"Vape Zunge": Arzt erklärt, was dahinter steckt - und warnt vor den Folgen

Als angeblich gesündere Alternative zur klassischen Zigarette liegen E-Zigaretten seit einiger Zeit hoch im Trend. Doch nun warnen Mediziner vor den gesundheitlichen Risiken, von denen eine besonders überraschend ist. Wir klären auf.

Während viele Personen den Geruch von Zigarettenrauch als ziemlich belästigend empfinden, kann dies bei E-Zigaretten nicht der Fall sein: Statt dem Verbrennen von klassischem Tabak, wird bei den E-Zigaretten eine Flüssigkeit erhitzt, dann verdampft und inhaliert. Dabei kann man sich den Geschmack ganz von selber aussuchen – von Wassermelone bis Piña Colada ist alles dabei. Die E-Zigaretten sollen zudem gesünder sein, weil die Temperatur beim Verdampfen niedriger ist als beim Verbrennen. Was erstmal eher positiv klingt, wird von Mediziner zunehmend problematisch wahrgenommen.

Was steckt hinter dem "Vapen"?

E-Zigaretten werden mit einem Akku betrieben und enthalten ein Heizelement, das das Liquid mit dem gewünschten Aroma erhitzt, sodass es verdampft und dann inhaliert werden kann. Verbraucher*innen können aus einer Vielzahl von Geschmacksrichtungen wählen: von klassischen Sorten wie Melone bis hin zu ungewöhnlicheren Aromen wie Käsekuchen, Pudding oder Kaugummi.

In Deutschland unterliegen nikotinhaltige E-Zigaretten dem Tabakerzeugnisgesetz sowie der Tabakerzeugnisverordnung. Für den Verkauf gelten strenge Vorschriften, wie etwa eine Obergrenze für den Nikotingehalt von maximal 20 Milligramm pro Milliliter. Auch bestimmte Zusatzstoffe sind verboten, was besonders wichtig ist, da in den USA bereits Todesfälle durch "gepanschte" Produkte gemeldet wurden.

Laut einer Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) "vapen" in Deutschland etwa sechs Prozent der Bevölkerung – vor allem Männer. Nahezu 90 Prozent gaben an vor dem Umstieg zu E-Zigaretten, normale Zigaretten geraucht zu haben, zwei von drei Personen begannen einfach nur zusätzlich zum Rauchen mit dem "vapen".

Schon gewusst? Etwa jede vierte Person in Deutschland greift zur herkömmlichen Zigarette. Auch hier ist der männliche Anteil der Personen höher als der weibliche.

E-Zigaretten & ihre gesundheitlichen Folgen

Vaping wird oft als weniger schädlich als Rauchen von Zigaretten angesehen, jedoch gibt es zunehmend Hinweise auf gesundheitliche Risiken, die mit dem Inhalieren von E-Zigaretten-Dampf verbunden sind. Vaping kann zu Atemwegsbeschwerden führen, wie Husten, Keuchen und Kurzatmigkeit. In schweren Fällen kann es zu sogenannten "vaping-associated lung injuries" (VALI) kommen, die schwerwiegende Lungenschäden verursachen können. Diese wurden erstmals 2019 in den USA beobachtet, wobei mehrere Todesfälle auf das Inhalieren von verunreinigtem E-Zigaretten-Liquid zurückgeführt wurden.

Einige Studien legen nahe, dass das Dampfen den Blutdruck und die Herzfrequenz erhöhen kann, was zu einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen könnte. Die in vielen E-Liquids enthaltenen Chemikalien, wie Propylenglykol und Glycerin, können ebenfalls Entzündungen in den Atemwegen verursachen und das Risiko für Herzprobleme erhöhen. Auch die zugesetzten Aromastoffe können gesundheitsschädlich sein, insbesondere wenn sie beim Verdampfen giftige Substanzen freisetzen. Zum Beispiel können einige Aromen, wie Diacetyl, zu einer Erkrankung der Atemwege führen, die als "Popcorn-Lunge" bekannt ist.

Nahezu alle E-Zigaretten enthalten Nikotin, welches eine starke Suchtwirkung hat. Die schnelle Aufnahme von Nikotin über das Dampfen kann zu einer höheren Suchtgefahr führen, insbesondere bei Jugendlichen, die E-Zigaretten als Einstiegsdroge verwenden. Studien zeigen, dass die Verwendung von E-Zigaretten bei Jugendlichen das Risiko für späteren Tabakkonsum erhöhen kann.

