Phänomen Toiletten-Schlange: Warum Frauen durchschnittlich so viel länger warten müssen als Männer

Forscher schlagen Lösung vor

Frauen stehen vor der Toilette Schlange, Männer nicht - ein häufiges Bild (Symbolbild: Getty Images)
Frauen stehen vor der Toilette Schlange, Männer nicht - ein häufiges Bild (Symbolbild: Getty Images)

Bei jedem Konzert, Festival oder sonstigem Event ist das Phänomen zu beobachten: Vor der Frauen-Toilette bildet sich eine lange Schlange, während die Männer sich zügig die Klinke in die Hand geben. Dass dies nicht nur Schein ist, haben vor einigen Jahren zwei Forscher der Universität Gent - Wouter Rogiest und Kurt Van Hautegem - berechnet. Demnach warten Frauen im Schnitt mehr als sechs Minuten vor der Toilette, Männer hingegen nicht einmal eine: Elf Sekunden beträgt die Wartezeit der Männer durchschnittlich, die von Frauen sechs Minuten und 19 Sekunden.

Die Gründe hierfür hat das Wissensmagazin Funk auf Instagram zusammengefasst. Diese liegen nämlich nicht allein in biologischen Unterschieden, sondern auch im Gesetz. Und auch eine Lösung haben Studien womöglich bereits gefunden - doch diese ist umstritten, wie schon allein die Reaktionen auf den Instagram-Post selbst zeigen.

Lange Schlangen für Frauen - und weniger Toiletten

Tatsächlich brauchen Frauen länger als Männer auf der Toilette, wie eine britische Studie zeigt, weil sie beispielsweise den Sitz säubern, während Männer sich oft nur ans Urinal stellen müssen. Hinzu kommen Faktoren wie mehr Kleidung, die abgelegt werden muss, oder die Periode, die den Toilettengang ebenfalls in die Länge zieht. Der Gent-Studie zufolge brauchen Frauen also im Schnitt 90 Sekunden auf der Toilette im Vergleich zu 60 Sekunden bei Männern.

Trotz dieser Umstände stehen Frauen oft weniger Pinkelplätze zur Verfügung als Männern - und das per Gesetz. Laut Funk bestimmen die Bundesländer die vorgeschriebene Zahl der verfügbaren Toiletten bei Großveranstaltungen in ihrer jeweiligen Versammlungsstättenverordnung selbst. Demnach müssen in Nordrhein-Westfalen und in Bayern für Menschenmengen von 1000 Personen mindestens zwölf Damentoiletten zur Verfügung stehen sowie acht Herrentoiletten und zwölf Urinale. In Baden-Württemberg müssen es bei 1000 Personen mindestens 15 Damentoiletten, fünf Herrentoiletten und zwölf Urinale sein. In manchen Bundesländern wie Rheinland-Pfalz (neun Damentoiletten, drei Herrentoiletten und sechs Urinale pro 1000 Personen) stimmen die Zahlen der Pinkelplätze zwar überein, doch oft haben Männer schlicht deutlich mehr Möglichkeiten, sich zu erleichtern.

Sind Unisex-Toiletten die Lösung?

Auf den ersten Blick liegt die Lösung auf der Hand: Es müssen bei großen Veranstaltungen schlicht mehr Frauentoiletten zur Verfügung gestellt werden. Doch wie Rogiest und Van Hautegem vorrechnen, würde dies die Wartezeit von Männer und Frauen je nach Layout der Toiletten tatsächlich etwas angleichen - im besten Fall würden sie auf etwa zwei Minuten und 18 Sekunden bei den Frauen und 40 Sekunden bei den Männern korrigiert werden.

Doch um die Warteschlangen auf beiden Seiten auf einem Minimum zu halten, lautet die Lösung den beiden Mathematikern zufolge: gemischte Toiletten. So müssten Frauen nur noch zweieinhalb Minuten warten, Männer wenig mehr als eine halbe Minute. Hierbei meinen die beiden Forscher lediglich, den vorhandenen Raum gleich unter den Geschlechtern aufzuteilen - Funk bezeichnet dies jedoch als Unisex-Toilette, als solche Räumlichkeit also, bei der sich Frauen und Männer einen Eingang zum stillen Örtchen teilen.

Bei dem Stichwort bricht in den Kommentaren unter dem Funk-Post eine hitzige Diskussion los, bei denen auf beiden Seiten Argumente vorgebracht werden. "Nein, ich möchte das eher nicht. Eine Damentoilette ist auch ein bisschen ein Safe Space. Hab so viel Mist mit Männern erlebt, da ist mir ein Raum nur für Frauen lieber", heißt es dort zum Thema Unisex-Toiletten. Oder: "Dann warte ich lieber, als mit irgendwelchen Kerlen das Klo zu teilen oder beim Lippenstift nachziehen blöd angegeiert zu werden." Doch es heißt auch: "Geschlechterneutrale Toiletten sind in anderen Ländern schon lange Standard. Interessant ist doch eigentlich nur welche Art von Klo (Urinal/WC) hinter der Tür ist. Nicht wie sich die benutzende Person identifiziert." Und: "Warum gibt es noch keine Unisex Toiletten, Urinale kommen etwas versteckt an das ende des Flurs und die Kabinen vorher. Fertig Händewaschen kann man wohl auch gemischt."

Eine Instagram-Nutzerin schlägt zudem Urinale für Frauen vor, wie sie beispielsweise in Japan schon entwickelt wurden - übrigens ein weiterer Vorschlag von Rogiest und Van Hautegem, damit die Frauen-Warteschlange schneller voranschreitet. Alternativ könnte man sich auch an ihren Vorschlag mit der Nutzung des vorhandenen Raums halten - ob nun mit einem oder zwei Eingängen.