Herbstzeitlose: Wie giftig ist die kleine Zwiebelblume wirklich?
Herbstzeitlose sind sehr giftig für Menschen und Tiere. Wenn Sie versehentlich davon gegessen haben, sollten Sie sich schnellstens in ärztliche Behandlung begeben, denn es drohen tödliche Folgen.
Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) erblühen im frühen Herbst, wenn sich die meisten Sommerblumen zurückziehen. Mit ihren rosa bis violett gefärbten Blüten sehen die krokusähnlichen Gewächse ganz bezaubernd aus. Doch in den Pflanzen steckt ein tödliches Gift! Neben Krokussen besteht die größte Verwechslungsgefahr von Colchicum autumnale mit Bärlauch (Allium ursinum), denn das Laub ist sehr ähnlich. Daher rührt auch das Risiko, versehentlich Blätter der Herbstzeitlosen zu verzehren.
Das Gift der Herbstzeitlosen
Blätter, Blüten und Knollen der Herbstzeitlosen beinhalten 20 Alkaloide. Damit gehört die kleine Wiesenblume zu den gefährlichen Giftpflanzen im Garten. Insbesondere das reichlich vorhandene Colchicin macht die Herbstzeitlose so giftig. Colchicin ist in allen Pflanzenteilen enthalten und es ist so hoch konzentriert, dass bereits der Verzehr von fünf Gramm Samen einen Menschen töten könnte. Der Giftgehalt nimmt im Laufe des Jahres zu. Sind die Samen reif, ist die Konzentration am höchsten.
Herbstzeitlose sind auch für Tiere gefährlich. Wenn Herbstzeitlose in den Wiesen gemäht und im Heu verarbeitet werden, kann sich das Gift bei den Tieren niederschlagen. Sie leiden dann unter Durchfall, Erbrechen und Koliken. Nehmen sie eine hohe Dosis auf, droht Atemlähmung. Daher ist Vorsicht geboten. Bekommen Weidetiere das Gift ab, bleibt Colchicin außerdem in der Milch nachweisbar und kann Menschen gefährden. Colchicin wird nämlich eine krebsbegünstigende und tumorerzeugende Wirkung zugeschrieben.
Die Dosis macht das Gift
In der Homöopathie kommt das Gift der Herbstzeitlosen in stark verdünnter Form in der Potenzierung D6 bis D12 gegen Rheuma, Gicht und Magen-Darm-Beschwerden sowie gegen Übelkeit vor allem in der Schwangerschaft zur Anwendung. Die Verdünnung ist so stark, dass in den frei gehandelten Präparaten kein Gift nachweisbar ist. Bei Präparaten, die weniger stark verdünnt sind, müssen Schulmediziner ein Rezept ausstellen. Tatsächlich wird Colchicin bis zur Potenzierung D3 auch in der Schulmedizin gegen Gicht eingesetzt. Früher wurde es im Rahmen von Krebstherapien getestet, was sich allerdings bislang nicht durchgesetzt hat.
Welche Vergiftungserscheinungen treten auf?
Typische Symptome beim Verzehr von Herbstzeitlosen sind Magenkrämpfe und Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Diese Zeichen zeigen sich ziemlich schnell nach dem Genuss der Pflanze. Später werden die Beschwerden massiver. Es kommt zu Störungen der Nieren- und Leberfunktion. Außerdem werden die Blutgerinnung sowie die Funktion des Knochenmarks und das Herz-Kreislauf-System massiv beeinträchtigt. Wer zu viel der Herbstzeitlosen zu sich genommen hat, kann an einem Multiorganversagen sterben, das innerhalb von 24 bis 36 Stunden eintritt.
Sofort den Giftnotruf kontaktieren
Treten Vergiftungserscheinungen durch Colchicum autumnale auf, müssen Sie schnell handeln. Am besten rufen Sie sofort die Giftnotrufzentrale in München im Universitätsklinikum rechts der Isar unter 089/19240 an und erläutern den Notfall. Man wird Ihnen dort weiterhelfen und anweisen, was zu tun ist. Der Münchner Giftnotruf ist nicht regional beschränkt, sondern für Patienten aus ganz Deutschland erreichbar. Je nach Schwere des Verlaufs sollten Sie sich außerdem entweder mit Ihrem Hausarzt in Verbindung setzen oder den Rettungsdienst rufen.
Je früher bei einer Vergiftung mit Herbstzeitlosen eingegriffen und die Intoxikation behandelt wird, desto besser. Es gibt eine Reihe klinischer Untersuchungen und Laboranalysen, die durchgeführt werden können, um einen schweren Verlauf zu verhindern. Eine Behandlung im Krankenhaus ist im Ernstfall unvermeidlich, denn nur dort kann unter intensivmedizinisch kontrollierten Bedingungen das Gift aus dem Körper ausgeleitet werden.