Schon gewusst? Viele Raucher wechseln zu E-Zigaretten als ersten Schritt bei der Raucherentwöhnung. Ein Überblick aus dem Jahr 2022 zeigt, dass nikotinhaltige E-Zigaretten bei etwa vier von 100 Nutzern erfolgreich zur Entwöhnung führen können. Dies steht im Vergleich zu Personen, die eine Nikotinersatztherapie (wie Pflaster oder Kaugummis) verwenden. Trotzdem sollte bei der Methode Vorsicht geboten sein, denn "gesund" sind die E-Zigaretten natürlich nicht.

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Die "Vape-Zunge": Was steckt hinter dem Phänomen?

Eher neu und unerforscht, ist das vermehrt auftretende Problem der "Vape-Zunge". Betroffene berichten, dass sie weniger schmecken können. Der Grad des Geschmacksverlusts kann individuell variieren und hängt stark vom jeweiligen Konsumverhalten ab. Wissenschaftliche Studien fehlen zu der Problematik, auffällig ist jedoch, dass im Internet immer mehr Mediziner vor der gesundheitlichen Folge warnen.

Einer der Experten, die auf die Gefahren des Vapens hinweisen, ist Dr. Stewart von der Chelsea Dental Clinic in London. Er veröffentlichte ein Video, um über das Phänomen der sogenannten "Vape-Zunge" aufzuklären. Laut Dr. Stewart handelt es sich dabei um einen Zustand, bei dem der Geschmackssinn verloren geht, weil jemand übermäßig "vaped". Besonders die wegwerfbaren E-Zigaretten mit aromatisierten Liquids seien ein Grund für die Zunahme dieses Problems. Der übermäßige Konsum führt zu einer höheren Nikotinaufnahme und einem trockenen Mund, was letztlich den Geschmackssinn erheblich beeinträchtigen kann. In einigen Fällen kann dies sogar zu einem vollständigen Verlust des Geschmackssinns führen.

Was kann man gegen die "Vape-Zunge" tun?

Die eher beruhigende Nachricht: Den berichteten Erfahrungen nach tritt das Phänomen nur temporär auf und kann wieder verschwinden. In der Regel regenerieren sich die Geschmacksknospen nämlich bereits 48 Stunden nach dem Rauchstopp. Trotzdem warnen Mediziner*innen vor den gesundheitsschädigenden Folgen vom "vapen", geben aber auch zusätzliche Tipps, wie man die "Vape-Zunge" schneller wieder loswerden kann.

  1. Hydration: Ein häufiger Grund für die Vape Zunge ist die Mundtrockenheit, die durch das Dampfen entsteht. Es ist wichtig, ausreichend Wasser zu trinken, um den Mund feucht zu halten und den Speichelfluss zu fördern.

  2. Mundspülungen: Das regelmäßige Spülen mit einer antimikrobiellen Mundspülung oder einer milden Salzlösung kann helfen, Bakterien im Mund zu reduzieren und die Zunge zu erfrischen. Einige empfehlen auch, ein Mundwasser zu verwenden, das für eine erhöhte Feuchtigkeit sorgt.

  3. Zungenpflege: Ja, richtig gehört: eine gute Mundhygiene ist entscheidend. Das regelmäßige Reinigen der Zunge mit einem Zungenschaber kann Ablagerungen entfernen und den Geschmackssinn verbessern.

  4. Vape-Konsum reduzieren: Es liegt auf der Hand und viele Konsument*innen kennen bereits die optimale Lösung für ihr Problem. Denn wenn der Geschmackssinn verloren geht, kann es hilfreich sein, den Konsum von E-Zigaretten vorübergehend zu reduzieren, um dem Mund Zeit zu geben, sich zu erholen. Möglicher Pluspunkt: Eventuell leitet die kurze Pause ja bereits den Beginn der Abgewöhnung des Rauchens ein.

  5. Vermeidung von aromatisierten Liquids: Da viele aromatisierte Liquids das Problem der Vape Zunge verschärfen können, könnte es hilfreich sein, auf unaromatisierte Liquids umzusteigen, um eine Reizung zu vermeiden.

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