Nicht mehr und nicht weniger: Diese 7 Bücher müssen Sie 2024 gelesen haben

Bücher 2024

Diese sieben Bücher muss man kennen, um 2024 mitreden zu können.

Esquire Germany, PR,

Wie viele Bücher lesen Sie in einem Jahr? Sollten Sie es schaffen, jeden Monat ein Buch zu lesen, sind Sie den meisten Menschen etwas voraus. Wir sind ganz ehrlich: Auch sieben Romane in einem Jahr können, je nach Thematik und Dicke des Buches, herausfordernd sein. Ist aber machbar, und deswegen haben wir uns auf sieben Bücher geeinigt, die dieses Jahr den Buchmarkt und BookTok dominiert haben und das Gesprächsthema überhaupt waren. Wer über Weihnachten und beim Smalltalk auf der Silvesterparty mitreden möchte, sollte zumindest diese sieben Romane gelesen haben.

Dieses Buchcover haben Sie garantiert in den letzten Wochen viele Male gesehen. Denn die Autorin Martina Hefter gewann mit ihrem Roman Hey, guten Morgen, wie geht es dir? am 14. Oktober den Deutschen Buchpreis 2024. Der Roman handelt von einer Protagonistin Mitte 50, die ihr wenig Geld als Performance-Künstlerin in Leipzig verdient, ihren MS-kranken Mann pflegt und nachts mit einem nigerianischen Liebesschwindler chattet. Es braucht eigentlich nicht mehr Gründe für dieses Buch als den Preis, den es gewonnen hat. Aber es liefert zwei Hände voll. Die Geschichte ist intensiv, ein Kammerspiel, perfekt orchestriert, und schließlich stellt sich die Frage: Wer nutzt in dieser Story eigentlich wen aus?

Sally Rooneys neuer Roman Intermezzo handelt von den Brüdern Peter und Ivan Koubek, die nach dem Tod ihres Vaters mit ihrer Trauer kämpfen. Peter, ein erfolgreicher Anwalt in seinen Dreißigern, versucht, seine Beziehungen zu zwei Frauen zu navigieren: Sylvia, seiner ersten großen Liebe, und Naomi, einer jüngeren Studentin mit unbeschwerter Art. Gleichzeitig entwickelt Ivan, ein 22-jähriger, sozial etwas unbeholfener Schachspieler, eine komplexe und intensive Verbindung zu Margaret, einer älteren Frau. Beide müssen ihren Weg zu echter Liebe und echter Trauer finden. Erwarten Sie von diesem Buch keine pochende Spannung, sondern eine äußerst interessante und moderne Charakterstudie.

Was ist ein Leben wert? Das ist die Frage, die über 256 Seiten dieses preisgekrönten Romans schwebt. Im Zentrum von Trophäe steht Hunter, ein reicher Amerikaner und begeisterter Jäger, der es liebt, Leben mit seinem Gewehr auszulöschen. Er hat schon so gut wie alles erlegt, nur ein Nashorn fehlt ihm noch auf seiner Bucket List – und der Abschuss eines solchen wird ihm eines Tages von seinem Freund Van Heeren angeboten. Also reist er nach Afrika. Doch der Traum platzt, als sein Plan von Wilderern durchkreuzt wird. Da fragt ihn sein Freund, ob er schon mal von den Big Six gehört habe. Doch die sechste Trophäe ist kein Tier. Ein ungemein radikaler und provokanter Roman, der einen heftig am Genick packt und in eine moralische Tiefe reißt, aus der es kein Entkommen gibt.

Die Vegetarierin von Han Kang aus dem Jahr 2007 ist ein verstörendes und faszinierendes Werk, das tief in die Abgründe der menschlichen Psyche eintaucht und die Themen Identität, Freiheit und Rebellion auf unvergleichliche Weise behandelt. Es erzählt die Geschichte einer Frau, die beschließt, kein Fleisch mehr zu essen – ein scheinbar harmloser Entschluss, der jedoch das Leben ihres Umfelds und letztlich ihr eigenes völlig aus den Fugen geraten lässt. Han Kangs scharfsinnige, poetische Sprache und ihr kompromissloser Blick auf soziale Erwartungen und persönliche Freiheit sind einmalig. Deshalb wurde sie 2024 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Es gibt nun keinen besseren Zeitpunkt, um sich von der Kraft ihrer Worte in den Bann ziehen zu lassen, oder?

Gabriel García Márquez war ebenfalls Literaturnobelpreisträger; er verstarb vor zehn Jahren. Aus seinem Nachlass ging nun der Roman Wir sehen uns im August hervor. Auch wenn das nicht im Sinne des Autors war, veröffentlichten die Söhne das Werk posthum. Die Protagonistin Ana Magdalena Bach begibt sich jedes Jahr am 16. August auf die Karibikinsel, auf der ihre Mutter begraben wurde. Sie legt einen Strauß Gladiolen am Grab und übernachtet im Hotel. Dieses Mal lernt sie jedoch einen Mann kennen. Im Jahr darauf trifft sie ihn wieder, und von nun an gibt es einen neuen Grund, einmal im Jahr auf diese Insel zu fahren. Jahr für Jahr kehrt sie nach der Reise zu ihrem Ehemann zurück. Ein posthumes Werk von Márquez hat niemand erwartet – es ist jedoch immer ein absolutes Muss auf einer Leseliste.

Nach ihrem erfolgreichen Debüt 22 Bahnen schreibt Caroline Wahl die Geschichte von Protagonistin Ida weiter. Nach dem Tot ihrer Mutter sieht sie sich gezwungen ihren Heimatort zu verlassen. Sie setzt sich in den Zug, der am weitesten weg führen soll und findet sich irgendwann auf der Ostseeinsel Rügen wieder. Dort findet sie Obhut bei einer Art Ersatzfamilie. Von nun an lebt sie ein leichteres Leben, das jedoch immer wieder von Schmerz durchzogen wird. Windstärke 17 ist definitiv einer der erfolgreichsten Romane des Jahres. Nicht der beste des Jahres, da sind wir ganz ehrlich, aber über so einen durchschlagenden Erfolg muss man reden. Und man muss vor allem mitreden können.

Man könnte sagen, es gehört zum guten Ton, das neue Buch von Saša Stanišić zu lesen. Wenn es auch noch den furiosen Titel Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne hat, dann ist das definitiv ein Muss. Stanišić selbst kann sein Buch nur schwer einordnen und bezeichnet es als Chimäre – als eine Art Mischwesen. Es sind Kurzgeschichten, die auf magische Art und Weise alle miteinander verbunden sind, und zwar über das Leitmotiv des Buches: Proberaum des Lebens. Die Theorie des Proberaums des Lebens wird in der Leitgeschichte des Buchs erwähnt. Was wäre, wenn man einen Teil seines Lebens in der Zukunft, wie in einem Proberaum, ausprobieren könnte? Sie merken, das Buch ist schwer zu fassen, aber logisch, sobald man es liest. Man sollte es zumindest lesen, denn die typische Art des Autors kombiniert Melancholie mit frechem Witz, Trauer mit Humor. Das tut allen gut.