Studie beweist: Es gibt mehr Geschlechtervielfalt als angenommen

Vor vier Jahren ergab eine Studie, dass 1,8 Prozent der US-amerikanischen Jugendlichen transgender sind. Eine Ärztin dachte sich, dass man mit anderen Fragen vielleicht weitere Erkenntnisse über die Geschlechteridentitäten unter Jugendlichen gewinnen könnte - und hatte recht. Ihre Forschung ergab, dass diese diverser sind, als bisher angenommen.

The National Center for Transgender Equality has lost about two-thirds of its staff in just weeks. (Getty Images)
Reicht es, zu wissen, wie viele Menschen transgender sind? Eine neue Studie stellte andere Fragen (Symbolbild: Getty Images)

Wie viele Kinder und Jugendliche sind trans? Dieser recht vereinfachten Frage widmete sich 2017 eine Studie, die Schüler an verschiedenen High Schools befragte. Doch der Begriff transgender ist nicht so eindeutig, wie es viele annehmen. Während viele nach wie vor denken, dass er immer für eine Geschlechteridentitätsstörung steht, bei der das biologische Geschlecht nicht mit der tatsächlichen Geschlechteridentität übereinstimmt und das medizinisch angepasst wird, steht er heutzutage für viele Arten der Abweichung von traditionellen Geschlechternormen. Nicht jeder will jedoch zwingend etwas an seinem Körper oder seinen Namen ändern.

Andere Fragestellung bringt realistischere Zahlen ans Licht

Zu kurz gegriffen erschien die Befragung auch Dr. Kacie Kidd, Ärztin für Kinder- und Jugendmedizin, die deswegen eine neue Studie anleierte. Sie befragte 3168 Schüler an 13 Schulen in Pittsburgh mit unterschiedlichem gesellschaftlichem Hintergrund und stellte dabei zwei Fragen: "Was ist dein gesetzliches (also bei der Geburt zugewiesenes) Geschlecht?" und "Welches der folgenden Begriffe beschreibt dich am besten: Mädchen, Junge, trans Mädchen, trans Junge, genderqueer, nicht-binär oder eine andere Indentität?"

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Kidd erwartete sich von dieser zweiteiligen Fragestellung eine höhere Zahl an Jugendlichen, die sich einem diversen Geschlecht zuordnen würden. Und tatsächlich: Statt 1,8 Prozent waren es nun 9,2 Prozent, die das tun.

Mehr Aufklärung und eine offenere Gesellschaft sorgen für mehr Sichtbarkeit

Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum einen gibt es heute mehr Wissen über verschiedene Geschlechteridentitäten. Jules Gill-Peterson von der University of Pittsburgh erklärte CNN: "Egal, welche Geschlechter in einer beliebigen Gesellschaft existieren, es gibt immer Menschen, die von den Normen abweichen." Heute gebe es schlicht mehr Begriffe für diese Abweichungen. Auch die Offenheit vieler Länder gegenüber Diversität trägt dazu bei, dass Menschen ihre eigene Identität entdecken und leben.

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Die Schlussfolgerung, die Kidd aus ihrer Studie in erster Linie zog, ist größere Offenheit gegenüber diversen Jugendlichen vor allem im medizinischen Bereich. "Viele junge Menschen, die sich gender-divers fühlen, werden in der Gesundheitsversorgung anders behandelt", sagt Kidd "CNN". "Dieser Teil der Bevölkerung soll Zugang zu Beratung und medizinischen Hilfsmitteln haben."

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