Sucht-Experte verrät: Digital Burnout - was es ist & wie Sie sich schützen
Medienkonsum führt gerade bei jungen Menschen immer häufiger zum digitalen Burnout. Was das ist, welche ersten Warnsignale Sie kennen sollten & wie Sie einen digitalen Burnout vermeiden, verrät Mediensucht-Experte Florian Buschmann.
In einem unserer Workshops zum Thema Prävention von Mediensucht, erzählte ein Schüler, dass es ihm schwerfällt, sich nachmittags auf seine Hausaufgaben zu konzentrieren. Immer wieder werden er von Nachrichten von Freunden abgelenkt, erscheinen neue Social-Media-Benachrichtigungen oder ziehen kurze Videos seine Aufmerksamkeit auf sich. Er fühlt sich ständig erreichbar sein zu müssen, was ihn daran hindert, wirklich fokussiert zu arbeiten.
Diese Beispiele verdeutlichen das Phänomen des "Digital Burnout". In unserer Gesellschaft ist das Digitale nahezu allgegenwärtig und durchdringt fast alle Bereiche unseres Alltags - sei es in beruflichen Anforderungen, der Kommunikation in der Schule oder der Freizeitgestaltung. Oft bemerken wir nicht, wie sehr uns diese permanente Online-Präsenz belasten kann.
Digitaler Burnout: Diese Warnsignale sollten Sie ernst nehmen
Es gibt Anzeichen für eine digitale Überlastung, die wir ernst nehmen sollten, auch wenn sie nicht sofort offensichtlich sind:
1. Probleme mit der Konzentration
Personen, die ständig neuen Reizen ausgesetzt sind - sei es durch eingehende Nachrichten oder endlose Feeds - haben Schwierigkeiten, sich länger auf eine Sache zu konzentrieren. Das Gehirn gewöhnt sich an kurze, schnelle Impulse und reagiert unruhig, sobald keine Benachrichtigungen mehr eintreffen. Insbesondere bei Hausaufgaben führt dies oft zu oberflächlichem Arbeiten und Frust.
2. Stress
Der Druck, schnell zu antworten, damit man nichts verpasst, kann unbemerkt anwachsen und letztendlich zu dauerhafter Anspannung führen. Wenn es nicht gelingt, den digitalen Dauerstress zu regulieren, drohen langfristig innere Unruhe und Reizbarkeit.
3. Schlafstörungen
Wenn das Smartphone auch nachts in Reichweite liegt und bei jeder kleinen Meldung aufleuchtet, fällt es schwer, zur Ruhe zu kommen. Das blaue Licht der Bildschirme beeinflusst zudem den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus. Personen, die sich keine bewussten digitalen Auszeiten nehmen, leiden unter einer schlechteren Schlafqualität und fühlen sich tagsüber müde.
"Always on"-Modus für Geräte, nicht für Menschen
Insbesondere Jugendliche, die häufig in Schulgruppen oder über soziale Medien ständig vernetzt sind, fühlen sich oft dazu verpflichtet, immer zu reagieren. Dieses "Always on" Konzept, das man sonst von Displays kennt, kann schnell zu einer negativen Entwicklung führen: Je mehr Zeit man online verbringt, desto größer wird der Druck, keine Unterhaltung zu verpassen.
Das Gehirn erhält kaum noch Ruhephasen, in denen es sich erholen kann. Zusätzlich wird von anderen erwartet, dass man rund um die Uhr erreichbar ist. Wenn man sich eine Pause gönnt, wird man als unzuverlässig angesehen.
Die Folge davon ist nicht nur eine beeinträchtigte schulische Leistungsfähigkeit - da Hausaufgaben oder das Lernen gestört werden -, sondern auch ein beeinträchtigtes seelisches Wohlbefinden. Dauerhafter digitaler Stress erhöht das Risiko für Depressionen und Burnout, selbst in jungen Jahren.
Bewusster Medienkonsum - digitalen Burnout vermeiden
Wie kann man aus diesem Strudel entkommen? In unseren Workshops haben sich einige Ansätze bewährt:
1. Die Bildschirmzeit analysieren
Viele Smartphones bieten die Möglichkeit, die tägliche Bildschirmzeit oder die Nutzung einzelner Apps zu erfassen. Nutzen Sie diese Daten als Ausgangspunkt für Gespräche – oft sind wir überrascht, wie viel Zeit wir tatsächlich mit Medien verbringen. Auf dieser Grundlage können sinnvolle Grenzen festgelegt werden.
2. Offline-Zonen einrichten
Hausaufgaben- oder Lernphasen funktionieren am besten, wenn das Handy konsequent beiseitegelegt wird. Eine einfache Regel: Während der Lernzeit sollte das Smartphone oder Tablet außer Reichweite sein. Nur so kann das Gehirn ungestört seine Aufgabe erledigen.
3. Hobbys statt endloses Scrollen
Wer regelmäßig analogen Freizeitaktivitäten nachgeht – sei es Sport, Musik, Kunst oder Spiele mit Freunden – tankt Energie und gewinnt Abstand. Indem man bewusst offline kreativ oder aktiv ist, lernt das Gehirn wieder, sich auf eine Sache zu konzentrieren und den Moment zu genießen.
4. Bewusste Kommunikation
Nicht jede Nachricht muss sofort beantwortet werden. Legen Sie feste Zeiten oder Intervalle fest, zu denen Sie Chats und E-Mails überprüfen. Diese "digitalen Pausen" helfen dabei, entspannter mit Nachrichten umzugehen und das Gefühl ständiger Verpflichtung zu reduzieren.
Sprechstunde: Einladung für Eltern
Es ist von großer Bedeutung, dass Familien zusammen ein Bewusstsein für einen gesunden Umgang mit digitalen Medien entwickeln. Dies ist besonders wichtig, damit Kinder und Jugendliche ihre schulischen Aufgaben konzentriert erledigen können und nicht in der digitalen Welt verloren gehen.
Wir möchten alle Eltern herzlich zu unserer Elternsprechstunde einladen. In dieser Sprechstunde können wir individuell besprechen, wie Sie Ihr Kind unterstützen können, während Sie selbst den Überblick behalten. Gemeinsam werden wir Strategien entwickeln, um Digital Burnout vorzubeugen und die Vorteile moderner Technologien sinnvoll zu nutzen. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!
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