Zu hohe Gebühren: Ryanair streicht Strecken in Spanien - Minister spricht von Erpressung
Der europäische Billigflieger Ryanair, eine der größten Billigfluggesellschaften der Welt, hat für 2025 auf mehreren spanischen Flughäfen die Flugverbindungen reduziert. Tausende von Sitzplätzen fallen weg.
Insgesamt werden auf sieben Flughäfen die Ryanair-Flugverbindungen reduziert. Andere streicht der Billigflieger ganz aus dem Programm.
Insgesamt streicht Ryanair 800 000 Sitzplätze in Spanien, das entspricht 18 Prozent der Ryanairplätze im spanischen Markt. Zwölf Strecken entfallen ganz.
Die Fluggesellschaft begründet dies mit den vom spanischen Flughafenbetreiber Aena erhobenen Gebühren, die sie als "überhöht" ansieht. Aena wiederum wirft der Fluggesellschaft "Erpressung" vor: Ryanair setze sein Gewicht ein, um den Zugang zu den Fluhäfen kostenlos zu erhalten.
"Leider ist dies der Modus Operandi von Ryanair", erklärte Aena-Präsident Maurici Lucena. "In vielen europäischen Ländern haben wir das schon seit Jahren gesehen: Drohungen, Halbwahrheiten, Lügen; aber im Falle Spaniens glaube ich ehrlich gesagt, dass sie jetzt den Rubikon des Respekts, des guten Glaubens und der grundlegendsten geschäftlichen und institutionellen Höflichkeit überschritten haben."
Am Mittwoch eskalierte der Streit, nachdem Ryanair-Chef Michael O'Leary einen weiteren umstrittenen Vorfall zur Sprache gebracht hatte.
Im November 2024 verhängte die spanische Regierung gegen fünf Fluggesellschaften Geldstrafen wegen "missbräuchlicher Praktiken", darunter die Erhebung von Gebühren für Handgepäck. Ryanair wurde mit 107,8 Millionen Euro die höchste Strafe auferlegt.
Auf einer Pressekonferenz in Brüssel schimpfte O'Leary über den spanischen Verbraucherschutzminister Pablo Bustinduy und nannte ihn einen verrückten kommunistischen Minister", der Fluggesellschaften bestrafe, die keine andere Wahl hätten, als die Mitnahme von Handgepäck zu beschränken".
Bustinduy schlug zurück und sagte, dass "kein Druck, keine Erpressung und keine Beleidigung mich davon abhalten werden", die Verbraucher vor multinationalen Konzernen und Magnaten zu schützen, "wie mächtig diese auch sein mögen".
Welche Flughäfen werden von Ryanair nicht mehr angeflogen?
Es sind vor allem regionale Flughäfen in Spanien, von denen sich Ryanair ganz oder teilweise zurückzieht.
Am stärksten betroffen sind Jerez und Valladolid, die die Billigfluglinie nicht mehr anfliegen wird.
Nach Angaben von Aena wird es in Valladolid nach dem Ausstieg von Ryanair nur noch einen kommerziellen Anbieter geben - Binter Canarias, die zweimal wöchentlich Gran Canaria anfliegt.
Jerez wird besser dastehen, da es mit den bestehenden Verbindungen von Binter, Air Nostrum und Vueling mit Madrid, Barcelona, Mallorca, Teneriffa und Gran Canaria verbunden ist.
Von den anderen Flughäfen wird Vigo am meisten Kapazität verlieren, da Ryanair dort 61 Prozent seiner Flüge streichen wird.
Aus Santiago wird Ryanair ein Flugzeug abziehen. Das führt zu einer Verringerung der Kapazität um 28 Prozent. Auch Zaragoza, Asturien und Santander werden einige Ryanair-Flüge verlieren.
"Die überhöhten Flughafengebühren von Aena und das Fehlen praktikabler Wachstumsanreize untergraben weiterhin die spanischen Regionalflughäfen", sagt Ryanair-CEO Eddie Wilson. "Infolgedessen wird Ryanair seinen gesamten Flugbetrieb in Jerez und Valladolid einstellen, ein Flugzeug aus Santiago abziehen und den Verkehr in Vigo, Santiago, Zaragoza, Asturien und Santander mit einem Verlust von 800.000 Sitzen im Sommer 2025 reduzieren."
Related
Mit welchen Gebühren ist Ryanair unzufrieden?
Laut Aena wird die durchschnittliche Gebühr, die die Fluggesellschaften ab dem 1. März für Flughafendienste zahlen müssen, auf 10,35 Euro pro Passagier, dem Stand von 2024, eingefroren.
"Die Weigerung von Aena, den Fluggesellschaften Anreize für die Nutzung nicht ausgelasteter Kapazitäten auf ihren Regionalflughäfen zu geben, hat Ryanair gezwungen, Flugzeuge und Kapazitäten auf wettbewerbsfähigere europäische Märkte zu verlagern", so Wilson weiter.
Aena bestreitet jedoch, den Fluggesellschaften keine Anreize für die Nutzung von Regionalflughäfen zu bieten. Ende Oktober 2024 genehmigte die Flughafenbetreibergesellschaft eine Initiative zur Förderung des Wachstums ihrer 17 Regionalflughäfen.
