Nöten.
Schlafverhalten sind unterschiedlich
Was man zudem als Faktor nicht außer acht lassen sollte, ist der Umstand, dass jede*r unterschiedliche Schlafvorstellungen und -bedürfnisse hat. Manche Menschen gehen gerne früh ins Bett, andere lieben es, bis spät nachts wach zu bleiben, einige brauchen mindestens neun Stunden Schlaf täglich, andere kommen mit lediglich fünf Stunden gut zurecht – und natürlich können auch die beruflichen Verpflichtungen Einfluss aufs Schlafverhalten haben.
Studien haben gezeigt, dass Frauen häufig wichtig ist, zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und aufzustehen wie ihr*e Partner*in, wohingegen Männern das oft egal ist. Womöglich liegt das am häufig ausgeprägteren Harmoniebedürfnis von Frauen. Ob man seine Schlaf- und Aufstehzeiten aber wirklich synchronisiert, muss man innerhalb der Beziehung besprechen und ausprobieren, wenn man denn möchte. Allerdings: Studien haben tatsächlich gezeigt, dass Beziehungen im Schnitt länger halten, wenn die Partner*innen ähnliche Bettzeiten haben – selbstverständlich ohne Garantie. Worauf man aber in jedem Fall achten sollte, ist, dass man innerhalb der Partnerschaft nicht aneinander vorbeilebt – denn wenn eine*r immer erst ins Bett geht, wenn der/die andere aufsteht und man keinerlei gemeinsame Zeit mehr hat, kann man sich die Beziehung auch gleich sparen. Aber so weit wollen wir es ja alle nicht kommen lassen, oder?