Konkret hat Aena denjenigen Flughäfen, die weniger als drei Millionen Passagiere haben und deren Passagieraufkommen noch nicht wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht hat, einen 100-prozentigen Rabatt für zusätzliche Passagiere über das Niveau von 2023 hinaus angeboten.
Nach Angaben der Aena würde dieses Anreizsystem die Ryanair-Gebühr pro Fluggastde facto auf nur 2 Euro senken.
"Aena bittet Ryanair eindringlich, sich zu beruhigen und seine seit langem bekannte verlogene, aggressive und bedrohliche Geschäfts- und Kommunikationsstrategie aufzugeben, die man nur schwerlich nicht als Versuch der Erpressung von Aena, der Region und letztlich der spanischen Öffentlichkeit interpretieren kann", so der Flughafenbetreiber.
Related
Behindern die Gebühren auf spanischen Flughäfen das Wachstum?
Aena betont, seine Gebühren gehörten zu den niedrigsten in Europa. Ryanair sagt jedoch, dass dies nicht stimme.
Der Inflationsdruck hat dazu geführt, dass alles teurer geworden ist, auch in der Luftfahrt. Vom Treibstoff über das Personal bis hin zu Lieferungen und Dienstleistungen - alles kostet mehr als früher, und die Fluggesellschaften haben dies schnell an die Passagiere weitergegeben.
Die International Air Transport Association (IATA) geht davon aus, dass die Flugpreise im Jahr 2024 um 16 Prozent im Vergleich zu 2019 gestiegen sind. Der Airports Council International (ACI) hat jedoch Untersuchungen veröffentlicht, die darauf hindeuten, dass sie eher um 38 Prozent höher sind.
Auf der anderen Seite konnten die Flughäfen ihre Gebühren nicht in gleichem Maße anheben. Laut ACI steigen die Flughafengebühren in Europa bis 2024 nur um 13,6 Prozent, was weit unter den Kostensteigerungen liegt, die die Flughäfen erleben.
"Viele Flughäfen sind noch nicht in der Lage, den Inflationsdruck in ihren Nutzungsentgelten vollständig widerzuspiegeln", sagt der Generaldirektor von ACI Europe Olivier Jankovec. "Die Regulierungsbehörden sind sich dieses Drucks und der Tatsache, dass die durch COVID angehäuften Schulden ihre Investitionsmöglichkeiten beeinträchtigen, oft nicht bewusst."
Ryanair kritisiert unter anderem, dass Aena die Gebühren 2024 um 4,09 Prozent anheben durfte, obwohl die spanische Regierung 2021 entschieden hatte, dass die Flughafengebühren für fünf Jahre eingefroren werden sollten.
Im Jahr 2023 genehmigte die Comisión Nacional de los Mercados y la Competencia (CNMC) eine Erhöhung von insgesamt 0,40 Euro pro Fluggast. Aena schlug erneut eine Erhöhung für 2025 vor, die die Kosten für die Fluggesellschaften um 0,05 € erhöht hätte. Dies wurde jedoch von den Wettbewerbshütern der CNMC abgelehnt.
"Ich bin überrascht, dass die Rentabilität dieser Strecken in Frage gestellt wird", sagt Aena-Chef Lucena. Er betont, dass die Ryanair-Flüge von den Regionalflughäfen aus voll waren - voller als die Flüge von den großen Stadtflughäfen.
Im Jahr 2024 wies Ryanair auf spanischen Flughäfen ein Wachstum vom 8,7 Prozent auf. Für das Jahr 2025 wird Ryanair trotz der geplanten Kürzungen in Spanien rund 5 Prozent mehr Flüge anbieten.
Ryanair wächst weiterhin an den größten und touristischsten spanischen Flughäfen. Für diese Flughäfen gilt aber der Incentive-Rabatt nicht. Die Fluggesellschaften müssen die vollen 10,35 Euro pro Passagier zahlen.
"In Wirklichkeit hat Ryanair angekündigt, einen relativ kleinen Prozentsatz seines gesamten Flugbetriebs einzustellen", sagt Lucena. "Die angekündigten 800.000 Sitze machen genau 1,21 Prozent des gesamten Passagieraufkommens im Jahr 2024 aus."
Er fügt hinzu, dass Ryanair geschäftsbedingte Streckenkürzungen verschleiert, um Druck auf Aena und die Regierung auszuüben.
Lucena geht sogar so weit zu sagen, dass die Maßnahmen von Ryanair nach spanischem Recht sogar als illegal angesehen werden könnten. "Kurz gesagt, das ist alles ziemlich unangenehm und bedauerlich", so Lucena abschließend.
In einer Erklärung bekräftigte Aena ihren Standpunkt: "Trotz ihrer großspurigen Rhetorik läuft der ständige öffentliche Druck von Ryanair auf ein einfaches Ziel hinaus: einen erheblichen Teil der spanischen Flughäfen kostenlos zu nutzen, was die langfristige finanzielle Tragfähigkeit des spanischen Flughafensystems gefährden würde."